Sport/Fußball

Der Messi aus dem Schnee

Lionel Messi hört sich besser an als Claudio Nancufil. Aber just ein achtjähriger Junge mit dem wenig klangvollen Namen wird als ein neues Messi-Ass des Fußballs gefeiert. „Messi aus dem Schnee“ wird er genannt. Der Original-Messi kommt aus Rosario, einer argentinischen Stadt, die nicht nur den Weltfußballer hervorgebracht hat. Auch Marcelo Bielsa, Vorbild von Bayern-Trainer Pep Guardiola, kommt aus Rosario. Und Gerardo Martino, der momentan in Barcelona den großen Messi trainieren darf.

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Claudio Nancufil kommt aus Bariloche, einer Kleinstadt an den Ausläufern der Anden, die bekannter ist für Skifahren als für Fußball. Doch wenn es nach den Experten geht, dann wird Bariloche in einem Jahrzehnt die Heimat eines neuen Fußballhelden sein. DieBBC jedenfalls spannt in einer Dokumentation für die WM den Bogen über Maradona und Messi bis zu Nancufil.

Besonderer Kick

Der kickt auf einem staubigen Platz seines Heimatvereins Martin Guemes, wo man sein Talent schon im Alter von vier Jahren erkannt hat. „Schon damals stach er mit seiner Technik aus den Gleichaltrigen heraus“, sagt Klubchef Marcelo Ernalz.

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Seine Hose ist ihm sichtlich zu weit, sie schleift beim Laufen beinahe auf dem Boden. Claudio Gabriel Nancufil ist der Kleinste in seiner Mannschaft, spielt aber schon wie ein Großer. Claudio ist kleiner als die Kinder in seinem Alter, weshalb über eine Hormonstörung spekuliert wird, vielleicht auch, um eine weitere Parallele zu Messi herzustellen. Die spanischen ZeitungEl Confidencialberichtet aber schon vom Interesse spanischer Topklubs wie Atlético, Real und Barcelona. Der Repräsentant einer PR-Agentur mit dem klingenden Namen „Suenos Communicaciones“ (Kommunikationsträume) hat sich mit den Eltern zusammengesetzt. Manuel Otero, der normalerweise Musiker und Schauspieler vertritt, sagte der Zeitung: „Nach Weihnachten wird er bei spanischen Vereinen ein Probetraining absolvieren.“

Viviana, die Mutter des kleinen Claudio („Claudito“), hat eine besondere Freude daran, wie ihr Sohn seine Fähigkeiten erklärt. „Als ich ihn gefragt habe, wie er das macht, sagte er nur, dass er eine Vorstellung im Kopf hat und seine Füße setzen das um.“

war der Beste seiner Generation und ist in Argentinien ein gefeierter Held. Der 53-Jährige führte Argentinien 1986 zum WM-Titel und lebt heute in Dubai, wo er Al Wasl trainierte.

ist der Beste der aktuellen Generation. Der 26-Jährige gewann mit Barcelona sechs Mal die Meisterschaft und drei Mal die Champions League. Zwischen 2009 und 2012 wurde er vier Mal in Folge Weltfußballer.

soll der Beste der künftigen Generation sein. Der Achtjährige kommt aus Bariloche im Süden von Argentinien. Die BBC macht eine Dokumentation über Lionel Messi und Diego Maradona, in der auch Claudio vorkommt.

In Belgien hat der Amateurklub FC Racing Boxberg einen Einjährigen verpflichtet: „Ist der 20 Monate junge Bryce Brites der neue Lionel Messi?“, heißt es auf der Webseite des kleinen Vereins. Bryce kann zwar noch nicht Ball sagen, schießt aber schon wie ein Großer. Klub-Boss Dany Vodnik sagt: „Bryce schießt den Ball auf eine Art, wie man es selbst bei Vier- oder Fünfjährigen nicht sieht. Seine Ballkontrolle ist unglaublich.“ Er soll bei den Fünfjährigen mittrainieren.

Was wird Brites in 18 Jahren machen? Wird aus dem Wunderkind ein Wunderkicker? Wird er in der Versenkung verschwinden? Oder gar ein Superstar?

Ein Spurensuche nach ehemaligen und aktuellen Wunderkindern.

Sonny Pike

wurde Anfang der 90er-Jahre von Ajax Amsterdam als Siebenjähriger geholt. Nach der Scheidung seiner Eltern hatte Pike eine schwere mentale Krise zu durchleben. Er ging zurück in seine Heimat England, kickte im Amateurbereich unter dem Namen Luke Pike und fing ein Studium an.

Freddy Adu

war mit acht Jahren aus Ghana in die USA gekommen und mit zehn Jahren zum neuen Pele erklärt worden. Er unterschrieb mit 14 einen Vertrag bei DC United und erhielt vom Sportartikelhersteller Nike über eine Million US-Dollar. Heute ist Adu 24 Jahre alt und ohne Vertrag, seit er den brasilianischen Mittelständler Bahia verlassen hat.

Armin Cerimagic

(Jahrgang 1994) wechselte mit elf Jahren aus der bosnischen Fußballschule zu Inter Mailand. Mittlerweile kickt er in Belgien. Aktuell ist er dort in der zweiten Liga tätig als Leihgabe von Gent an Eendracht Aalst.

Dennis Krol

wurde im Sommer 2005 von Barcelona verpflichtet, bekam als 14-Jähriger 7000 Euro im Monat. Im Jänner 2009 ging Krol zurück nach Leverkusen, danach zu den Amateuren von Düsseldorf und ist seit Sommer in Wuppertal in der Oberliga Niederrhein als Amateur tätig.

Pierre Larrauri

wurde 2008 von Bayern München verpflichtet. Der 13-Jährige zog mit seinem Vater von Peru nach Deutschland, bekam aber schon bald Heimweh und war doch noch zu schwach. Der heute 18-Jährige debütierte im September beim peruanischen Klub Sporting Cristal.

Takefusa Kubo

war in Japan schon mit neun Jahren ein Star. Um „Take“ buhlten verschiedene europäische Spitzenklubs. Der Wunsch des Jungen war es aber schon immer, für den FC Barcelona aufzulaufen. Dort spielt der 12-Jährige seit einem Jahr, derzeit in der Infantil-B-Mannschaft. Selbstverständlich wird Take bereits als der „japanische Messi“' gefeiert.

Madin „Magic“ Mohamed

ist erst acht Jahre alt. Wie Zinedine Zidane, mit dem er verglichen wird, ist auch Madin Sohn algerischer Einwanderer. Das Mega-Talent lebt mit seiner Familie in Frankreich und spielt für Roubaix.

Muhammed Demirci

zwar zwölf Jahre alt, als ihn Barcelona für eine Million Euro kaufen wollte. Besiktas Istanbul lehnte das Angebot ab. Seit 2011 gehört Muhammed Demirci der ersten Mannschaft von Besiktas an. Sein Debüt in der Süper Lig gab er am 1. April 2012 gegen Samsunspor. Demirci wurde in der 80. Spielminute für den österreichischen Teamspieler Veli Kavlak eingewechselt.

Jean Carlos Chera

hat schon mit zwölf Jahren einen Künstlernamen: „Anderson“. Er galt in Brasilien als der „neue Pele“. Nachdem sein Heimatverein Associacao Desportiva Atletica aus der im Süden Brasiliens gelegenen Provinz Parana ein Video mit Spielszenen von Chera auf die Homepage gestellt hatte, wurden Scouts auf den Linksfuß aufmerksam. Letztendlich entschied sich Chera und dessen Familie für den Pele-Klub FC Santos. Dieses Jahr, mit 17, unterschrieb er einen Profivertrag bei Atletico Paranaense.

Rhain Davies

fiel dem englischen Topklub Manchester United als Neunjähriger auf, weil sein Großvater eine DVD an den Verein schickte. Der in England geborene, aber seit seinem vierten Lebensjahr in Australien lebende Nachwuchs-Kicker ist auf YouTube ein Held. Millionen wollten den vierminütigen Internet-Video-Clip mit seinen Dribbelkünsten sehen, die er während eines U-10-Spiels in Brisbane zeigte. Davis ist jetzt 16 Jahre alt und spielt in der U-18-Mannschaft von Manchester United.