Sport/Fußball

"Wer Frauen trainiert, wird belächelt"

Vorlesungen halten, Diplomanden betreuen, Artikel für Fachmedien verfassen. Johannes Uhlig ist Universitätsprofessor. Je nach Belastungszeit 30 bis 60 Stunden in der Woche. "Es würde mir schwer fallen, die wissenschaftliche Arbeit aufzugeben", sagt der dreifache Familienvater. Muss er auch nicht: Von seinem Zweitjob als Frauenfußball-Trainer in Neulengbach könnte er ohnehin nicht leben. Diesen macht er aus purer Leidenschaft.

Mit Erfolg. Zum neunten Mal holten sich die Niederösterreicherinnen in der vergangenen Saison die Meisterschaft. Am Mittwochabend (19 Uhr) stehen sie gegen Malmö zum zweiten Mal in Folge im Achtelfinale der UEFA Women's Champions League. "Wir gehen als klarer Außenseiter in dieses Duell", sagt Uhlig vor dem Heimspiel realistisch.

Vor allem physisch sind die Schwedinnen im Vorteil. "Malmö ist enorm offensivstark. Wir müssen versuchen, die ersten 30 bis 40 Minuten ohne Gegentor zu überstehen und durch die Euphorie und die Zuschauer ins Spiel zu finden. Nur ja nicht in Ehrfurcht erstarren", erklärt der Trainer die Strategie.

Land des Lächelns

Leichter gesagt als getan. Schließlich zählt die schwedische Damen-Profi-Liga neben der deutschen zu den besten der Welt. Während Österreichs Frauenfußball von einer Profiliga ungefähr so weit entfernt ist wie Namibia vom eigenen Skiteam.

"Wer in Österreich als Mann Frauen trainiert, wird grundsätzlich belächelt", erzählt Johannes Uhlig von seinen Erfahrungen. Ärgert das den Akademiker? "Natürlich würde ich mir im Jahr 2011 mehr Akzeptanz wünschen. Als realistischer Optimist hoffe ich darauf, rechne aber nicht damit. Ich mache den Job, weil es mir Spaß macht, mit den Mädchen zu arbeiten, die irrsinnig leistungswillig sind."

Die Liebe zum Sport ist es, die den Trainer und die Spielerinnen drei bis vier Mal in der Woche auf den Fußballplatz treibt. Denn Reichtum ist hierzulande kein Argument für eine Karriere als Kickerin. "Mehrere Hundert Euro verdienen die Spielerinnen in der höchsten Klasse. Da lacht jeder Bua drüber", sagt der Neulengbach-Coach. "Hinzu kommt, dass sich das Team für Bundesliga, Cup und Champions League allein im Herbst 20 bis 30 Tage freinehmen muss."

Johannes Uhlig spricht lieber von seinem Team als von seiner Mannschaft. "Das Wort ist gendermäßig so männlich besetzt", erklärt der 48-Jährige, der es im Umgang mit Frauen gewohnt ist, seine Worte genau zu wählen. Ist er ein Frauenversteher? "Absolut. Das ist eine interessante, aber sehr schwierige Aufgabe."

Herzensangelegenheit

Ein Beispiel? "Frauen sind sensibler. Ich versuche, allen während der Woche gleich viel Zeit zu widmen, damit sich keine benachteiligt fühlt. Das ist eine bewusste Strategie", erklärt Uhlig, der, bevor er ins Damen-Metier wechselte, als Nachwuchstrainer bei Austria Wien, Admira und Rapid gearbeitet hat.

Ein Wechsel zurück kommt für den Meister-Trainer auf keinen Fall infrage: "Ich habe sehr viel Herzblut, Energie und Wissen reingesteckt, habe Erfolg und möchte das gerne weiter so machen."

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