Sport/Fußball

Was Hlinka mit Glavinic verbindet

Peter Hlinka ist auch nach 312 Bundesliga-Spielen anders als die üblichen Fußballer. Der 34-jährige Slowake liebt die Wiener Kaffeehauskultur, spielt dort Schach und liest viel. Vor dem Spiel in Salzburg lud der Kapitän von Wiener Neustadt in sein Stamm-Café Engländer zum KURIER-Interview.

KURIER: In welchen Cafés sind Sie sonst noch gerne?

Peter Hlinka: Im Café Hummel, um Schach zu spielen. Und im Café Anzengruber im Vierten. Dort tummeln sich Leute aus der Kultur, aus der Politik und es herrscht eine tolle Atmosphäre.

Spielen Sie dort auch Schach?

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Ja, manchmal mit Thomas Glavinic. Ich habe aber noch nie mehr als ein Remis gegen ihn geschafft. Er hat in der Jugend sogar professionell gespielt.

Wie lernen ein Fußballer und ein Literat einander kennen?

Thomas ist ein großer Sturm-Fan. Wir haben uns 2010 kennengelernt. Als ich damals aus Graz zur Austria gewechselt bin, hat er mich geschimpft. Mittlerweile sind wir befreundet, er ist eine sehr spannende Persönlichkeit mit tollen Büchern.

Wo sehen Sie die Parallelen zwischen Schach und Fußball?

Auch wenn für viele Schach Kunst ist – der Kampf um den Sieg ist genauso sportlich wie Fußball. Die größte Ähnlichkeit sehe ich in der Kreativität: Man kann da wie dort mit einer Strategie, einer konkreten taktischen Maßnahme das Spiel für sich entscheiden. Wenn eine Idee aufgeht, fühlt sich das großartig an.

Und was kann nur der Fußball?

Dieses Gefühl nach einem Tor ist einzigartig. Toreschießen ist das Beste, das es gibt.

Sie haben diese Saison in acht Einsätzen schon vier Tore erzielt. Werden Sie im Alter noch zum Goalgetter?

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In meiner letzten Saison für Rapid habe ich sogar sieben Tore erzielt. Ich halte als defensiver Mittelfeldspieler bei 38 Liga-Toren. Das war immer eine Stärke von mir.

Sie sind 34 Jahre alt und haben die Trainerausbildung schon abgeschlossen. Könnte das Ihre letzte Saison werden?

Mich überrascht diese Frage, weil sie überhaupt noch nicht in meinem Kopf ist. Ich lebe für den Moment. Ich fühle mich blendend und kann noch locker mithalten.

Wr. Neustadt galt wie immer als Favorit auf den Abstieg ...

... und wir hatten nach einem Viertel sieben Punkte Polster auf die Admira. Zu Saisonbeginn gab es gegen Salzburg und Rapid gleich zwei Debakel. Aber der Verein hat es mit bescheidenen Mitteln wieder geschafft, eine gute Mannschaft zusammenzustellen. Das spricht für diesen Klub.

Hat Wiener Neustadt demnach auch eine langfristige Berechtigung in der Bundesliga?

Sicher. Hier wissen alle, worum es geht. Die Spieler bekommen jeden Monat ihr Gehalt pünktlich und sauber ausbezahlt. Das sollte die Basis sein – ist in Österreich aber nicht selbstverständlich.

Sie wurden nach dem 0:5 gegen die Austria wegen öffentlicher Kritik von Ihrem Trainer Heimo Pfeifenberger erstmals in Ihrer Karriere für ein Spiel suspendiert. Verständlich?

Das war eine zu extreme Maßnahme nach einer sachlichen, objektiven Analyse des Kapitäns. Ich hätte mich als Trainer jedenfalls nicht suspendiert.

Gab es seither eine Aussprache mit Pfeifenberger?

Nein, es war auch nicht nötig. Die sportliche Leistung ist die beste Antwort.

Sind Sie ein schwieriger Spieler?

Nein. Ich bin sehr selbstkritisch und hatte vorher nie Probleme mit Trainern. Auch nicht mit härteren wie Peter Pacult. Der härteste Trainer überhaupt war Franco Foda – aber er hat mir auch gutgetan.

Sie sind bekannt dafür, ehrlich Ihre Meinung zu vertreten. Trauen sich das die vielen jungen Spieler in der Liga auch?

Natürlich habe ich mit 23 über so manches anders gedacht als jetzt. Aber auch ein Junger sollte wissen, was er will. Ich habe ein Buch über Roger Federer gelesen: Er hat mit 22 seinen Trainer entlassen. Er wusste eben, was nötig ist, um an die Spitze zu kommen.