Sport/Fußball

Von EURO bis Eurovision

Neulich in der U-Bahn: Ein frisch verliebtes Pärchen auf dem Weg zum Public Viewing im WUK. Sie: Wer spielt denn da? Er: Schweden gegen Frankreich. Sie: In Schweden? Er: Nein, in Kiew. Sie: Ach so, hat die Ukraine das letzte Mal gewonnen? Er: Nein, Schatz, das ist nicht der Song Contest, das ist die Fußball-EM.

Ein glattes 2:0 für den Experten im Drei-Kronen-Shirt. Denn die Antworten sind erstens korrekt, der Vergleich ist zudem gelungen. Gibt es doch tatsächlich einige Parallelen zwischen dem Kick im 4-Jahres-Takt und dem alljährlichen Wettsingen in Europa:

A) Die nationale Auswahl trifft nicht immer den Geschmack der breiten Masse. Warum spielt nicht Klose statt Gomez? Nicht Torres von Beginn an? Warum wackelt nicht der Wurst mit dem Popo?

B) Stars sind keine Erfolgsgarantie. Davon können nicht nur die Musiker Cliff Richards, Al Bano und Romina Power und DJ Bobo, sondern auch Arjen Robben oder Franck Ribéry ein Liedchen singen.

C) Politische Botschaften oder solche, die dem fröhlichen Image des Events schaden könnten, sind unerwünscht.

D) Österreichs Ergebnisse sind ausbaufähig. Nehmen wir zum Beispiel das letzte Gruppenspiel der Hickersberger’schen Auswahl bei der Heim-EM 2008: Erinnerte die bemühte, aber letztendlich doch zu ideenlose Performance gegen Deutschland nicht an Thomas Forstner, der beim Singsang-Wettbewerb 1991 mit Venedig im Regen stand (und Letzter wurde)?

E) Am Ende haben es alle gewusst und sind eigentlich eh nicht enttäuscht über die Platzierung. Weil: Österreich ist halt ein kleines Land. Viel kleiner als alle anderen.

Der größte Unterschied zwischen EURO und Eurovision ist aber: Im Gegensatz zur singenden Schwedin Loreen werden Zlatan Ibrahimovic und Co. den Titel heuer sicher nicht holen. Die EM ist eben kein Wunschkonzert.