Vereinigte Fußball-Staaten Amerika
Manchester United schlug im Rahmen des International Champions Cups Real Madrid mit 3:1. Es war aber nicht nur irgendein Vorbereitungsspiel, es war nicht nur irgendein Testspiel in den USA: 109.318 Menschen waren am Samstag im Michigan Stadium von Ann Arbor. So viele Menschen haben in den USA noch nie ein Fußballspiel in einem Stadion verfolgt. Der bisherige US-Rekord von 101.799 Zuschauern stammte vom Olympia-Finale 1984 in der Rose Bowl in Pasadena (Kalifornien).
Lukrativer Börsegang
Dass US-Investoren im Fußball durchaus ein lohnendes Geschäft sehen, hatte nicht zuletzt der Börsengang von Manchester United vor zwei Jahren an der New Yorker Wall Street gezeigt. Damals nahm der englische Rekordmeister fast eine Viertelmilliarde Dollar ein. Die für 14 Dollar verkauften Anteilsscheine sind heute 19 Dollar wert. Manchester insgesamt kommt auf eine Bewertung von 3,1 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro).
Dass Fußballklubs ihre Geschäfte im Ausland suchen, ist längst kein Trend mehr, sondern Standard. Manchester United zählt vor allem wegen der Auslandsengagements zu den umsatzstärksten Klubs der Welt. Der Verein war ein Vorreiter der Globalisierung, schickt seine Spieler schon seit Ende der 90er-Jahre durch Asien, Afrika und Nordamerika. Der FC Barcelona hat in den USA mehr Facebook-Anhänger als in Spanien.
Am aktivsten ist derzeit aber Manchester City. Die Scheichs haben sich einen Klub in den USA zugelegt, New York City FC wird ab nächstem Jahr in der Major League Soccer mitspielen. Deshalb wird Englands Ex-Teamspieler Frank Lampard von Chelsea geholt, ein halbes Jahr bei City geparkt und dann nach New York geschickt.
Die Klubs aus Manchester United sind natürlich auch dabei bei der Invasion ausländischer Klubs in den USA in diesem Sommer. 20 Mannschaften bestreiten und bestritten in 25 verschiedenen Städten 30 Spiele. Zehn der Klubs kommen aus England, immerhin erlöst die Premier League im Jahr 560 Millionen Euro im Ausland. Die deutsche Bundesliga kommt auf gerade einmal 70 Millionen. Um die deutschen Klubs internationaler zu machen, schießt die Liga pro Auslandsreise bis zu 300.000 Euro zu. Zwölf Klubs reisten diesen Sommer ins Ausland.
Bayern München, die stärkste deutsche Fußballmarke, machte sich in die USA auf. Die US-Tour der Bayern begann mitten in Manhattan. Letzten Donnerstag wurde das Büro der Firma FC Bayern Muenchen LLC eröffnet. Thomas Gottschalk hat im 22. Stock des Wolkenkratzers der Bayrischen Landesbank an der Lexington Avenue die Einweihung der ersten Dependance eines Bundesliga-Klubs im Ausland moderiert. Hostessen in Bayern-Trikots offerierten mehr als 6000 Kilometer vom Klubsitz Säbener Straße entfernt Topfenaufstrich und Weißbier. 120 Gäste waren geladen, darunter Ex-Ski-Ass Maria Höfl-Riesch und Gus Johnson, der Anchorman des US-Senders Fox Sports, der in den USA die Champions League live überträgt– und ab 2015 auch die Topspiele der deutschen Bundesliga in 90 Millionen Haushalte übertragen wird.
Seit 1. April ist das Büro offen. Es wird von Rudolf Vidal geleitet. Der wurde in Colorado geboren, hat einen deutschen Pass und stand in den 1980er-Jahren im Tor der Bayern-Nachwuchsteams. Die Bayern-Spieler hatten nach der Eröffnung den ersten Auftritt, schlugen Chivas Guadalajara aus Mexiko 1:0. Mittlerweile ist die Mannschaft schon in Portland, wo als Höhepunkt der Reise in der Nacht auf Donnerstag ein Spiel gegen eine Auswahl der US-Liga MLS auf dem Programm steht. Dafür werden die sechs Weltmeister Neuer, Lahm, Götze, Schweinsteiger, Müller und Boateng sowie der Niederländer Robben eingeflogen werden. Das Spiel wird in 130 Länder übertragen.
Um die halbe Welt
Dem Trainer von Manchester United, Louis van Gaal, passt der Nordamerika-Trip nicht in seine Planungen. "Die Entfernungen, die Vielfliegerei und der Jetlag sind nicht positiv für eine gute Vorbereitung", murrte der Niederländer. CNN betitelte die Trips als "reines Business, kein Vergnügen". Manchester United spielt (Dienstag, 1.55 Uhr MESZ, live Servus TV) in Miami gegen Liverpool im Finale des International Champions Cups und hat in zweieinhalb Wochen 22.000 Kilometer zurückgelegt – ein Mal um die halbe Welt.