Stöger: Der Unterschied
Kaum ein Fußballer polarisiert derzeit wie Cristiano Ronaldo. Die einen halten ihn für genial, die anderen für überschätzt. Manche finden ihn cool, andere wiederum arrogant zum Quadrat. Tatsache ist aber, dass er die Portugiesen im entscheidenden Gruppenspiel gegen die Niederlande zum Aufstieg geschossen hat mit seinem Doppelpack. Tatsache ist auch, dass Real Madrid ohne diesen Ausnahmespieler gegen Barcelona nie die Meisterschaft gewonnen hätte.
Spieler wie Ronaldo oder auch Ibrahimovic stehen aufgrund ihres Auftretens sofort in der Kritik, wenn sie einmal das Tor nicht treffen. Trotz des Sieges der Portugiesen über Dänemark sprachen Fans und Medien mehr über die verjuxten Möglichkeiten von Ronaldo und vermuteten sogar eine Formkrise. Von solchen Spielern wird fast in jedem Spiel verlangt, dass sie den Unterschied ausmachen. Meistens werden sie den Erwartungen auch gerecht – schon im nächsten Match traf Ronaldo zwei Mal, Ibrahimovic hat mittlerweile bei drei Europameisterschaften doppelt getroffen. Die Zahlen sprechen für sie.
Und das ist auch nötig, damit sie innerhalb ihrer Mannschaft, in der sie eine Ausnahmestellung genießen, ausreichend Akzeptanz finden. Unterm Strich geht es nämlich immer um die Gruppe. Nur wenn sie funktioniert, wird man erfolgreich spielen.
In Österreich haben wir einen Spieler, der sich gerne selbst mit Cristiano oder Zlatan vergleicht. Wunschdenken und Wirklichkeit klaffen hier aber zu weit auseinander. Arnautovic kann bisher nur bei den Eskapaden mit den Vorbildern mithalten, sportlich machte er – trotz der zwei schönen Tore gegen die Ukraine – noch viel zu selten den Unterschied aus, damit seine Extrawürste auch toleriert werden. Soweit meine Sichtweise.
Als Ronaldo noch bei Manchester spielte hätte ich nicht gedacht, dass mir dieser Spieler einmal taugen wird. Mittlerweile hat er aber eine Qualität erreicht, mit der er Spiele entscheidet, dass ich beinahe ein Fan von ihm geworden bin. Und genau diese Hoffnung trage ich auch bezüglich Marko Arnautovic mit mir.
Hilfe, bitte!
Nach dem gravierenden Fehler im Spiel England – Ukraine wird wieder über den Videobeweis oder die Torkamera diskutiert. Man sollte sich überlegen, endlich technische Hilfsmittel in Anspruch zu nehmen. Vor Jahren war ich noch der Meinung, dass moderne Technologien nicht zum Fußball passen. Diese Meinung habe ich in den letzten Jahren sukzessive revidiert, da ganz einfach zu viele Fehler in zu wichtigen Spielen geschehen sind. Und oft ließen die Funktionäre die Schiedsrichter dabei im Regen stehen.
Denn Millionen sehen im Fernseher, dass es sich bei einer Szene um eine Fehlentscheidung handelt. Aber diejenigen, die in der Verantwortung stehen und ganz nahe dran sind, haben diese Kontrollmöglichkeit nicht und werden daher in ihrer Leistung unter Wert geschlagen.
Logisch, dass man eine solch aufwendige Technik nicht in den Unterligen verwendet. Ich spreche von den großen Bewerben, wo es nicht nur um viel Geld, sondern um ganze Nationen geht. Der Fußball würde ein wenig gerechter werden. Man muss endlich wegkommen von der Mär, dass der Fußball von Fehlern lebt. Die sollen, bitte schön, die Spieler und Trainer machen, und nicht die Schiedsrichter. Keine Sorge, den Stammtischen wird dadurch trotzdem nicht der Diskussionsstoff ausgehen.
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