Sport/Fußball

Spätes 2:2: Die Austria enttäuscht auch in St. Pölten

Die Austria hat in der Fußball-Bundesliga einen Erfolg in St. Pölten liegen gelassen. Die Wiener gingen am Sonntag beim 2:2 (1:0) gegen den Tabellenletzten zweimal in Führung, traten die Heimreise nach einem späten Elfertor von Rene Gartler (87.) aber nur mit einem Zähler im Gepäck an.

Christoph Monschein hatte die Austria mit seinem neunten Saisontor (5.) früh voran gebracht. Nach dem Ausgleich der Niederösterreicher durch Pak Kwang-ryong (59.) legte Alon Turgeman (67.) für die Wiener erneut vor. Durch Hartbergs Erfolg bei der WSG Tirol vergrößerte sich der Abstand der Austria auf Platz sechs auf drei Punkte. St. Pölten hält nun ebenso bei sieben Saisonzählern wie der Vorletzte Altach.

Den zweiten Siege in Folge einzufahren hatte sich die Austria zum Ziel gesetzt. Trainer Christian Ilzer baute seine Elf dafür erneut um. In der Abwehr-Dreierkette gab Michael Madl sein Comeback, in der Offensive sollten Alexander Grünwald und Dominik Fitz hinter der Doppelspitze mit Monschein und Turgeman für kreative Akzente sorgen. Schon eine der ersten Kombinationen ging auf: Grünwald fand Turgeman, der Monschein ins Spiel brachte. Dieser zögerte zwei Tage vor seinem 27. Geburtstag nicht lange und drosch den Ball mit links im Stil eines mit Selbstvertrauen ausgestatteten Spielers ins Kreuzeck. Es war ein Treffer, der einen Schönheitsfehler hatte. Turgeman stand beim Anspiel leicht im Abseits.

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Ende des Elans

St. Pölten, wo Nordkoreas Teamstürmer Pak rechtzeitig vor dem Spiel aus seiner Heimat zurückgekehrt war, konnte dem in der Anfangsphase wenig entgegensetzen. Die "Wölfe" boten dem Gegner Räume an. Fitz (9.) und Turgeman (12.) fanden Chancen auf das 2:0 für die Wiener vor. Danach war es mit dem Elan der Austria aber zu Ende. Nach einer Viertelstunde verflachte die Partie zunehmend.

Die Austria fiel deutlich zurück. Die Favoritner brachten die schwer angeschlagenen St. Pöltner - deren letzter Heimsieg aus dem Dezember 2018 datiert - mit einigen Unkonzentriertheiten in die Partie zurück. Harmlose Hausherren schafften es freilich nicht, wirklich Druck aufzubauen. Der starke Pak mühte sich an vorderster Front vergeblich, ein Fernschuss des Angreifers (42.) fiel zu zentral aus.

Gartler mit dem 2:2

Die Austria fand erst nach Seitenwechsel wieder statt. Turgeman staubte zum vermeintlichen 2:0 ab, dieses Mal war die Abseitsfahne aber oben (48.). Monscheins Vorstoß kurz darauf wurde ebenfalls abgepfiffen, obwohl er wohl aus der eigenen Spielhälfte gestartet war. Doch auch St. Pölten arbeitete für das Erfolgserlebnis. Pak fand zunächst Husein Balic, dessen Flugkopfball deutlich vorbeiging. Der Nordkoreaner machte es dann selbst. Serbest und Madl standen bei einem tiefen Pass schlecht, Pak schloss souverän ab.

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Die Austria wachte danach auf. Der Druck der Wiener erhöhte sich zunehmend, dem 2:1 ging dennoch eine unfreiwillige Koproduktion der St. Pöltner voraus. Luca Meisl köpfelte auf Luan, ehe Riegler vor die Beine von Turgeman klärte. Der Israeli traf ins verwaiste Gehäuse. Für die Austria sollte es dennoch nicht reichen. Der eingewechselte Gartler traf per Elfer, nachdem James Jeggo Daniel Luxbacher im Strafraum gerempelt hatte. Die Austria hatte sich zuvor nicht befreien können. In der Nachspielzeit hätte es Monschein noch einmal richten können, Riegler ließ sich aber nicht überwinden.

Dementsprechend enttäuscht war auch Trainer Christian Ilzer: "Es war ein sehr intensiv geführtes Spiel. Das gefällt mir eigentlich sehr gut. Und dann gibt dieser Schiedsrichter, der diese Härte spielen ließ, in der 87. Minute einen Elfmeter, der keiner war. Das waren heute zwei verlorene Punkte für uns. Wir haben es nicht geschafft, nach unseren Führungen dominant zu bleiben."

Hartberger Cleverness war Trumpf

Damit vergrößerte sich der Abstand der Austria auf den sechsten Tabellenplatz wieder. Denn Hartberg konnte bei WSG Tirol gewinnen. Dabei ist es ja nicht so, dass Thomas Silberberger seine Spieler nicht gewarnt hätte. In den Tagen vor dem Duell mit Hartberg hatte sich der Trainer von WSG Tirol den Mund regelrecht fusselig geredet. Die Steirer seien "das meist unterschätzte Team in Österreich", hatte er seiner Mannschaft eingebläut und nicht nur einmal auf die große Stärke des Gegners hingewiesen. "Im Umschaltspiel sind sie sogar noch einen Tick besser als wir."

Einige Fußballer des Aufsteigers dürften bei diesen Ausführungen nicht  genau hingehört haben. Sonst hätten sie sich im eigenen Stadion vor dem 0:1 wohl nicht so einfach, man könnte fast schon sagen: naiv, auskontern lassen.

Haltbarer Schuss

Nach einem Wattener Ballverlust waren die Hartberger Spieler in Windeseile  ausgeschwärmt und hatten sich auf direktem Weg in Richtung gegnerischer Strafraum gemacht. Am Ende des Konterangriffs kam Rajko Rep an der Strafraumgrenze völlig unbedrängt  zum Schuss – und brachte den Ball auch vergleichsweise einfach im Tor unter. Zumal auch WSG-Tirol-Goalie Ferdinand Oswald den durchaus haltbaren Ball des Slowenen nicht bändigen konnte – 0:1 (61.).

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Der Sieg der Steirer war keineswegs unverdient. Mit Fortdauer der Partie wirkten die Hartberger deutlich abgeklärter und cleverer als der Liga-Neuling aus Wattens. Die Elf von Thomas Silberberger hatte zwar die Chance, in Führung zu gehen, wie schon in früheren Partien ließen die Tiroler die Effizienz und Kaltschnäuzigkeit vermissen.

Nach diesem Duell scheinen die Weichen gestellt. Die Tiroler werden sich wohl im Unteren Play-Off wieder finden, Hartberg bleibt in der oberen Tabellenhälfte.