"Schwulen Fußballern ist nicht zu raten, sich zu outen"
Von Alexander Huber
Von den vielen schönen Bildern des Nationalteams ist Iris Stöckelmayr, Media Officer beim ÖFB, eines als besonders prägend in Erinnerung geblieben: „Als Liechtenstein-Kapitän Frick in seinem allerletzten Spiel ausgewechselt wurde und fast 50.000 Menschen für einen Spieler des Gegners applaudierend aufgestanden sind.“
Die faire Geste des Publikums hat die Liechtensteiner veranlasst, danach bei der Ehrung der Österreicher Spalier zu stehen. „Das war eine spontane Geste, weil die Liechtensteiner so gerührt waren“, erzählt Stöckelmayr.
Eine andere Aktion des Nationalteams ging um die Welt: Die Spieler hatten nach dem medialen Hochkochen der Flüchtlingsdebatte darauf gedrängt, ein Transparent mit der Aufschrift „Respect Refugees“ hochzuhalten. „Das hat allein über die Social Media des ÖFB mehr als eine Million Menschen erreicht und wurde international sehr positiv wahrgenommen“, sagt Stöckelmayr.
Es gibt also erfreuliche Beispiele zum Start der jährlichen Aktionswochen gegen Diskriminierung. Nikola Staritz von der zuständigen „fairplay Initiative“ betont freilich: „Wir arbeiten seit unserer Gründung vor 17 Jahren konsequent an unserer Abschaffung. Aber das wird noch dauern, auch nach den Statements der Vereinskapitäne bei den Spielen am kommenden Wochenende.“
Das glaubt auch Ex-Austria-Kapitän Manuel Ortlechner: „Ich könnte etwa einem schwulen Spieler leider noch immer nicht raten, sich während der Karriere zu outen. Wenn ich daran denke, was da von den Medien und besonders den Fans auf ihn einprasseln würde ...“
Heikles Treffen
Ein reales Fan-Erlebnis hat Ortlechner noch in schlechter Erinnerung. Bevor die Austria den rechtsextremen Fanklub „Unsterblich“ ausschloss, war eine Gesprächsrunde mit Ortlechner als Lösungsversuch angesetzt worden: „Ich habe mich mit Vertretern dieser Gruppe an einen Tisch gesetzt. Am Ende musste ich darauf achten, dort wieder heil rauszukommen.“
In diesem Zusammenhang bedauert Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer, dass die Austria nach Problemen mit Teilen des Anhangs ihr Fan-Zentrum wieder geschlossen hat: „Das war ein Vorzeigeprojekt, das leider eingestampft wurde. Die Entwicklung hin zu mehr Extremismus ist in ganz Europa festzustellen. Im Vergleich steht Österreich noch gut da.“
Ebenbauers Appell an die Politik: „Man darf die Vereine mit diesen Problemen nicht alleine lassen, weil sie die ganze Gesellschaft betreffen.“