Sport/Fußball

Rapid: Auf die Emotion folgt die Erkenntnis

Das hart erkämpfte und viel umjubelte 3:2 gegen Genk brachte Rapid nicht nur drei Punkte in der Gruppe F sowie 360.000 Euro UEFA-Prämie. Sondern auch wichtige Erkenntnisse für die Zukunft.

Der KURIER nennt sechs:

Emotionaler Büskens: Gelöst wie noch nie bei Rapid präsentierte sich Mike Büskens nach dem 3:2. "Diese Emotionen werden mich noch lange begleiten. Für solche Partien wurden wir Fußballer", jubelte der Trainer, dessen Entscheidungen und taktische Anpassungen in der Pause aufgingen. Nach dem Klasse-Solo von Joelinton zum 2:1 kam Andy Marek dem Deutschen beim Torjubel in die Quere und wurde beinahe insultiert. Nach vier Pflichtspielen ohne Sieg gelang der erwünschte Befreiungsschlag, morgen gegen Mattersburg soll eine Siegesserie gestartet werden.

Strebingers Bestätigung: Die erste Saison bei Rapid war für Richard Strebinger ein Auf und Ab, mit Betonung auf Ab. Doch seit der Beförderung zur Nr. 1 strahlt der 23-Jährige Sicherheit aus. "Ich freue mich, wenn ich dem Team helfen kann." Das tat er tatsächlich, wie gegen Sturm konnte der Niederösterreicher die Stärke im 1-gegen-1 perfekt ausspielen.

Torgefährlicher Rasen: Ein Fehler im Rasen war entscheidend: Nach Colleys Rückpass sprang der Ball über das Bein des durchgehend schwachen Tormanns Bizot zum 3:1. "Aber auch beim 0:1 war der Rasen beteiligt", erzählt Stefan Schwab. "Bei einer Flanke von Pavelic ist der Ball versprungen, im Konter hat Genk getroffen." Was ist gegen den optisch schönen, aber zu "torgefährlichen" Rasen zu tun? "An sich ist die Wiese top. Aber nach Luftkämpfen reißt beim Aufkommen oft ein Stück aus dem Rasenziegel heraus. Das ist noch ein Problem", weiß Schwab.

Don’t believe the hype: Selbst Rapid verkauft die Karten nicht von selbst. Gegen Genk blieben einige Hundert Sessel frei. Im VIP-Bereich waren nicht alle der vorab an Sponsoren abgesetzten Plätze besetzt. Das zeigt: Der Hype um das Stadion ist vorbei. Nur Erfolge in Verbindung mit der in Hälfte zwei überragenden Stimmung garantieren künftig Zuschauerzahlen über 20.000.

Kult um Hofmann: Dass sich das Publikum vollständig erhebt, nur, weil ein Spieler eingewechselt wird, passiert selten. Aber nicht nur die Fans leben den Kult um Steffen Hofmann aus. Als der 36-Jährige in Minute 63 eingewechselt wurde, legte Schwab einen Sprint zur Seitenlinie hin. Damit Hofmann nicht ohne Kapitänsbinde einzulaufen hat, Schiedsrichter Blom half beim Wechsel nach. "Das war ein Zeichen der Wertschätzung. Steffen ist ganz unumstritten ‚El Capitano‘. Ich bin nur sein Vertreter", erklärt Schwab. Büskens sieht den Routinier derzeit eher als Joker, betont aber: "Ich möchte Steffen helfen, der Rekordspieler zu werden." 18 Einsätze fehlen.

Sassuolos Klasse: Serie-A-Experten meinen, dass Sassuolo eine Klasse besser sei als Rapid oder Genk. Einen Hinweis darauf liefert das 3:0 der Italiener gegen Gruppenfavorit Bilbao. "Einen Sieg konnte ich mir schon vorstellen, aber die Deutlichkeit überrascht", sagt Büskens. Kein Team hat in den 24 Auftaktspielen höher gewonnen als die Europa-League-Debütanten aus Topf 4 (!). Bilbao steht beim Heimspiel gegen Rapid am 29. September jedenfalls schon gehörig unter Druck.