Sport/Fußball

Polens Suche nach dem Sündenbock

Nach dem geplatzten Traum vom Einzug ins Viertelfinale sucht Polen nach Schuldigen für das frühe Aus bei der Fußball-EM im eigenen Land. Die Medien nahmen am Montag Trainer Franciszek Smuda und Verbandschef Grzegorz Lato ins Visier. Lato war schon am Wochenende von verschiedenen Politikern scharf kritisiert worden war. "Schämt Ihr euch nicht, den Polen in die Augen zu schauen?" titelte die Boulevardzeitung Super Express.

"Smuda wollte lieber schlafen statt den Fans zu danken", schimpfte das Boulevardblatt Fakt über Smudas Abwesenheit auf der Warschauer Fanzone am Sonntagnachmittag. Die Mannschaft hatte sich dort von den Fans verabschiedet und für die Unterstützung bedankt.

Zeit für Veränderungen

"Das wird jetzt eine andere Euro sein", mutmaßte die konservative Zeitung Rzeczpospolita nach dem Aus der polnischen Co-Gastgeber. Es werde aber auch ein anderes Fußball-Polen sein: "Polen ist aus dem Turnier gefallen, Smuda tritt ab. Zeit für Lato und wirkliche Änderungen im (Fußballverband) PZPN."

Während die Sponsoren ganzseitige Anzeigen schalteten, um sich bei den "Weiß-Roten" zu bedanken, ging in den Medien die Trauerarbeit weiter. "Die große Traurigkeit dauert und dauert an", klagte die linksliberale Gazeta Wyborcza. "Sie spielten wie nie zuvor - und fielen aus dem Turnier wie immer." Ein anderer Kommentator schrieb tröstend-ironisch: "Die Polen können keinen Fußball spielen. Aber wir haben eine wunderbare Euro."