Sport/Fußball

Neue Lage: 709 Tage

Ein wenig traurig bin ich schon. Nicht, weil Spanien schon wieder Europameister geworden ist. Das geht nach der Leistung gegen Italien schon in Ordnung. Auch nicht, weil ich in Zukunft wieder in ein Fernsehprogrammheft investieren muss. Das wird noch drinnen sein. Sondern weil mit jedem Schlusspfiff auch ein wenig Wehmut aufkeimt und meine persönliche EM-Bilanz diesmal gar so positiv ausfällt:

Von den 31 Endrunden-Spielen habe ich 28,5 gesehen: An einem Gruppenspiel-Abend habe ich eine Einladung zum Fünf-Gänge-Menü den Strafraum-Spezialitäten vorgezogen. Und einmal – ich muss es zugeben – bin ich in der Verlängerung eingenickt. Ja, es ist peinlich. Ausgerechnet beim Krimi England gegen Italien ist’s passiert. Aber ich tröste mich damit, dass das Schicksal sicher noch weitere Elfer-Dramen für Rooney und Kollegen bereithält.

Vier Abende habe ich unter freiem Himmel gefernseht, public geviewt, wie man so schön sagt: in Gesellschaft schockierter Tschechen, extrovertierter Deutscher, betrübter Italiener und fragender Kanadier. Nachdem der Verwandtschaft aus Übersee die Grundregeln des Spiels, das den Namen Football tatsächlich verdienen würde, erklärt waren, war der Abend umso amüsanter.

Fünf Mal habe ich zu Hause Fußball-Gäste bewirtet und als Gegenleistung für ein steirisches Backhendlsalat-Experiment neue Weingläser geschenkt bekommen. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle! Die EM mag vorbei sein, aber die Weingläser und die Erkenntnis, dass ich mich ohne Weiteres selbst ernähren kann, bleiben für die Ewigkeit.

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich zu Italien gehalten, aber auch mit ’Schland Mitleid gehabt. Noch mehr allerdings mit Cristiano Ronaldo – wie er da traurig am Mittelkreis stand: fertig mit sich selbst, der Welt und seiner Hose.

Ein Mal habe ich die Tage bis zum nächsten Fußball-Großereignis gezählt: 709 sind’s. Das ist zu schaffen.