Schöpf ist ab 1. Jänner Bayern-Profi
Längenfeld im Ötztal gilt nicht unbedingt als Fußball-Metropole. Da wird schon eher Ski gefahren und generell viel Wintersport betrieben am Rande der 4000-Seelen-Gemeinde in 1179 Metern Höhe. Alessandro Schöpf geht diesbezüglich nicht mit der Norm. „Ab und zu geh’ ich schon Skifahren“, sagt der 19-Jährige. „Aber das ist nicht so mein Sport.“
Schöpf hat sich dem runden Leder verschrieben. Und das mit Erfolg: Ab 1. Jänner ist der Teenager Profi beim FC Bayern München. Der zweite Österreicher neben David Alaba beim aktuellen Champions-League-Sieger. Erst kürzlich hat er einen Vertrag bis Sommer 2016 unterzeichnet. „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Zum Kader der besten Mannschaft in Europa oder sogar weltweit zu gehören, ist ein Wahnsinn.“
Belohnung
Zuletzt erzielte Schöpf bei den Amateuren als zentraler Mittelfeldspieler in 18 Spielen in der Regionalliga Bayern sechs Tore. Einige davon vor den Augen der Bayern-Bosse. „Alessandro ist ein großes Talent, wir sind froh, dass wir ihn an den FC Bayern binden konnten. Der Profivertrag wiederum ist eine Belohnung für seinen Ehrgeiz und die prima Leistungen“, sagt Sportvorstand Matthias Sammer, der viele Spiele Schöpfs gesehen hat. „Sammer, Josep Guardiola oder sein Co-Trainer Hermann Gerland kommen immer zuschauen, wenn sie nicht zur gleichen Zeit mit den Profis unterwegs sind“, sagt Schöpf.
Eigene Wohnung
2009 – ein Jahr nach David Alaba – wechselte der 1,78 Meter große Techniker mit der großen Übersicht in den Bayern-Nachwuchs. Aus seinem 30-Quadratmeter-Zimmer im Jugendhaus am Vereinsgelände ist er längst ausgezogen. Mittlerweile hat Schöpf eine eigene Wohnung. „Ich hab’ mich in München sofort wohlgefühlt.“
Erstmals Profi-Luft geschnuppert hat er in der letzten Saison, als er bei den Stars mittrainieren durfte. Mehmet Scholl, damals sein Trainer bei den Amateuren, bereitete ihn darauf vor. „Er hat gesagt: ,Es gibt auch gegen Stars wie Ribéry, Robben oder Lahm kein Zurückziehen. Nur so werden dich diese Spieler respektieren.‘“
Wie es mit Schöpf jetzt weitergeht? Zu erwarten, dass er sich gleich in den ersten Monaten im Starensemble des deutschen Rekordmeisters ein Leiberl erkämpft, wäre kühn. Der eine oder andere Einsatz ist aber nicht auszuschließen. Fix ist, dass er ab 1. Jänner nur noch mit den Profis trainiert. Dass er im kommenden Sommer an einen kleineren Verein der Deutschen Bundesliga verliehen wird, um Spielpraxis zu sammeln, ist möglich. „Mein Ziel ist es aber, zu spielen. Ich geb’ alles, dass es bei den Bayern hinhaut“, sagt Schöpf.
Die Philosophie von Josep Guardiola hat er schon aufgesaugt. „Ich habe in den Trainings und den Testspielen im Sommer schon viel davon verstanden und aufnehmen können. Außerdem ist die Spielweise bei den Amateuren ähnlich.“
Ein wenig anders ist sie im österreichischen Unter-21-Team, dem Schöpf angehört. Der Sprung ins A-Team ist ein weiteres Ziel. Angst, er könnte sich vom ÖFB abwenden und für Italien spielen, braucht man ob seines klingenden Vornamens aber nicht zu haben: „Mein Opa ist zwar aus Südtirol, aber Alessandro heiß’ ich nur, weil der Name meinem Vater so gut gefallen hat.“
Ein österreichischer Stammspieler war aus Marketing-Gründen ob der vielen rot-weiß-roten Bayern-Fans schon vor einigen Jahren Wunsch von Präsident Uli Hoeneß. David Alaba hat ihm diesen Wunsch längst erfüllt. Ob es auch Alessandro Schöpf zum Leistungsträger schafft, wird man sehen. Im Schatten von Alaba und Schöpf kicken allerdings noch sieben weitere Österreicher in der Bayern-Jugend. Kevin Friesenbichler, so wie sein Vater Bruno Stürmer, hat seine Leistenverletzung überstanden und traf zuletzt wieder regelmäßig für die zweite Mannschaft, in der auch Christian Derflinger (im Mittelfeld) und Ylli Sallahi (linker Verteidiger) spielen.
Dem Unter-19-Team gehören drei weitere Talente des ÖFB an. Stürmer Oliver Markoutz traf in sieben A-Junioren-Spielen sieben Mal und trainiert bereits mit der zweiten Mannschaft. Stefan Hager und Patrick Puchegger bilden die Innenverteidigung der Unter 19. Noch viel jünger, aber schon seit sechs Jahren bei den Bayern ist Marco Friedl, der in der Unter 16 stürmt. Trainer der Unter 14 ist Harald Cerny.
Auch im Lager der Bayern-Frauen ist Österreich vertreten: Carina Wenninger und Laura Feiersinger, die Tochter von Ex-Teamspieler Wolfgang, sind ebenso Stammspielerinnen wie Viktoria Schnaderbeck, die Cousine von Sebastian Prödl. In der zweiten Frauen-Mannschaft spielt seit Sommer Jelena Gatea.