„Marke“ Arnautović
Von Dieter Chmelar
Die plakative Initiative der Wiener Grünen für gepflegtere Umgangsformen ("Tschuldigen! Passt schon!") dürfte offenbar bei Marko Arnautović (23) auf taube, in jedem Fall aber auf grüne Ohren gestoßen sein.
Denn: Nach Volljährigkeit klingt es kaum, wie sich der österreichische Teamstürmer (19 Spiele, 7 Tore) jüngst des Nachts danebenbenommen haben soll. Im Rahmen einer Verkehrskontrolle hätte der Bremen-Legionär – laut der Gratiszeitung Heute – einem Polizisten das Götz-Zitat entgegen geschleudert.
Auch die weiteren kolportierten Gesprächsfetzen wirken nicht übertrieben gewinnend : "Ich verdiene so viel, ich kann dein Leben kaufen" respektive: "Wenn du mich anzeigst, wirst schon sehen. Ich bin was Höheres als du."
Okay: Es gelten sowohl die Unschulds- als auch die Unduldsvermutung.
Aber: Es klingt verdammt nach dem verhaltensauffälligen Floridsdorfer Balotelli, der sich frisurtechnisch derzeit am "Tingel-Tangel-Bob" (aus den "Simpsons") zu orientieren scheint.
Die "Marke" Arnautović ist geradezu signifikant für eine ganze Generation gockelhafter Gelacktheit und grenzenlosen Größenwahns.
Paradebeispiel: Mario Balotelli, ein Jahr jünger, ähnlich protzsüchtig, aber weitaus reicher als seine Wiener Raubkopie. Der Italiener mit ghanaischen Wurzeln, jüngst Meister mit Manchester City, parkt einen seiner sieben Luxuskarossen (von Lamborghini bis zu Maserati) stets auf dem Gehsteig vor der Bank, um sich sein Klimpergeld im Nylonsackerl (nach Gewicht, nicht nach Summe) abzuholen. Als ihn einmal ein Polizist – wegen Schnellfahrens – aufhielt und fragte: "Warum liegt da so viel Geld auf dem Beifahrersitz?", beschied er bloß: "Weil ich reich bin." An Tankstellen zahlt er gern das Benzin der lästiger Weise vor ihm Stehenden, nur um als Erster dranzukommen.
Einem altösterreichischen Sinnspruch zufolge haben ja Torleute und Linksaußen einen quasi genetischen Pascher. Nun: Die Liga der außergewöhnlichen Rotzbuben rekrutiert sich längst aus allen Teilen einer Elf. Absolute "Nr. 1" ist allerdings das englische Jahrzehnte-Talent Paul Gascoigne (45) – seine Autobiografie trägt den (stark untertriebenen!) Titel: "Mein verrücktes Leben".
Darin dementiert "Gazza" immerhin eine der unappetitlichsten Anekdoten. "Nein, es stimmt nicht, dass ich meinen Kumpel Five Bellies (zu Deutsch: "der Blade") dazu brachte, eine Fleischpastete zu essen, die mit Katzenscheiße gefüllt war ..." Nachsatz: "Es war meine eigene."
Vor sechs Jahren rief das einstige Fußballgenie von seinem Lieblingspub aus im Weißen Haus an – er verlangte George W. Bush, um sich mit ihm über Alkoholprobleme zu unterhalten. Der Präsident war außer Haus, Gascoigne außer sich. Also wählte er in seiner Not die Nummer des Vatikans, doch auch der Heilige Vater entschuldigte sich (angeblich sah er sich gerade einen Film an). 2006 orderte der – mehrfach vorbestrafte – Drogenkranke via Roomservice ein Steakmesser. Wofür? "Um mich umzubringen."
Im Gegensatz zu Gascoigne kam der finstere Franzose Eric Cantona (46) wieder auf die Beine. Das zum "besten Ausländer des Jahrhunderts" in Englands Premier League gewählte Enfant terrible, das 1995 (bei ManU) einem Zuschauer im Kung-Fu-Stil ins Gesicht gesprungen war, gilt heute als ernst zu nehmender Schauspieler und Regisseur.
Aus den prallen Protokollen der "Promillionen"-Stars ragen die folgenden – hochgeistigen – Top 3 heraus:
3. Pleite im Puff Mitten in der Nacht klingelt’s bei Werder-Manager Willi Lemke – seine Kicker Norbert Meier & Jonny Otten konnten ihre Bordellrechnung nicht zahlen. Lemke löste sie nur unter einer Bedingung aus: Beide mussten an Ort und Stelle neue niedrigere Verträge unterschreiben (1985).
2. Beifahrer & Beischläfer Bielefeld-Coach Ernst Middendorp landete mit seinem Auto hilflos, aber haubitzenvoll auf den Gleisen der Straßenbahn, wechselte daraufhin den Sitz und mimte den eingeschlafenen Beifahrer – vergebens (1994).
1. Bayern, die feiern Zwei, die sich’s zeitlebens besonders gern "gaben", waren die "Münchner Kindeln" – ohne jede Traurigkeit: Mario Basler, der um vier Uhr Früh in einer Disco ein paar Ohrfeigen verteilte (1999) und Lothar Matthäus, der seinen ersten Luxusschlitten in den Straßengraben einparkte und zu Fuß flüchtete (Mitte der 1980er). Bei der Polizei gab er tags darauf an: "Ich musste so schnell wie möglich weg – ich hatte ja Angst, dass mein Wagen explodiert ..." Basler verlor die Klubzugehörigkeit, Matthäus den Führerschein.
Das konnte HSV-Profi Sassen nicht passieren. Dem Polizisten sagte er: "Ich hab gar keinen!" (1,6 Promille, 1991).
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