Sport/Fußball

Liverpool vs. United: Wenn Rivalität Geschichte schreibt

Der englische Fußballverband nannte sich schlicht "The FA". Die Fußball-Association, heißt es selbstbewusst. Dass es sich um England handelt, scheint klar, ist es doch das Mutterland des Fußballs. Und aufgrund der Historie zählen englische Klubs zu den bekanntesten der Welt.

Daraus resultieren aber auch geschichtliche Duelle mit etlichen G’schichtln. Zu einem Kult-Duell kommt es im Achtelfinale der Europa League zwischen Manchester United und Liverpool (21.05 Uhr, live Puls 4).

38 Meistertitel haben die beiden Vereine zusammen geholt. Und acht Mal die Champions League gewonnen. Dass beide diese Saison hinter den Erwartungen zurückliegen, zeigt sich darin, dass es nicht in der Königsklasse zum Zweikampf kommt. Und darin, dass in der Meisterschaft Manchester nur Sechster ist und Liverpool Siebenter.

Hoffnung Klopp

Bei den Fans in Liverpool ruhen die Hoffnungen auf dem deutschen Trainer, der schon aus kriselnden Dortmundern Meister gemacht hat. "Ich glaub, dass er der richtige Mann für diesen Job ist und dass er Liverpool guttun wird", sagt Österreichs Teamkapitän Christian Fuchs. "In England gibt es mehr Kult-Stadien als in Deutschland. Es hat schon was, an der Anfield Road zu spielen." Dort hat er mit Leicester verloren, der Auftritt im Old Trafford findet am 1. Mai statt. Dort wollen die Fans Trainer Louis van Gaal in der nächsten Saison nicht mehr sehen.

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Aber vielleicht kann er mit dem Sieg in der Europa League die Saison doch noch retten. Zumindest mit dem Aufstieg gegen den Erzrivalen. "Es ist das Spiel des Jahres", sagte Trainer-Legende Sir Alex Ferguson. Nicht City gegen United in Manchester. Nicht Liverpool gegen Everton in Liverpool.

Die Rivalität ist nicht nur sportlicher Natur: Liverpool und Manchester streiten seit dem 19. Jahrhundert um die Vorherrschaft im Norden Englands. Liverpool war wirtschaftlich dominanter, wurde aber mit der Fertigstellung des Manchester Ship Canal umgangen. Der Bau dieses Kanals gilt als Beginn der Städterivalität – und mit der geht die fußballerische Rivalität einher. 20 Titel Manchester United, 18 Titel Liverpool. Liverpool gewann zwischen 1975 und 1990 elf von 15 Meisterschaften, während Manchester United zwischen 1993 und 2013 gleich 13 Meisterschaften feiern konnte und Liverpool den jahrzehntelangen Rang des Rekordmeisters abrang.

Phil Chisnall wechselte im April 1964 von Liverpool nach Manchester – seither hat es keinen direkten Spielertransfer mehr zwischen den beiden Klubs gegeben. 2007 wollte Liverpool Gabriel Heinze holen, doch Manchester gab den Argentinier nicht an den Erzrivalen frei. Heinze ging zu Real Madrid.

1996 kam es bei der Siegerehrung nach dem FA-Cup-Finale zum Eklat: Manchester Uniteds damaliger Kapitän Eric Cantona wurde von einem Liverpool-Anhänger bespuckt, Trainer Alex Ferguson konnte einem versuchten Faustschlag eines anderen Liverpool-Fans gerade noch ausweichen.

Alkohol verpönt

Als sich der United-Spieler Alan Smith ein Bein brach, verhöhnten ihn Anhänger der Liverpooler Tribüne The Kop mit Geräuschen einer Rettungssirene. Der Rettungswagen, mit dem Smith ins Krankenhaus gebracht werden sollte, wurde vor dem Stadion attackiert. Im selben Spiel wurden sowohl Steven Gerrard als auch Gary Neville mit Münzen und Essensresten beworfen. Als Folge verhängte etwa die Polizei in Manchester ein Alkoholverbot bei Spielen der beiden Klubs.

Sogar Klublegenden zuckten im Derby aus. Steven Gerrard verließ im Sommer nach 17 Jahren und 504 Spielen Liverpool. In seinem letzten Spiel gegen Manchester United im März 2015 wurde er zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselt und nach nur 38 Sekunden auf dem Platz aufgrund einer Tätlichkeit gegen Ander Herrera mit Rot auch schon wieder vom Feld geschickt.