Ligareform: Im Aufsichtsrat ist man sich nicht einig
Die Aufsichtsratssitzung der Fußball-Bundesliga ist am Montag in Wien im Zeichen der geplanten Liga-Reform gestanden. Bei dem fünfstündigen Treffen wurden zwei Varianten präsentiert - eine Profi-Liga mit 12 Klubs und eine zweite Leistungsstufe mit 16 Vereinen sowie ein Oberhaus mit 14 und eine zweite Liga mit 16 Klubs.
Der von den Reform-Befürwortern offenbar bevorzugte Modus wäre die 12+16-Version. Diese Variante könnte zu einem Oberhaus-Format mit einem Grunddurchgang von 22 Runden und danach zu einer Teilung in ein je sechs Vereine umfassendes Meister- und Abstiegs-Play-off führen. In den Play-offs würde es dann noch einmal Hin- und Rückspiele geben.
Gleichzeitig dürfte der Plan beinhalten, dass die zweite Leistungsstufe unter ÖFB-Patronanz geführt wird, wie dies bei Amateur-Ligen der Fall ist. Außerdem sollen die Lizenz-Kriterien im Vergleich zur höchsten Klasse aufgeweicht und die Amateur-Teams der Profi-Klubs in der zweithöchsten Klasse wieder spielberechtigt sein.
Reform-Gegner
Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs, als Vorsitzender der Erste Liga Mitglied des Bundesliga-Aufsichtsrats und des ÖFB-Präsidiums, stoßen diese Vorhaben sauer auf. „Ich kann dem nicht zustimmen. In dieser Form werde ich es bekämpfen“, sagte der Steirer der APA - Austria Presse Agentur. Klubs wie sein KSV oder auch Austria Lustenau, derzeit ebenfalls Mittelständler in der Erste Liga, würden dadurch zu „Stiefkindern“ degradiert.
Die bevorstehende Abschaffung der Erste Liga in ihrer derzeitigen Form will Fuchs nicht so einfach hinnehmen. „Nur weil die Insolvenz von Austria Salzburg passiert ist, kann man nicht gleich eine ganze Liga infrage stellen.“
Auch die Art und Weise, wie mit den Plänen an die Öffentlichkeit gegangen wurde, missfiel Fuchs. „Ich war nicht eingebunden, obwohl ich Vorsitzender der Erste Liga bin. Das war der Versuch eines Drüberfahrens.“
TV-Geld
Eine Liga-Reform wäre abgesagt, wenn alle neun stimmberechtigten Erste-Liga-Klubs dagegenstimmen. Ob dieses Szenario eintritt, wagte Fuchs nicht zu prophezeien. „Ich muss mir erst ein Bild über die Meinung der anderen zu möglichen Reformen machen.“ Der KSV-Boss geht aber davon aus, dass zumindest die aktuellen Oberhaus-Vertreter geschlossen für die Reform sein werden. „Weil dadurch ihre Amateur-Klubs raufkommen können.“
In der zweiten Liga würde laut Fuchs das TV-Geld nicht mehr in der Höhe wie bisher fließen. Gerade in diesem Bereich könnte es aber zu einem ganzheitlichen Kompromiss kommen. „Wenn die Zweitligisten das TV-Geld in ordentlicher Form ausbezahlt bekommen, kann ich mir eine Zustimmung zur Reform vorstellen“, sagte Fuchs. Derzeit gebe es jedoch eine „Pattstellung“ im Aufsichtsrat, berichtete der Kapfenberg-Boss.
Ried-Manager Stefan Reiter, der ebenfalls im Liga-Aufsichtsrat sitzt, wollte diese Aussage nicht bestätigen. „Dagegen waren nur Fuchs und Hubert Nagel (Anm.: Austria Lustenau-Präsident)“, sagte der Oberösterreicher der APA und sprach sich klar für die 12+16-Version aus. „Das ist von allen Möglichkeiten die beste.“
Keine Bedenken
Bedenken, dass die Reform noch scheitern könnte, hat Reiter nicht. „Ich rechne mit einer klaren Zwei-Drittel-Mehrheit.“ Die Änderungen seien aus wirtschaftlicher, infrastruktureller und sportlicher Sicht dringend notwendig, betonte Reiter und meinte mit Blick auf Fuchs und Nagel: „Ich verstehe ihre Ansicht, aber Vereinsinteressen muss man ganz klar hinter Interessen des gesamt-österreichischen Fußballs zurückstellen.“
Der nächste wichtige Termin in dieser Angelegenheit folgt am 19. Mai in Klagenfurt, wenn wenige Stunden vor dem ÖFB-Cupfinale eine Klubkonferenz abgehalten wird. Dabei soll der Reformplan noch einmal genau mit den Klubs besprochen und anschließend breite Zustimmung dazu erzielt werden.
Beschlossen werden könnte die Änderung dann mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Rahmen einer Außerordentlichen Hauptversammlung am 31. Mai. Etwa zur gleichen Zeit wird auch das ÖFB-Präsidium über den neuen Modus abstimmen. In Kraft treten würde das neue Liga-Format dann mit der Saison 2017/18.