Sport/Fußball

Kühbauer: "Fußball ist sehr schnelllebig"

Didi Kühbauer hat letzten Sommer nach viereinhalb Jahren seinen Dienst bei der Admira quittiert. Es war sein erster Job als Trainer nach Ende seiner aktiven Karriere im Sommer 2008 gewesen. Schon im September saß er wieder auf der Trainerbank, weil der WAC einen Fehlstart produziert hatte. Im Winter gingen zwei Leistungsträger, im Sommer wurde umgebaut. Nach vier Siegen in den ersten vier Meisterschaftsspielen und einem Remis im Test gegen Chelsea ist man euphorisch. Nicht nur in Wolfsberg, sondern in ganz Kärnten.

KURIER: Sie haben die Wolfsberger Mannschaft im Sommer umgebaut. Ist sie jetzt besser?

Didi Kühbauer: Ich bin überzeugt, dass wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten sehr gut verstärkt haben. Wir haben nur ablösefreie Spieler geholt, die sich bei uns beweisen und durchstarten wollen.

Erst gab es Skepsis wegen der vielen neuen Spieler. Jetzt herrscht Euphorie bei den Fans in Wolfsberg.

Erst hat es geheißen, dass wir nur Masse geholt haben. Aber das war nie meine Meinung. Jetzt, nach den Siegen, sind daraus Klassespieler geworden. Im Fußball ist alles so schnelllebig und erfolgsabhängig. Wenn wir verlieren, sind die Klassespieler plötzlich wieder Massespieler. Das ist mir dann egal, denn ich glaube immer an meine Spieler. Tatsache ist aber, wie schon gesagt: Fußball ist sehr schnelllebig.

Aber derzeit dürfen Sie und die Spieler sich feiern lassen. Haben Sie alles richtig gemacht?

Die Saison dauert noch lang. Aber diese zwölf Punkte kann uns keiner mehr wegnehmen. Wir wollten verstärkt selbst agieren, das ist uns bisher gut gelungen. So etwas gelingt mit Erfolgen natürlich besser. Daran sieht man, dass sich im Fußball so viel im Kopf abspielt.

Sie haben in der zweiten Saison nach dem Aufstieg bei der Admira und im Finish der letzten Saison in Wolfsberg erlebt, wie hartnäckig ein sportliches Tief sein kann. Was kann man tun, um da rauszukommen?

Du musst auch in Negativphasen an die Spieler glauben und versuchen, sie aufzurichten. Sportlich musst du ruhig weiterarbeiten, ohne dass du jede Woche was veränderst.

Woran arbeiten Sie ruhig weiter? Nur an spielerischen Dingen oder auch an körperlichen?

Natürlich an beidem. Aber bei der WM war schon beeindruckend, wie fit die Spieler in Brasilien bei diesen schwierigen Bedingungen waren.

Hat die WM gezeigt, dass Österreichs Liga fitter werden muss?

Fit sind in Österreich die meisten Mannschaften. Wir haben in Österreich ein Manko im Zweikampfverhalten. Im internationalen Vergleich fehlt es uns darin an Intensität und Härte. Fitness allein ist ja nicht alles.

Was sind die wichtigsten Anforderungen neben der Fitness?

Du musst auf Basis der Fitness noch die Bereitschaft haben, alles zu geben. So wie es bei der WM die Deutschen gemacht haben. Du brauchst Spieler, die das wollen. Wenn Pressing gespielt wird, kann sich kein Spieler drüber retten. Zumindest auf Dauer nicht.

Alle Inhalte anzeigen

Und das müssen alle wollen?

Bei Deutschland hat man gesehen, was Klose für die Mannschaft arbeitet. Bei Rapid hatte früher Fjörtoft Superwerte. Er hat aber nur sein Spiel gespielt, er musste und wollte auch nicht hinten aushelfen. Heute müssen alle zusammenhelfen, angefangen bei den Stürmern.

Waren früher die Spieler nicht so fit wie heute?

Da mussten die Jungen mit den Stärksten in eine Gruppe, auch wenn sie selber noch nicht so stark waren. So wurden manche Junge körperlich erledigt. Man hatte aber nicht die Möglichkeiten wie heute. Heute kannst du den Zustand jedes Einzelnen besser überprüfen, hast Pulsuhren und CK-Werte. Heute ist alles individueller auf die einzelnen Spieler ausgerichtet.

Nur ein absolut fitter Spieler ist ein guter Spieler.

Wenn es so wäre, wäre es einfach im Fußball. Aber die Fitness nutzt dir nichts, wenn du nichts von Fußball verstehst und wenn dir die spielerischen Elemente fehlen. Absolut fit, fußballerisch intelligent, technisch perfekt – solche Spieler wachsen nicht auf dem Baum.

Die Karriere von Didi Kühbauer

Alle Inhalte anzeigen

Hat man im Profifußball als Trainer noch Zeit, Spieler in diese Richtung zu entwickeln?

Gegenfrage: Hat man die Zeit, wenn der Erfolg nicht da ist? Im Profifußball steht der Erfolg über allem. Für mich ist es jedenfalls ein Erfolg, wenn ich die Spieler besser machen kann. Das will aber jeder Trainer.

Und ist es Ihnen als Trainer bei der Admira und in Wolfsberg gelungen, Spieler besser zu machen?

Ich glaube schon. Bei der Admira konnte man Spieler wie Sabitzer, Hosiner und Dibon verkaufen. Und Liendl und Topcagic haben sich so gesteigert, dass Wolfsberg erstmals einiges Geld mit Transfers eingenommen hat.

Und dass Spieler besser werden, schaffen Sie auch mit Ihrer Motivationskunst?

Mir taugt, dass das bei mir immer ganz vorne kommt. Der Motivator. Natürlich ist es wichtig, dass man bei den Spielern authentisch rüber kommt. Aber bei mir weiß auch jeder Spieler in jedem Spiel, welche Aufgabe er hat. Wie jeder andere Trainer beschäftige ich mich auch mit den Gegnern, schaue mir Videos an und mache mir Gedanken, wie und in welchem System wir auftreten. Das ist aber Standard für jeden Trainer.

Das mussten sie nach dem Verkauf der beiden und weil Polverino im Frühjahr lange Zeit verletzt war. Dennoch waren die Fans am Ende über Platz sieben enttäuscht.

Das liegt an der Erwartungshaltung. Ich bin im September beim Tabellenletzten angetreten mit dem Ziel, den Klassenerhalt zu schaffen. Das haben wir so schnell erledigt, dass es die Fans offenbar vergessen haben und Frust hatten, dass wir nicht in den Europacup gekommen sind. Aber wir waren im Frühjahr eben nicht besser.

Und die Erwartungshaltung Europacup?

Die kleineren Mannschaften haben die Möglichkeit mit einer guten Saison in den Europacup zu kommen. Dazu zähle ich auch den WAC. Rapid und Austria aber müssen wegen ihrer Möglichkeiten in den Europacup.

Blicken wir über die Grenzen. Wie würden Sie gerne spielen lassen? Wie Dortmund? Wie Bayern?

Ich hätte nichts dagegen, wenn wir eine Kombination aus Dortmund und Bayern spielen könnten (lacht). Dann hätte bei uns in Österreich Salzburg einen Gegner, der sie am Durchmarsch hindern könnte. Dortmund und Bayern haben Spieler auf extrem hohem technischen Niveau, die auch alles für die Mannschaft geben. Die wollen in erster Linie Erfolg, der für sie auch über dem Geld steht.

Der Privatmann: Der Burgenländer wurde am 4. April 1971 geboren und wuchs in Mattersburg auf. Er hat mit seiner Frau Ingrid zwei Töchter, Emily (9) und Kim (7).

Der Spieler: Kühbauer spielte mit 16 Jahren im März 1988 in der Bundesliga. 1992 ging er von der Admira zu Rapid. 1997 ging er nach San Sebastian zu Real Sociedad. 2000 wechselte er nach Wolfsburg. 2002 kam er zu Mattersburg, wo er seine Karriere als Profikicker beendete.

Der Trainer: Im Dezember 2008 wurde er Trainer bei den Amateuren der Admira. Im April 2010 übernahm er die Profis und führte sie 2011 in die oberste Liga sowie 2012 auf Platz 3. 2013 verließ er im Juni die Südstadt, wurde im September nach Wolfsberg geholt.