Ein Kacherl beim Besuch von Schlierenzauer
Man muss Gregor Schlierenzauer für die Auswahl seines Hauptabendprogramms fast ein wenig bedauern. Da nimmt sich der Schanzenstar einmal Zeit, um auf einen Sprung im Tivolistadion vorbei zu schauen, und dann hat das Fußballspiel einen Unterhaltungswert wie ein Skisprung-Bewerb bei Nebel.
Um in der Adler-Sprache zu bleiben: ein Sprungrichter hätte für die Partie Innsbruck vs. Wolfsberg wohl maximal die Haltungsnote 5,5 vergeben. Rein ergebnistechnisch war das Match für die Innsbrucker ohnehin ein Kacherl, wiewohl nach der 0:1-Heimpleite einige beim FC Wacker immer noch auf die Arithmetik hinweisen und weiter von einer rosigen Zukunft in der Bundesliga träumen.
Tatsächlich sind die Tiroler rechnerisch noch immer nicht abgestiegen. Tatsache ist aber auch, dass sich dieser FC Wacker schon seit geraumer Zeit wie ein Absteiger präsentiert. Erschreckend wie hilflos diese Mannschaft agiert, und ernüchternd wie ideenlos und harmlos der FC Wacker in der Offensive auftritt. Der erste gefährliche Torschuss? Nach 70 (!) Minuten (Jevtic).
Die Wolfsberger mussten sich lange den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die 90-minütige Innsbrucker Schwächeperiode nicht ausnützten und offenbar Erbarmen mit dem künftigen Zweitligisten hatten. WAC-Trainer Dietmar Kühbauer regte sich in der Coaching Zone maßlos darüber auf, wie fahrlässig seine Spieler nach der Pause lange Zeit mit den Chancen umgingen. Erst in der Nachspielzeit gelang dem eingewechselten Seebacher der verdiente Siegestreffer.
Und bei den Innsbruckern. Da schrien sich die Anhänger den Frust von der Seele und pfiffen die Mannschaft gnadenlos aus. Sie hatten das böse Ende bereits zu Beginn kommen sehen. Schon der Anpfiff der Partie hatte abgepfiffen werden müssen – die Tiroler hatten den Anstoß falsch ausgeführt. Das wäre so, als würde Gregor Schlierenzauer sich vom Zitterbalken abstoßen, ohne dass die Ampel auf grün wäre.
Innsbruck, Tivoli Stadion Tirol, 3.397, SR Muckenhammer.
Tor: 0:1 (91.) Seebacher
Innsbruck: Safar - Bergmann (77. Siller), Vucur, Djokic, Schilling - Hauser (53. Schütz) - Jevtic, Hinterseer, Milosevic, Wernitznig - Wallner (66. Edomwonyi)
WAC: Dobnik - Standfest, Sollbauer, Rnic, Baldauf - Schwendinger, Putsche - Kerhe (85. Seebacher), Jacobo, Gotal (79. Falk) - P. Zulj (68. Suppan)
Gelbe Karten: Hinterseer, Milosevic bzw. Schwendinger, Jacobo, Sollbauer
Michael Streiter (Wacker-Innsbruck-Trainer): "Das ist für die Fans, den Verein, die Mannschaft, für alle sehr bitter. Der Klassenerhalt ist zwar rechnerisch noch möglich, aber die Wahrscheinlichkeit wird immer geringer. Wir bekommen einfach die Verkrampfung nicht raus. In der ersten Hälfte waren wir sehr verkrampft, in der zweiten Hälfte waren wir nicht fähig in unserer druckvollen Phase, die letzten Pässe zu spielen. Wir haben jetzt noch fünf Aufgaben und wollen uns so gut wie möglich verkaufen, wobei das vom Kopf her ganz schwer wird."
Dietmar Kühbauer (WAC-Trainer): "Den Sieg nehmen wir natürlich mit, aber ein 0:0 wäre gerechter gewesen. Ich habe nicht mehr an den Sieg gedacht, auch weil wir schlecht gespielt haben. Aber jetzt sind wir durch. Wenn Zulj das 1:0 gemacht hätte, wäre das Spiel sicher klar zu unseren Gunsten gekippt."