Sport/Fußball

"Ich würde in Madrid gerne ein Austria-Match sehen"

Der in Argentinien geborene Abwehrspieler Fernando Troyansky ist Fleisch gewordene österreichische Fußball-Zeitgeschichte. Im Jahr 2001 wechselte er von CA Los Andes zur Wiener Austria, wo Frank Stronach gerade vergeblich versuchte, mit vielen Millionen eine europäische Spitzenmannschaft aufzubauen. Admira Wacker, Austria Kärnten, Wiener Neustadt und zuletzt die Unterhaus-Klubs Floridsdorfer AC und SV Leobendorf waren die weiteren Stationen einer bewegten Fußballer-Karriere. Aus familiären Gründen ist Troyansky soeben nach Madrid gezogen.

KURIER: Herr Troyansky, como está? Was ist Ihr Fazit nach mehr als einem Jahrzehnt im österreichischen Fußball?

Troyansky: Der Abschied war traurig, denn ich habe lange in Österreich gespielt und gelebt und noch ein Jahr Vertrag in Leobendorf gehabt. Den wollte ich eigentlich erfüllen. Aber meine Frau wollte nach Spanien ziehen, deshalb konnte ich das letzte Jahr nicht mehr spielen.

Was ist denn Ihre schönste Erinnerung aus diesen zwölf Jahren in Österreich?

Ich habe wirklich viele tolle Sachen erlebt. Herausragend ist sicher das Double 2006 mit der Austria. Das war ein Super-Jahr. Später war es auch schön, mit vielen jungen Spielern zusammenzuspielen, zum Beispiel bei den Austria-Amateuren. In der Mannschaft war eine gute Stimmung, und die Jungen hier haben Talent.

Sie sind zu einer Zeit zur Austria gekommen, als dort mit vielen Millionen versucht wurde, eine internationale Spitzen-Mannschaft zusammenzukaufen. Das hat nicht geklappt. Haben Sie das als Scheitern erlebt?

Es war damals schön, gegen viele internationale Top-Teams zu spielen. Wir hatten keine schlechte Mannschaft. Aber Benfica Lissabon oder Ajax Amsterdam (gegen beide Klubs verlor die Austria in der Europacup-Saison nach dem Double, Anm.) sind eben auch gute Teams. Wir waren gut, aber international waren andere Teams besser.

Sie galten als Stronachs Lieblingsspieler, er soll Ihre kämpferische Einstellung bewundert haben. Wie war das Verhältnis zu ihm?

Ich habe davon gehört. Stronach war ein oder zwei Mal in der Kabine und hat kurz mit mir geredet. Aber direkt hat er mir nie gesagt, dass ich sein Lieblingsspieler sei. Andere haben mir immer wieder erzählt, dass er mich gemocht hat. Ich weiß nicht, ob das nur Gerüchte waren.

Kopfballungeheuer Fernando Troyansky bei der Arbeit

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Die Antithese zur Stronach-Austria haben Sie dann wohl in Klagenfurt erlebt, den Klub gibt es in dieser Form nicht mehr. Was ist Ihnen aus dieser Zeit in Erinnerung geblieben?

Die Zeit in Kärnten war schwer. Es gab kein Geld, in den letzten Monaten haben viele Kollegen kein Gehalt mehr bekommen. Für Spieler, die Familie haben, ist das sehr unangenehm. Es war persönlich schön, etwas Neues zu erleben nach den vielen Jahren bei der Austria, aber die Lage im Verein war schwierig.

Und wie war's dann in Wiener Neustadt? Dort hat Frank Stronach ja auch investiert.

Ich hatte damals Meniskus-Probleme und war viel verletzt, habe kaum gespielt. Die Jahre nach dem Wechsel nach Klagenfurt waren generell schwer, ich danke deshalb auch Austria-Manager Tommy Parits, dass ich einen neuen Vertrag bei der Austria bekommen habe. Ich habe dann eher bei den Amateuren gespielt, für die Burschen dort war ich ein Vorbild, das war eine schöne Erfahrung. In Wiener Neustadt war ich dann nur ein Jahr.

Beim FAC und in Leobendorf waren sie dann im Gegensatz zur Zeit bei der Austria der große Star. Wie war das?

Wenn die jungen Spieler bei so einem kleinen Verein zu dir aufschauen und dich als Vorbild nehmen, das motiviert einen alten Fußballer wie mich. Es ist in Österreich aktuell schwer, als Fußballer einen Verein zu finden und einen guten Vertrag zu bekommen, deshalb hat's der Nachwuchs nicht leicht. Aber es hat viel Spaß gemacht, in Leobendorf zu spielen.

Sind Sie eigentlich Fan der Wiener Austria?

Ich finde es super, dass sie Meister geworden ist. Ich hoffe auch, dass sie in der Champions League aufsteigt, denn dann kann ich vielleicht hier in Madrid auf ein Austria-Spiel gehen.

Und Frank Stronach? Was sagen Sie zu seiner politischen Karriere?

Ich weiß, dass manche Leute gegen ihn sind, manche sind für ihn. Ich äußere mich nicht dazu und wünsche ihm mit seinem politischen Projekt viel Erfolg.