Hörtnagl: "Potenzial war ausgeschöpft"
Von Alexander Huber
Am 1. April ist Alfred Hörtnagl als Sportdirektor bei Rapid zurück getreten. Sieben Monate später startet der 45-jährige Tiroler, der in Wien ein Transferplus von 8,4 Millionen netto erwirtschaftet hat, als Fußball-Koordinator bei Greuther Fürth. Die Spielvereinigung ist Zweiter in Deutschlands zweiter Liga.
KURIER: Während in Deutschland so viele Österreicher wie noch nie spielen, gibt es nur zwei Trainer:
Ralph Hasenhüttl mit Aalen in der 3. und
Peter Pacult mit
Leipzig in der 4. Liga. Wie wurden Sie der erste Österreicher auf einem Management-Posten?
Alfred Hörtnagl: Ich habe Präsident Hack beim Transfer von Stefan Maierhofer kennen gelernt. Wir sind seither in Verbindung geblieben und drauf gekommen, dass in unseren Vorstellungen viele Parallelen bestehen.
Wofür sind Sie als Fußball-Koordinator verantwortlich?
Für drei Bereiche: Das ist die ganzheitliche Ausbildung von Jugendspielern, dir mir auch mit "Pro Rapid" schon sehr am Herzen gelegen ist. Zum Zweiten die verbesserte Verzahnung zwischen Nachwuchs und Profis. Und das Scouting im Nachwuchs, das ausgebaut werden soll. Grundsätzlich arbeite ich mit Manager Rachid Azzouzi zusammen.
Haben Sie wie bei Rapid einen unbefristeten Vertrag?
Noch ist er zeitlich befristet. Eine Verlängerung hängt aber nicht mit einem möglichen Aufstieg zusammen.
Wie viele Angebote hatten Sie seit Ihrem Rücktritt?
Ich hatte in Österreich zwei konkrete Angebote und auch Gespräche mit deutschen Vereinen. Jetzt taugt es mir bei einem aufstrebenden Verein, in dem meine Aufgaben in der Konzeption als zentrales Thema angesehen werden.
Was haben Sie aus der Zeit bei Rapid mitgenommen?
Ich habe immense Erfahrungen gemacht, weil ja die gesamte Personalplanung vom Nachwuchs bis zu den Profis unter meiner Verantwortung stand. Dabei habe ich erlebt, wie wichtig es ist, dass alle Schnittstellen im Verein klar beschrieben sind und auch die Verantwortlichkeit geklärt ist.
Zehn Tage nach Ihrem Rücktritt wurde Trainer
Pacult gefeuert. Wären Sie mit etwas mehr Geduld jetzt noch bei Rapid?
Mein Rücktritt war nicht klar auf eine Person ausgerichtet. Ich hatte einfach den Eindruck, dass unter diesen Bedingungen meine Arbeit abgeschlossen ist. Es ist uns sportlich, wirtschaftlich und in der Talente-Ausbildung sehr viel aufgegangen in den viereinhalb Jahren. Das Potenzial bei Rapid war dann aber auch ausgeschöpft.
Dazu passt, dass Sie immer wieder betont haben, wie wichtig eine Lösung bei der Stadionfrage und bei der Akademie wäre. Mittlerweile wird deswegen auch die Klubspitze von den Fans attackiert.
Das sind wirklich zentrale Themen für die Zukunft von Rapid. Ich will aber jetzt von außen sicher keine Ratschläge abgeben.
Sind Sie zufrieden mit
Marcel Koller als neuem Teamchef Österreichs?
Die Kritik zu Beginn war übertrieben und auch ungerechtfertigt. Koller kann einiges vorweisen. Wenn er tatsächlich ein akribischer und wissenschaftlicher Arbeiter ist, war es eine mutige und gute Entscheidung.
Fürth scheitert traditionell knapp am Aufstieg und gilt als "unaufsteigbar". Warum wird sich das ändern?
Fürth hat nicht den Druck wie andere, aufsteigen zu müssen. Der Verein entwickelt sich aber mit weniger Mitteln so gut, dass es logisch ist, dass bald einmal der Aufstieg gelingen wird.