Sport/Fußball

Gspurning: "Fußball in den USA ist im Kommen"

Ende 2011 hat sich Michael Gspurning für einen Wechsel von Griechenland in die USA zu den Seattle Sounders entschieden. Dem Steirer war schon damals bewusst, dass damit seine Karriere im österreichischen Fußball-Nationalteam wohl bis auf Weiteres zu Ende sein dürfte. So kam es dann auch, der mittlerweile 32-Jährige hält nach wie vor bei drei Länderspielen für Österreich. Doch Gspurning hat seine Entscheidung noch keine Sekunde bereut, wie er im APA-Interview erzählt.

Wie lautet Ihr Tipp fürs freundschaftliche Länderspiel am Dienstag zwischen Österreich und den USA?
Michael Gspurning: "2:2. Das ist kein diplomatischer, sondern ein ehrlicher Tipp. Ich denke, dass beide Teams circa gleich stark sind."

Und das, obwohl sich die USA regelmäßig für die WM qualifizieren und in der Weltrangliste deutlich besser als Österreich dastehen?
Gspurning: "Die USA haben es in der Qualifikation sicher leichter als die Österreicher in Europa. Das ist ein Hauptgrund für das Plus an WM-Teilnahmen. Aber klar, die US-Mannschaft hat mit Tim Howard, Michael Bradley, Jozy Altidore oder Clint Dempsey schon einige gestandene Spieler. Das ist eine richtig gute Truppe."

Wie ist das öffentliche Ansehen der Nationalmannschaft mit den Trainern Jürgen Klinsmann und Andreas Herzog?
Gspurning: "Am Anfang der Ära Klinsmann hat es nicht so rosig ausgeschaut. Aber wie das meiste Gute im Fußball, hat es auch da Zeit und Geduld gebraucht. Mit einer Siegesserie hat man den Turnaround geschafft und genießt ein hohes Standing. Die Mannschaft hat in den WM-Quali-Schlüsselspielen gegen Mexiko oder Jamaika bestanden und eine große Vorfreude auf die WM in Brasilien ausgelöst."

Wie sieht es mit der allgemeinen Soccer-Begeisterung in den USA aus?
Gspurning: "Der Fußball ist im Kommen und wird vor allem bei den jungen Menschen immer beliebter."

Gibt es dabei große regionale Unterschiede?
Gspurning: "Ja, sehr große sogar. Das Land ist riesig, die Mentalitäten sind teilweise so unterschiedlich wie in Europa zwischen Skandinavien und Süditalien. Bei uns hier im Nordwesten ist der Fußball richtig groß. Zwischen Seattle, Portland und Vancouver gibt es schon seit den 1970er-Jahren eine große Soccer-Rivalität. Zu unseren Derbys gegen Portland kommen fast 70.000 Zuschauer ins Stadion, das sind große Spiele. Kansas City ist ebenfalls eine Hochburg, in New York ist der Zuspruch aufgrund der Masse an Menschen ebenfalls okay. In Städten wie Chicago oder Washington DC gibt es hingegen noch Luft nach oben."

Sie sind mit Seattle im Viertelfinale der MLS ausgeschieden. Wie war die Saison aus Ihrer Sicht?
Gspurning: "Das war eine komische, ruppige Saison. Nach einem schlechten Start waren wir Letzter, dann hatten wir einen Riesenlauf und waren sogar Erster. Dann gab es wieder einen Einbruch und wir haben es gerade noch in die Play-offs geschafft. Dort haben wir zunächst Colorado eliminiert, gegen Portland sind wir aber verdient ausgeschieden."

Sie haben schon für die österreichische Nationalmannschaft gespielt und sind mit 32 Jahren im besten Tormann-Alter. Dennoch sind Sie kein Thema für Marcel Koller, sind Sie darüber enttäuscht?
Gspurning: "Der Schritt in die USA war eine einmalige Chance für mich und meine Familie. Auch für die Zeit nach meiner aktiven Karriere. Und meine Kinder wachsen zweisprachig auf. Gleichzeitig habe ich gewusst, dass dieser Schritt Entbehrungen mit sich bringen wird. Eine davon ist, dass ich es aufgrund der großen Distanz nur noch schwer ins Nationalteam schaffen werde. Das war mir bewusst, ich trauere deshalb nichts nach und bin auch niemandem böse oder neidig. Ich freue mich, wenn Robert (Almer, Anm.) und Heinz (Lindner, Anm.) gut spielen. Denn das ist wichtig für die Truppe."

Wie planen Sie ihre sportliche Zukunft, möchten Sie länger in Seattle bleiben?
Gspurning: "Es beginnen gerade die entscheidenden Gespräche über eine Vertragsverlängerung. Seattle ist mein erster Ansprechpartner und wir fühlen uns hier sehr wohl. Ich war fast fünf Jahre in Griechenland, bin also eher für längerfristige Projekte. Aber es gibt ja auch noch andere Länder und Kontinente. Zum Beispiel Australien, das wäre mein Traum zum Abschluss der Karriere. Aber dafür bin ich jetzt noch zu jung."

Vor mehr als zehn Jahren haben Sie gemeinsam mit Dominique Taboga beim DSV Leoben gespielt. Was sagen Sie zu den jüngsten Entwicklungen rund um Ihren ehemaligen Teamkameraden?
Gspurning: "Ich verfolge das nur aus der Ferne in den Nachrichten via iPad und kann daher keine echten Diagnosen abgeben. Ich habe ihn in Leoben als tollen Burschen und super Kollegen kennengelernt. Wir hatten auch danach immer wieder Kontakt. Ich bin sehr erschüttert, das ist ein Drama, Dominique hat eine Frau und zwei kleine Kinder daheim."