Sport/Fußball

Graz Museum huldigt der SK-Sturm-"Gruabn" zum Hunderter

Jahrzehntelang war der 1919 eröffnete Sportplatz am Grazer Jakominigürtel - liebevoll "Gruabn" genannt - Spiel- und Heimstätte des SK Sturm. Zum 100-jährigen Jubiläum erinnert das Graz Museum an die wechselvolle Geschichte einer der wohl legendärsten Fußball-Kultstätten Österreichs.

Zu sehen sind unter anderem bisher unveröffentlichte historische Fotos aus den ersten Jahren und Fotos aus dem Archiv des Sportfotografen Franz Fischer. Dazu kommen verschiedenste Originalteile der schwarz-weißen Grazer Legende unter den Spielstätten wie Dressen, Schilder und sogar Bauteile aus der Gruabn sowie selbst gebastelte Devotionalien aus einer Zeit vor der Herausbildung einer kommerziellen Fanartikel-Industrie.

Als besonderes Zuckerl hat sich das vierköpfige Kuratoren-Team um Martina Zervonik den dimensionsgetreuen Nachbau eines Stücks der berühmten Holztribüne am Sturmplatz als zentrales Ausstellungs-Sujet einfallen lassen.

NS-Verstrickungen

Die Texttafeln in Deutsch und Englisch informieren das Ausstellungspublikum sachlich, aber keineswegs distanziert, über glorreiche wie weniger glorreiche Zeiten von Fußballplatz und Verein. So werden auch die NS-Verstrickungen des Vereins und seiner Mitglieder keineswegs unter den Tisch gekehrt.

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Nach einem Intermezzo in den 1970er-Jahren im Liebenauer Stadion kehrte der SK Sturm im Jahr 1982 in die Gruabn zurück. 1997 übersiedelte der Grazer Traditionsverein dann erneut in das damals schon den Namen von Arnold Schwarzenegger tragende Liebenauer Stadion. Geradezu traditionell waren in der Gruabn die Bierduschen von der fast unmittelbar am Spielfeldrand befindlichen Tribüne aus für Schiedsrichter und Spieler der gegnerischen Mannschaften - heute ein Grund für Spielabbruch und saftige Strafen für Vereine. Ein weiteres Spezifikum der Gruabn war der mitunter holprige Rasen - den waren die Sturm-Kicker gewohnt, der Gegner tat sich schwer.

2005 drohte der Gruabn das gleiche traurige Schicksal wie anderen historischen Grazer Fußballplätzen, allen voran das GAK-Stadion in der Körösistraße: die Verbauung durch Wohnblocks. Einem anderen Fußballverein, dem Grazer Sportclub, der das Grundstück seither gepachtet hat, ist es zu verdanken, dass das SK-Sturm-Heiligtum heute noch als Fußballplatz existiert und als Platz für Trainingsspiele auch noch im Sinne seiner Funktion genutzt wird. Der Platz steht im Eigentum der Stadt Graz.

"Mythos Gruabn"

Abgerundet wird die noch bis 23. Juni frei zugängliche Ausstellung im Parterre des Graz Museums durch ein buntes Veranstaltungsprogramm, das auf der Museums-Homepage abrufbar ist. Am 10. Mai erscheint passend zur Schau zudem ein 336 Buchseiten starkes Kompendium mit dem Titel "Mythos Gruabn - 100 Jahre Sturmplatz".

Daraus erfährt man unter anderem die Genese des Begriffs "Gruabn". Demnach war es der damalige Rapid-Verteidiger Ernst Happel, der am 31. Mai 1953 nach einem mühsam erkämpften 3:3 gegen die Hausherren erbost meinte: "Kummts na auße aus eira Lahmgruam, daun wer mas eich scho zagn!" Die berühmt gewordene Kurzform dürfte allerdings auf den Sturm-Trainer des Jahres 1969, Gerd Springer und den Fußballreporter der mittlerweile nur noch im Zeitungshimmel erscheinenden früheren steirischen Tageszeitung "Neuen Zeit", Otmar Behr, zurückgehen.

Übrigens: Einer der Helden der Gruabn als "Goalie" und als Tormanntrainer, der aus Sarajevo stammende Refik Muftic, konnte die Eröffnung der Ausstellung nicht mehr erleben - er starb vor vier Tagen im Alter von 75 Jahren.