Sport/Fußball-WM

WM-Serie, Teil 14: England setzt auf päpstliche Hände

England und sein Torhüterproblem – das ist längst eine unendliche Geschichte. Egal, ob David Seaman, David James, Paul Robinson, Scott Carson, Robert Green oder zuletzt Joe HartEnglands Teamkeeper waren fast immer hauptbeteiligt daran, dass das Mutterland des Fußballs im dritten Jahrtausend bei Turnieren enttäuschte oder erst gar nicht teilnehmen durfte.

Vielleicht auch deshalb hat sich Teamchef Gareth Southgate für eine neue Generation an Torhütern noch ohne große internationale Erfahrung entschieden. Neben Jack Butland von Absteiger Stoke (sieben Länderspiele) und Jordan Pickford von Everton (zwei Länderspiele) wurde mit Nick Pope sogar ein Neuling in den vorläufigen WM-Kader einberufen.

Obwohl der 26-Jährige noch kein Länderspiel absolviert hat, löste seine Nominierung einen Hype in den sozialen Medien aus. Es gibt kaum ein Wunschteam der Fans ohne Pope – frei nach dem Motto „Nomen est omen“. Denn Pope steht ja im Englischen für Papst.

Der Keeper des FC Burnley ist der Shooting Star der Premier League, in der er erst 2017 debütiert hat. Sein Lebenslauf lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: vom Milchmann zum WM-Teilnehmer.

Seine Karriere war eigentlich schon zu Ende, bevor sie begonnen hatte. Mit 16 bekam Pope vom FC Ipswich gesagt, dass sein Talent nicht reichen würde. Sein Ausbildungsvertrag wurde aufgelöst. Für Pope, der als Kind bei jedem Heimspiel des UEFA-Cup-Siegers von 1981 war, brach eine Welt zusammen. „Wenn dir der Klub, den du dein ganzes Leben als Fan unterstützt hast, sagt, dass du nicht gut genug bist, dann ist das eine gigantische Enttäuschung“, erzählt er.

Neustart mit 16

Aufgegeben hat Pope deshalb aber nicht: Er arbeitete sich von unten nach oben. Bei Bury Town FC, einem halbprofessionellen Fußballklub, der in einer regionalen Liga im Großraum London spielt, bekam er eine zweite Chance. Nebenbei jobbte er aber auch als Milchmann.

Bei Bury Town FC traf er auf jenen Trainer, der seine Karriere erst in Schwung brachte. Richard Wilson erkannte sein Talent und setzte ihn schon mit 16 in der ersten Mannschaft des viertältesten Nicht-Profi-Vereins Englands aus der Kleinstadt Bury St Edmunds ein.

2011 holte ihn Charlton Athletic. Der Traditionsklub aus London, der seit einem guten Jahrzehnt zwischen zweiter und dritter englischer Liga pendelt, hatte aber für Pope nicht wirklich Verwendung. Gerade einmal 33 Spiele absolvierte er in fünf Jahren für die „Addicks“.

Die meiste Zeit war der Torhüter verliehen – an unterklassige Klubs wie Harrow Borough, Welling United, Cambridge United, Aldershot Town oder York City. Für Aufsehen sorgte er erst bei Bury FC, nicht zu verwechseln mit Bury Town FC. Pope half als Leihspieler mit, dass der Klub aus dem Großraum Manchester 2015 in die dritte Liga aufsteigen konnte.

Vor zwei Jahren wurde er von Premier-League-Aufsteiger FC Burnley geholt – als dritter Tormann hinter Tom Heaton und Ex-Teamkeeper Paul Robinson. Über ein Jahr musste er warten. Erst als sich Stammkeeper Heaton im September 2017 an der Schulter verletzte, schlug Popes Stunde – beim 1:0-Heimsieg gegen Crystal Palace debütierte er im Burnley-Tor.

Es folgten 35 Einsätze in der Premier League. Maßgeblich war Pope daran beteiligt, dass sich sein Klub erstmals seit 1961 für den Europacup qualifizieren konnte. Dafür wurde er von den Burnley-Fans auch zum Spieler des Saison gewählt.

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