Sportklub beendete den Derby-Fluch
Von Florian Plavec
Wenn die Fans schon am Abend vor dem Spiel gemeinsam beim Pre-Derbyfest Party machen, ...
wenn auf der Friedhofstribüne Seifenblasen steigen und Schlüssel klingeln, ...
wenn der Gegner bejubelt wird und dem Schiedsrichter applaudiert wird, ...
dann spielt der Sportklub gegen die Vienna, dann ist kleines Wiener Derby, das seit einiger Zeit auch "Derby of Love" genannt wird.
Viele Fans
Trotz TV-Übertragung besuchten 7812 Zuschauer das Spiel in der Regionalliga Ost. Sie sahen ein spätes Elfmeter-Tor und damit den ersten Derby-Sieg des Sportklub seit 23. Mai 2008.
Der Tabellenführer aus Döbling war auf dem Sportclub-Platz in der ersten Halbzeit aktiver. Die Dornbacher verteidigten sich tapfer, zwei Mal rettete der seit Wochen in Hochform spielende Sportklub-Tormann Martin Kraus.
In der zweiten Halbzeit fiel die Vienna zurück, und Sportklub-Solospitze Johannes Mansbart trat mehrmals in Erscheinung. Vor allem in Minute 80. Nach einem Stoß von Krisch ging der Stürmer zu Boden. Mansbart, der erst im Winter von der Vienna gekommen war, traf vom Elfmeterpunkt sicher.
Viel Freude
"Das war doppelt schön", sagte Sportklub-Tormann Kraus. "Wir haben die Vienna geschlagen und zugleich einen Schritt raus aus dem Abstiegskampf gemacht – und das vor so einer Kulisse."
Doch ein friedliches Fußballfest darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zukunft beider Vereine offen ist.
Der Sportclub-Platz ist seit Jahren dringend sanierungsbedürftig. Zudem darf sich der Sportklub auch nicht mit einer ruhmreichen Vergangenheit schmücken. Denn diese Vergangenheit gehört dem Sport-Club, jenem Verein, der mit "C" geschrieben wird.
Um eine Rückführung des WSK in den WSC möglich zu machen, haben Sportc/klub-Fans in den vergangenen Wochen mehr als 65.000 Euro gespendet. Offen bleibt, wann die seit Langem angestrebte Rückführung gelingen wird.
Kein Geld
Noch schlimmer steht es um die Vienna. Auf der legendären Hohen Warte wurde die Haupttribüne wegen Baumängel gesperrt, der Verein steht vor dem Aus, ein Insolvenzantrag wurde gestellt. Laut Regulativ folgt darauf zwingend der Abstieg.
"Die Lage hat sich in den letzten Tagen dramatisch verschlechtert", sagte Vienna-Geschäftsführer Gerhard Krisch. "Die Tribünensperre hat wirtschaftliche Folgen. Und einige Funktionäre haben überraschende Forderungen gestellt, eine davon noch in Schilling. In den kommenden Tagen müssen wir einen adaptierten Sanierungsplan vorlegen. Das wird anspruchsvoll."
Es geht um rund 500.000 Euro. Und es geht um das Überleben des ältesten Fußballklubs Österreichs, der 1894 gegründet wurde.
Wie die Spieler das Dilemma sehen? Vienna-Kapitän Markus Katzer fasste nach der Partie fast schon pathetisch zusammen: "Wenn wir schon abtreten müssen, wollen wir als Meister abtreten."