Fußball: Italien trauert um den WM-Helden von 1982
Nach Diego Maradona ist mit Paolo Rossi ein weiterer ganz großer Fußballstar der 1980er-Jahre verstorben. 1982 hatte er Italien in Spanien zum WM-Titel geführt, war mit sechs Treffern Torschützenkönig geworden und wurde dazu zu Europas besten Spieler der Jahres gewählt. Rossi wurde nur 64 Jahre alt. Seinen Tod vermeldeten die italienische Nachrichtenagentur Ansa und die Sporttageszeitung "La Gazzetta dello Sport" unter Berufung auf Social-Media-Posts seiner Frau Federica Cappelletti am frühen Donnerstagmorgen. Rossi starb nach Angaben der italienischen Medien in Rom an einer "unheilbaren Krankheit".
Als Zweitliga-Spieler im Nationalteam
Der Stürmer mit dem goldenen Torriecher wurde am 23. September 1956 in Prato geboren. Bereits als Jugendlicher wurde er von Juventus entdeckt. Aber erst über Umwege machte er bei Italiens Rekordmeister Karriere. Seinen Durchbruch schaffte er beim Zweitligisten Vicenza. 1977 wurde er Torschützenkönig in der Serie B und schoss den Klub aus der Region Venetien zum Aufstieg. Dazu wurde er noch als Zweitliga-Spieler vom legendären Nationaltrainer Enzo Bearzot in die Squadra Azzurra einberufen.
Nach dem Aufstieg wurde er auch in der italienischen Top-Liga mit 24 Treffern Torschützenkönig, Vicenza landete auf dem sensationellen zweiten Platz hinter Juventus Turin. Bei der WM 1978 in Argentinien erzielte der damals 21-Jährige gleich im ersten Gruppenspiel gegen Frankreich das Ausgleichstor zum 1:1. Außerdem traf er im Gruppenspiel gegen Ungarn und erzielte in der zweiten Finalrunde dazu gegen Österreich den Treffer zum 1:0-Sieg. Er nützte einen schweren Fehler von Admira-Verteidiger Heini Strasser aus. Italien wurde schlussendlich Vierter.
Dem Fall folgte die Sternstunde
Nach einem Wechsel zum AC Perugia im Sommer 1978 war er in einem Manipulationsskandal verwickelt. Das Ligaspiel gegen US Avellino, das am 30. Dezember 1979 2:2 endete, wurde verschoben. Rossi wurde dafür vom italienischen Verband für drei Jahre gesperrt. Später wurde die Strafe auf zwei Jahre abgemildert, und Rossi war erst ab April 1982 wieder spielberechtigt. Trotzdem wurde er von seinem Förderer Bearzot in den Kader für die WM 1982 einberufen. In Spanien sollte Rossi die Sternstunde seiner Karriere erleben.
Nach einer schwachen Vorrunde, in der Italien dreimal unentschieden spielte und Rossi kein Tor erzielte, kam sein großer Auftritt in der Finalrunde gegen Brasilien. In einem der spektakulärsten Spiele der WM-Geschichte erzielte er alle drei Tore zum 3:2-Erfolg der Italiener gegen den großen Favoriten. Und auch beim 2:0-Erfolg im Semifinale gegen Polen steuerte Rossi beide Treffer zum 2:0 bei. Im Finale gegen Deutschland schoss er den ersten Treffer des Spiels. Am Ende gewann Italien mit 3:1 und den dritten Weltmeistertitel nach 1934 und 1938.
Juves Traumsturm
Nach dem Ende seiner Sperre kehrte Rossi 1982 zu Juventus Turin zurück. Nun begannen die großen Erfolge auf Klubebene. Gemeinsam mit dem Franzosen Michel Platini und dem Polen Zbigniew Boniek bildete er den Traumsturm der 1980er-Jahre. Mit Juve gewann er 1983 den italienischen Pokal, ein Jahr später die Meisterschaft und den Cup der Cupsieger.
1985 stand er dann in der siegreichen Elf im Finale des Meistercups in Brüssel, das jedoch von einer Katastrophe mit 39 Toten überschattet wurde, nachdem Hooligans aus Liverpool eine Massenpanik ausgelöst hatten.
Karriereende mit nur 30
Im Sommer 1985 wechselte Rossi zum AC Milan, aber er konnte bei den Mailändern nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Bearzot nominierte ihn dennoch für die WM 1986 in Mexiko, zum Einsatz kam er bei diesem Turnier aber nicht. Wie schon bei Milan wurde auch seine Jahr bei Hellas Verona in der Saison 1986/'87 von Verletzungen geprägt. Er beendete mit Saisonende im Alter von nur 30 Jahren seine Karriere und zog sich ins Privatleben zurück.
Rossi hat bis auf den UEFA-Cup und die EM alle großen Titel gewonnen, die es im Fußball damals zu gewinnen gab. In 48 Länderspielen für Italien erzielte er 20 Tore und in 215 Erstligaspielen 82 Tore. Zuletzt betrieb er eine private Fußballschule in der Nähe von Perugia.