Fußball 2.0
Von Anita Staudacher
Tschechische Republik gegen Portugal: 45 Minuten lang torloses, ödes Gegurke. "Mah’, is des fad", stöhnt der zwölfjährige Kevin, packt lieber sein Smartphone aus und füttert gierige Frösche mit virtuellen Leckereien. Aufregender allemal. Falls ein Tor fällt, ertönt ein blecherner Jubelschrei aus dem Alleskönner-Handy. Kevin entgeht nichts. Na gut, die Live-Übertragung im TV vielleicht, aber die ist eben gerade unspannend. Die kribbelige Web-2.0-Jugend lässt sich heutzutage doch auf keine torlose Halbzeit mehr ein.
Sind wir doch ehrlich: Die Art und Weise, wie Fußball gespielt wird, ist schon ein wenig altbacken. Seit 1872 in England das erste offizielle Ländermatch ausgetragen wurde – es endete übrigens 0:0 – wurden die Spielregeln zwar verfeinert, radikal geändert aber nie. Gut, seit 1950 müssen Schuhe getragen werden, aber danach kam wenig. Höchste Zeit also, die wichtigste Nebensache der Welt upzudaten, um sie für die nachwachsende Generation zu erhalten.
Um die Funktionäre bei UEFA und FIFA nicht zu überfordern, würden schon einige wenige Neuerungen reichen:
- Zwei Bälle Simpel, aber wirksam. 10 Minuten pro Match reichen völlig, vor- und nachher Werbepausen möglich.
- Publikumsjoker Der Elferschütze wird per Zufallsgenerator aus dem Publikum gewählt. Spannung und Spaß garantiert.
- Kein Abseits Die obskuren Regeln sollen sogar Frauen mitunter nicht verstehen, also weg damit. Freier Strafraum für alle!
- Mixed Teams Gender Mainstreaming am Grün. Was im Tennis geht, muss auch im Fußball klappen. Würde Frauen wie Männer gleichermaßen ansprechen.
- Votings Nicht nur Tore zählen, auch Kampfgeist. Via Tele-Voting werden Punkte an Teams vergeben.
Weitere Vorschläge werden gerne entgegengenommen und an den Greisenrat der FIFA weitergeleitet. Dort landen sie sicher wieder im Abseits.
Anita Staudacher ist Redakteurin im KURIER-Wirtschaftsressort. anita.staudacher@kurier.at