Sport/Fußball

Die Krim schießt in Russland Tore

Am 17. April spielten Tawrija Simferopol und FC Sewastopol gegeneinander – in der höchsten ukrainischen Liga. Schon damals war aber klar, wohin der Weg die beiden Klubs führen wird. Rustam Temirgalijew, stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats der "Autonomen Republik Krim", hatte bereits im März angekündigt, spätestens im Sommer sollten die Fußballvereine der Krim dem russischen Verband angehören.

Ende Februar wurde die Krim durch Russland besetzt. Durch eine umstrittene Unabhängigkeitserklärung und dem Referendum im März beansprucht Russland die völkerrechtliche Zugehörigkeit der Halbinsel. Die Ukraine sieht die Krim weiterhin als eine autonome Republik und Bestandteil des eigenen Staatsgebiets, Russland sieht sie seither als eigenen Föderationskreis.

Und wer hat auf der Halbinsel den richtigen Kick?

Ukrainischer Protest

Am Dienstag traten drei Fußballklubs aus der Krim in der Qualifikation für den russischen Cup an. Der ukrainische Verband protestierte scharf gegen das Vorgehen. Noch am Dienstag wurde auf der Homepage des ukrainischen Fußballverbandes FFU eine Stellungnahme veröffentlicht. Verbandsboss Anatoli Konkow richtet sich darin an den europäischen Verband UEFA und den Weltverband FIFA. "Ich finde es notwendig, euch zu informieren, dass drei ukrainische Klubs im russischen Cup gespielt haben. Die russische Fußball-Union hat illegal und willkürlich die ukrainischen Klubs der Halbinsel Krim vereinnahmt. So weit wir wissen, hat die RFU UEFA und FIFA nicht darüber offiziell informiert", heißt es. Konkow fordert Sanktionen gegen den russischen Verband.

Die FIFA ist längst auch offiziell über die Angelegenheit informiert. Das geht aus einem Brief hervor, den FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke am 5. Juni aus São Paulo Nikolai Tolstych, dem Präsidenten des Russischen Fußball-Verbandes, geschickt hat. Man erfährt, dass die RFU schon am 2. Juni um die Zustimmung der FIFA zum Anschluss der zwei regionalen Fußballverbände (Krim und Sewastopol) und verschiedener Klubs auf der Halbinsel gebeten hat. Valcke verweist auf Artikel 84 der FIFA-Statuten, wonach FIFA, UEFA und die beiden betroffenen Verbände zustimmen müssen, damit Klubs aus einem Land in der Meisterschaft eines anderen mitspielen dürfen. Valcke erklärte darin, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Zustimmung geben könne. Aber er ließ sich ein Schlupfloch und fügte hinzu, dass diese Information bloß genereller Natur sei.

Neu gegründete Klubs

Die Russen hielten sich nach der Absage der FIFA im Juni allerdings zurück. Inzwischen haben sich aber die Klubs neu gegründet, aus Tawrija Simferopol wurde Tawrija Simferopol Krim, aus dem FC Sewastopol der SKChF Sewastopol, das Vereinswappen blieb sicherheitshalber gleich das alte. Die RFU hat die drei Krim-Klubs in den Städten Krasnodar und Rostow registriert. Beim Lizenzierungsverfahren kam es jedoch zu einem Problem: In der dritten russischen Liga ist der Einsatz von ausländischen Spielern verboten, doch die RFU erlaubt den Krim-Klubs, ihre ukrainischen Spieler einzusetzen. Sie wurden gewissermaßen annektiert.

Was macht die FIFA nun? Traut sich der Weltverband Sanktionen gegen Russland zu, dem Veranstalter der WM 2018? In der FIFA-Exekutive sitzt Vitali Mutko, russischer Sportminister und Chef des WM-Organisationskomitees. Aber auch wirtschaftlich hat Russland großen Einfluss auf UEFA und FIFA. Der staatliche Konzern Gazprom ist Sponsor der UEFA und ab nächstem Jahr auch der FIFA.

Seit der Saison 2012/2013 ist Gazprom offizieller Partner der UEFA-Champions-League. Am 14. September 2013 unterschrieben FIFA-Boss Blatter und Gazprom-Chef Miller eine Partnerschaft bis 2018. Hinter den beiden standen Mutko und Wladimir Putin.

Am 12. August spielten Simferopol gegen Sewastopol. Die Partie endete wie schon am 17. April 0:2 – diesmal nicht in der ukrainischen Meisterschaft, sondern im russischen Cup. Und schon in einer Woche werden Simferopol, Sewastopol und Jalta in der Meisterschaft der dritten russischen Liga antreten.