Die Champions in der Euro-Liga
Für den FC Barcelona wäre der Einzug ins Semifinale der Champions League ein nettes Zubrot. Die Spanier haben nämlich in ihrem Budget für diese Saison nur das Viertelfinale einkalkuliert. Also wären die 4,9 Millionen Euro, die der europäische Verband für das Erreichen der Runde der letzten vier ausgelobt hat, ein nicht kalkulierter Zuverdienst für Barcelona.
Die Spanier haben mit einem Saisonumsatz von 470 Millionen Euro gerechnet. Laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, die seit 1998 die „Deloitte Football Money League“ herausgibt (eine Rangliste der 20 finanzstärksten Vereine), hat Barcelona in der letzten Saison 483 Millionen Euro umgesetzt.
Lukrativer Europacup
Obwohl die UEFA-Prämie fürs Semifinale nur rund ein Prozent des Umsatzes ausmacht, ist die Teilnahme an der Champions League auch für die reichsten Vereine ein wichtiges finanzielles Moment: Acht der Top-20-Klubs erlebten 2011/’12 einen Rückgang bei den Einnahmen. Dies liegt aus Sicht von Dan Jones, Partner in der Sports Business Group von Deloitte, in den meisten Fällen jedoch mehr an den ausbleibenden Erfolgen in den europäischen Klubwettbewerben als an der schwächelnden Wirtschaftslage.
So haben die Bayern in dieser Saison schon mehr als 45 Millionen Euro durch den Europacup eingenommen. Allein an Preisgeldern spielte der deutsche Rekordmeister 20,5 Millionen Euro ein. Dazu kommen noch die Einnahmen aus dem Marktpool sowie derzeit fünf Heimspielen, jeweils mehr als zehn Millionen. Falls die Münchner gegen Juventus Turin aufsteigen, kommen noch die 4,9 Millionen Euro Aufstiegsprämie und die Einnahmen aus einem Heimspiel dazu.
Zum Vergleich: In der vergangenen Saison hat Bayern durch den Einzug ins Finale insgesamt 41,73 Millionen Euro aus UEFA-Prämien und dem sogenannten Marktpool eingenommen.
Der schon ausgeschiedene Titelverteidiger Chelsea hat letzte Saison allein aus dem Marktpool 30,035 Millionen lukriert. Ein Rekordwert, weil der englische Markt der UEFA so viel wert ist. Barcelona, letztes Jahr im Semifinale ausgeschieden, bekam aus diesem Pool „nur“ 20,325 Millionen Euro. Chelsea kassierte für den Sieg in der Champions League 59,935 Millionen Euro und konnte dadurch den fünften Platz in der Deloitte-Liste halten.
Krösus unter den europäischen Vereinen ist Real Madrid, die Spanier erreichten in der Saison 2011/’12 als erster Sportklub überhaupt einen Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro: Real steigerte seine Einnahmen um 33,1 Millionen auf insgesamt 512,6 Millionen Euro. Seit Einführung der Champions League 1992 haben die Madrilenen insgesamt 361,65 Millionen Euro verdient (so viel wie Barcelona). In dieser Berechnung führt Manchester United mit 442,32 Millionen Euro.
Doch erst in den letzten Jahren lässt sich wirklich viel verdienen. Insgesamt 910,3 Millionen Euro schüttet die UEFA an die 32 teilnehmenden Klubs der Champions League aus. 500,7 Millionen stehen als Prämien zur Verfügung, 409,6 Millionen fließen in den Marktpool.
Armes Österreich
Die zehn Vereine der österreichischen Bundesliga erwirtschafteten 2010/’11 Umsatzerlöse in der Höhe von 155,1 Millionen Euro. Die Bundesliga würde damit hinter Schalke und vor Napoli den 15. Rang einnehmen. „Zum Gesamtumsatz der österreichischen Bundesliga steuert ein Verein – Red Bull Salzburg – rund ein Drittel bei“, sagt Thomas Kabler, Partner bei Deloitte Österreich, zur finanziellen Lage in der österreichischen Liga. Und weiter: „Hinsichtlich der Einnahmenstruktur unterscheidet sich die österreichische Liga signifikant von der europäischen Money League.“ Während diese 20 Topverdiener 39 Prozent ihrer Einnahmen aus TV-Vermarktungsrechten und 37 Prozent aus Sponsoring und sonstigen Erlösen realisieren, lukriert die Bundesliga lediglich zehn Prozent aus TV-Vermarktungsrechten, aber 72 Prozent aus Sponsoring und sonstigen Erlösen.
Noch sind acht Bundesliga-Runden ausständig. Aber sowohl Spitzenreiter Austria als auch Verfolger Salzburg können schon für die kommende Saison planen, weil erstmals seit sieben Jahren sowohl der österreichische Meister als auch der Vizemeister in der Champions-League-Qualifikation teilnahmeberechtigt sind.
Austria-Geschäftsführer Markus Kraetschmer spricht von einer „Jahrhundertchance “, zumal die UEFA-Konstellation seinem Klub in diesem Sommer vier internationale Spiele garantiert.
Die Austria muss so wie Red Bull erst in die Qualifikationsphase 3 einsteigen. Sollte diese mit einem Erfolg enden, wäre die Play-off-Runde der Champions League erreicht. Im Fall eines Scheiterns würde man automatisch im Europa-League-Play-off weiterspielen. Schon nächstes Jahr werden die Bedingungen für österreichische Vereine von der UEFA aber wieder erschwert.
Allein für die vier internationalen Spiele im Hochsommer darf die Austria mit einem Umsatzvolumen in der Höhe von 3,5 Millionen Euro rechnen. Sollten die Wiener diese Startphase (wobei man als Meister leichtere Gegner als der Vizemeister bekäme) überstehen und damit die Gruppenphase der Champions League erreichen, würden sich die Einnahmen auf zehn Millionen erhöhen. Eine Summe, die Austrias halbem Jahresbudget entspricht, weshalb kein Leistungsträger verkauft werden soll. Kraetschmers Argument gegenüber Spielern à la Hosiner: „Mit internationalen Spielen für die Austria können sie ihren Marktwert im Ausland steigern.“ Schon Junuzovic und Barazite hätten von der Europa League bei ihren Transfers zu Bremen bzw. Monaco profitiert.