Sport/Fußball

Der Krähen-Papst trägt Blau-Rot

Ein Geschenk Gottes“, schrieb die Sporttageszeitung Olé. San Lorenzo spielte beim Verein Colon in Santa Fe in einem Stadion mit dem Kosenamen Elefantenfriedhof. Cetto wurde nach einer halben Stunde ausgeschlossen, aber Pablo Migliore hielt sogar einen Elfer. Und weil Colons Ruben Ramirez ein Eigentor erzielte, gewann San Lorenzo 1:0.

An sich wäre das ein ganz normales, etwas rustikales Meisterschaftsspiel in der höchsten argentinischen Spielklasse gewesen. Aber seit dem 13. März ist bei San Lorenzo nichts mehr normal. Der Verein, der mit vollem Namen „Club Atlético San Lorenzo de Almagro“ heißt, ist seit Mittwoch vor einer Woche der „Papst-Klub“.

Kaum war Jorge Borgoglio gewählt, zierte ein Bild von ihm mit dem Vereinswappen in der Hand die Internetseite des Klubs. Dieser gratulierte zur Papstwahl und schickte ein Trikot mit dem Namen „Francisco“ drauf und dem Fischerring darüber.

Fußballfan

Der Papst ist Fußballfan durch und durch. Das kann auch Nestor Gorosito bestätigen. Der spielte zwischen 1989 und 1992 in Innsbruck, aber auch drei Mal in seiner Karriere bei San Lorenzo. Jetzt ist er Trainer, derzeit bei Tigre, davor aber auch schon wieder bei San Lorenzo. In beiden Rollen traf er auf den damaligen Bischof Bergoglio. „Er hat sich immer wieder Spiele angeschaut. Wir haben auch miteinander geredet. Er war immer gut über die Liga informiert.“

Gorosito bildete mit Alberto Acosta ein gefeiertes Stürmer-Duo. Acosta beendete 2004 seine Karriere und erzählt, dass ihm Bergoglio kurz danach gesagt habe: „Wieso bist du gegangen? Wir schießen gegen niemanden mehr ein Tor.“

In einer Predigt hat Franziskus einmal verraten, dass er schon als kleiner Junge vom Verein fasziniert gewesen sei. Er erinnere sich noch gut an die Spiele aus dem Jahr 1946. Bergoglio wuchs im Arbeiterviertel Flores auf — in unmittelbarer Nähe zur damaligen Spielstätte von San Lorenzo.

Priesterklub

Gegründet wurde der Klub am 1. April 1908 vom katholischen Priester Lorenzo Massa, an den der Klubname erinnert. Das ist wohl mit ein Grund, warum einer der Künstlernamen des Klubs „Los Cuervos y Santos“ ist. Die Krähen und Heiligen erinnern an Kleidung und Einstellung der Priester.

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San Lorenzo gewann mit Bergoglios Konterfei und den Schriftzug „Papa Francisco“ auf der Brust in Santa Fe. Dafür gab der argentinische Verband die Erlaubnis. Denn eigentlich verbietet die FIFA politische und religiöse Werbung auf den Trikots. Das Leibchen soll nun als Sonderedition angeboten werden. Die Marketing-Abteilung erhofft sich dadurch ordentliche Einnahmen. Das wird dem prominentesten Mitglied das Klubs aber nicht gefallen. Wenige Wochen vor seiner Wahl hatte Franziskus die Argentinier noch aufgefordert, den Dämonen des Geldes Einhalt zu gebieten.

Klubmitglied

Seit dem 12. März 2008 ist Bergoglio offizielles Vereinsmitglied, seit jenem Jahr, in dem San Lorenzo 100-jähriges Bestehen feierte. Sein Ausweis trägt die Nummer 88.235. Pünktlich, so sagen sie bei San Lorenzo, überweise er monatlich seine 110 Pesos Beitrag (16,65 Euro).

San Lorenzo ist der einzige Klub in Argentinien, auf dessen Stadiongelände eine Kapelle steht. Die wurde vom bislang bekanntesten Botschafter des Klubs finanziert – vom amerikanischen Schauspieler Viggo Mortensen. Bergoglio feierte dort 2011 eine Messe. „Es erfüllt mich mit Freude, von hier aus die Tribünen des Stadions von San Lorenzo zu sehen“, sagte er. Seit 1993 spielt der Klub in einem Stadion mit dem klingenden Namen Nuevo Gasómetro (Neuer Gasometer) in Sichtweite zu einem der größten Armenviertel von Buenos Aires, der Villa 1-11-14, in Bajo Flores. Dort wuchs der 1936 geborene Sohn italienischer Einwanderer auf.

Nach seinem ersten sonntäglichen Angelus-Gebet lächelte Papst Franziskus in die Kameras und schickte einen Gruß in die Heimat: „Möge San Lorenzo gewinnen.“

Der Verein kann jegliche Hilfe brauchen. Zuletzt wurde man 2007 Meister, letzte Saison wäre man fast abgestiegen. Jetzt ist man nach sechs Spielen Achter von 20 Vereinen. Am Ostersonntag steigt das Heimspiel gegen Newell’s Old Boys. Das erste in der neuen Rolle. Klubchef Martin Lammers bezeichnete sich als „Präsident des Papst-Klubs“.

Dem gratulierten sie zur Wahl. Unter anderem mit den Worten: „Sie sind der Papst von San Lorenzo oder in der Fußballersprache unser erster Papa Cuervo.“

Der Krähen-Papst also. Und der trägt Blau-Rot.