Sport/Fußball

Champions League: Eine Stadt, zwei Finalisten

Erstmals in der Geschichte des prestigeträchtigsten Bewerbs des internationalen Klubfußballs kommt es zu einem Duell zweier Vereine aus einer Stadt. Aber nicht Mailand oder London ist die Heimat der beiden Klubs, die heute das Finale der Champions League bestreiten.

Es sind zwei Vereine aus Madrid. Dass Real im Finale der Champions League steht, ist kein Wunder: Der Verein hat große Tradition, kann den zehnten Titel holen im Meistercup oder dessen Nachfolger Champions League. Der letzte Sieg liegt allerdings schon lange zurück: 2002 holte ein Staraufgebot (Zidane, Raúl, Figo, Roberto Carlos) den Titel. Es war der Bauunternehmer Florentino Pérez, der dieses System der Superstars ("die Galaktischen") verfolgte. Pérez war es auch, der ein Jahr nach dem Erfolg den Vertrag des Trainers nicht verlängerte, weil ihm der zu wenig schillernd war.

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Vicente del Bosque ist heute erfolgreicher Teamchef Spaniens. Die Ära Pérez endete 2006. Doch nur drei Jahre danach kehrte er zurück an die Klubspitze. Cristiano Ronaldo war sein Antrittsgeschenk an die Fans. Der Portugiese wurde mit dem Transfer von Manchester United zu Real Madrid um 94 Millionen Euro zum teuersten Spieler der Welt und löste damit Zinédine Zidane ab. Der war 2001 um 74 Millionen Euro von Juventus Turin zu Real gekommen. Trainer Manuel Pellegrini ging nach einem Jahr, danach setzte Pérez auf den Glamourfaktor – José Mourinho kam für drei Jahre. Allerdings blieb dem Portugiesen der Sieg in der Champions League verwehrt. Im Sommer holte Pérez den Waliser Gareth Bale, redete die Ablöse aber klein (91 Millionen), um Ronaldo nicht zu kränken. Als Trainer kam Carlo Ancelotti. Der Italiener gilt als Schlüssel zum Finaleinzug: "Carletto" ist kein Exzentriker, kein Weltfeind, keine Diva – er ist die Ruhe und Freundlichkeit in Person. Und er hat mit AC Milan schon zwei Mal die Champions League geholt.

Die denkwürdigsten Endspiele:

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Für Spanien ist es das zweite nationale Finale: 2000 spielte Valencia gegen Real Madrid. Aber in 14 Jahren hat sich der Fußball verändert. Die Zeitung El Pais rechnete vor: Schon 2000 war Real der finanziell potentere Verein (164 Millionen Euro zu 69 Millionen Euro Umsatz gegenüber Valencia). Aber 2014 trennen die Klubs monetäre Welten: 519 Millionen zu 120 Millionen Euro Umsatz gegenüber Atlético.

2000 war auch das Jahr, in dem die Champions League zugunsten der großen Klubs erweitert wurde. Vier Vereine aus den großen Ligen haben nun die Chance, ums große Geld mitzuspielen. Real Madrid hat seither immer in der Champions League gespielt, was nur Arsenal schaffte. Bayern und Barcelona mussten einmal zuschauen, Manchester United muss nächste Saison erstmals passen.

20 Fakten zur Champions League:

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Im Konzert dieser Klubs spielt Atlético Madrid finanziell nur die zweite Geige. Im Gegensatz zu Real, dem königlichen Klub des Establishments, gilt Atlético als Arbeiterverein. Erstmals seit 40 Jahren stehen die Madrilenen in einem Endspiel im wichtigsten Europapokalbewerb. Den großen Titel holte man nie. Als Erfolgsgeheimnis der Renaissance der Matratzenmacher (weil das gestreifte Trikot an spanische Matratzen erinnert) gilt ein Name: Diego Simeone. Der 44-jährige Argentinier wurde 2011 Trainer. Schon 2012 gewann Atlético unter seiner Leistung die Europa League. Dieses Jahr zeigte man in der Meisterschaft Real Madrid und dem FC Barcelona die lange Nase und holte den zehnten nationalen Titel. Und jetzt steht der Verein vor der Krönung – im Finale in der Champions League.