Bayern in der Champions League vor dem Aus
Lionel Messi ist ein Phänomen. Mehr als 70 Minuten lang wirkte er blass, nicht entschlossen genug, manchmal fahrig. Und dann machte er binnen drei Minuten den Unterschied.
Erst verlor Bernat links draußen den Ball, Dani Alves passte auf Messi, der mit links Manuel Neuer bezwang (77.). Dann passte Rakitic auf Messi, der mit einem Haken Boateng aussteigen ließ und den Ball über Neuer hob (80.). Symptomatisch dabei war: Messi ließ die bis dahin besten Bayern wie Schülerkicker ausschauen. Vor allem bei seinem Haken im Strafraum, als der bis dahin überragende Boateng wie ein unbeholfener Anfänger umfiel.
Wie denn Messi zu verteidigen sei, wurde Guardiola vor der Partie gefragt. Gar nicht, hatte der sinngemäß geantwortet. Am Mittwoch traf Messi erstmals in einem Spiel auf den ehemaligen Trainer und Förderer. Umgekehrt bezeichneten es spanische Medien so: „Guardiola muss das Ungeheuer bändigen, das er geschaffen hat.“ Das Ungeheuer glich lange einem Schoßhündchen, ehe er zum Tor-Monster wurde und die Treffer 76 und 77 in der Champions League erzielte.
Musterschüler Messi
Lionel Messi hat in seinen ersten 110 Spielen für den FC Barcelona 42 Tore erzielt. Das war die Zeitrechnung vor der Ankunft von Cheftrainer Pep Guardiola. Unter diesem entwickelte sich der heute 27-Jährige zum Musterschüler und besten Spieler der Welt. Seit er im Sommer 2008 erstmals von Guardiola trainiert wurde, hat er bis dato in 366 Spielen 364 Mal getroffen (unter Guardiola waren es 221 Tore in 219 Spielen, nach dessen Abgang 2012 gar 153 in 147 Spielen).
Zu den Bayern: das „Dahoam“ liegt ihnen nicht. Das Finale in der Champions League „dahoam“ in München wurde 2012 zu einer bitteren Niederlage gegen Chelsea. Und Guardiola spielte nun erstmals gegen seinen FC Barcelona. Der Katalane war bis 2012 immer eng mit Barcelona verbunden, als Spieler und auch als Trainer. Jetzt kehrte er heim.
Bei seiner Rückkehr wurde Barca als leichter Favorit gehandelt, konnte Trainer Luis Enrique doch auf alle Stars zählen. Bei den Bayern fehlten mit Robben, Ribery und Alaba drei wichtige Spieler. Dennoch war die Elf, die auflief, eine hochkarätige.
Spielverderber
Neuer Tormann Manuel Neuer war der Beste, hielt die Bayern bis zur 77. Minute auf 0:0-Kurs. Guardiola ließ vorerst mit drei Mann verteidigen, Barcas Traumsturm Suarez, Messi, Neymar hatte seine Freude mit den Räumen. Neuer klärte allein vor Luis Suarez (12.). Einen Querpass von Suarez knallte Neymar ans Knie von Rafinha (15.).
Danach stellte Guardiola auf eine Viererkette um (21.). Durch diesen Defensiv-Schachzug wurde die Bayern-Abwehr gefestigt. Nur noch einmal entwischte Rechtsverteidiger Dani Alves, wieder rettete Neuer in höchster Not (39.).
Die Bayern? Da war offensiv nicht viel los. Nach einem Querpass von Müller rutschte Lewandowski (der spielte wegen seiner Gesichtsverletzung mit einer Maske) nur knapp am Ball vorbei (18.).
Barcelona? In der Nachspielzeit durfte noch Neymar nach einem Messi-Pass über das 3:0 (94.) jubeln.
Barcelona, Camp Nou, 98.000, SR Nicola Rizzoli (ITA).
Tore: 1:0 (77.) Messi
2:0 (80.) Messi
3:0 (94.) Neymar
Barcelona: Ter Stegen - Alves, Pique, Mascherano (89. Bartra), Alba - Rakitic (82. Xavi), Busquets, Iniesta (87. Rafinha) - Messi, Suarez, Neymar
Bayern: Neuer - Rafinha, Benatia, Boateng, Bernat - Lahm, Alonso, Schweinsteiger - Müller (79. Götze), Thiago - Lewandowski
Gelbe Karten: Alves, Pique, Neymar bzw. Alonso, Benatia
Die Besten: Messi, Suarez, Rakitic bzw. Neuer
Anm.: Alaba (verletzt) bei Bayern nicht im Kader
Rückspiel am 12. Mai in München
Bereits am Dienstag: Juventus Turin - Real Madrid 2:1 (Rückspiel am 13. Mai in Madrid)
Finale am 6. Juni im Berliner Olympiastadion