Sport/Fußball

Austria feuert Baumgartner, Ogris übernimmt

Ein Trainerwechsel soll die sportliche Talfahrt der Wiener Austria stoppen. Wie der Tabellensiebente der Bundesliga am Sonntag bekanntgab, wurde Gerald Baumgartner nach rund zehn Monaten beurlaubt und durch den bisherigen Amateure-Coach Andreas Ogris ersetzt. Die violette Ikone soll das Ruder bis Saisonende noch herumreißen. "Wir müssen Impulse setzen", sagte Sportdirektor Franz Wohlfahrt.

Einmal mehr wurde die Austria damit ihrem Ruf als "Trainerfriedhof" gerecht. Nach Karl Daxbacher (bis Dezember 2011) standen bei der Austria mit Ivica Vastic (2012), Peter Stöger (2012/13), Nenad Bjelica (2013/14), Herbert Gager (2014) und nun Gerald Baumgartner zuletzt fünf Trainer binnen etwas mehr als drei Jahren an der Seitenlinie. Ogris ist beim 24-fachen Meister der 31. Übungsleiter seit 1990.

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Der Entschluss sei nach der0:1-Heimschlappe gegen Ried am Samstaggefallen, die zugleich die vierte Niederlage im siebenten Frühjahrsspiel und einen herben Rückschlag im Kampf um einen Europacupplatz bedeutete.

Es habe eine "schonungslose Analyse" zwischen Wohlfahrt, AG-Vorstand Markus Kraetschmer und dem Präsidium gegeben. "Wir haben nach dem Spiel eingehende Diskussionen geführt, sehen unsere sportlichen Mindestziele sehr gefährdet, müssen als Klub-Verantwortliche die aktuellen Entwicklungen sehen und Impulse setzen", wurde Wohlfahrt in einer Aussendung zitiert. "Demnach habe ich dem Präsidium und Vorstand einen Vorschlag unterbreitet, der einstimmig angenommen wurde."

Zeichen setzen

"Wir bedauern diesen Schritt, natürlich ist das keine schöne Situation für alle Beteiligten. Jetzt ist aber der Zeitpunkt, wo wir ein Zeichen setzen mussten, um die sportliche Talfahrt zu stoppen", erklärt AG-Vorstand Markus Kraetschmer. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht, aber die Ergebnisse der vergangenen Wochen, die Art und Weise, wie diese zustande kamen und vor allem die Situation zehn Spieltage vor Saisonende zwangen uns, aus Verantwortung dem Club gegenüber zu handeln", meinte Kraetschmer.

Schon am Montagnachmittag wird der 50-jährige Ogris das Training der Veilchen leiten, denen in zwei Wochen der schwere Gang zu Meister Salzburg bevorsteht. Angesichts der tristen Tabellensituation - sechs Punkte fehlen auf den fünftplatzierten WAC - ist möglicherweise der Cup der letzte Rettungsanker im Hinblick auf einen internationalen Bewerbn, den man schon zum zweiten Mal in Folge zu verpassen droht. Dabei hatte man den eigenen Anhang 2013/14 noch mit der Teilnahme in der Gruppenphase der Champions League verwöhnt.

Der 63-fache ÖFB-Teamspieler Ogris, der von 1983 bis 1997 mit Ausnahme von drei Saisonen stets für die Veilchen stürmte, betreute seit 2014 die violetten Amateure in der Regionalliga. Wie der Verein betonte, solle Ogris, der die UEFA-Pro-Lizenz besitzt, im Sommer auch wieder in sein eigentliches Amt zurückkehren. Wohlfahrt sei jedenfalls von den Gremien ab sofort beauftragt, intensive Gespräche für einen neuen Cheftrainer ab der kommenden Saison zu führen.

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Schweres Erbe

Für Baumgartner hingegen, der ebenso wie Co-Trainer Renato Gligoroski beurlaubt wurde, endete das erste Engagement im heimischen Oberhaus mit einer Bruchlandung. Das schwere Erbe, das Peter Stöger mit dem Meistertitel 2012/13 hinterlassen hatte, war nach Bjelica und Gager auch für den 50-jährigen Salzburger nicht zu stemmen. Am 8. März dürfte Baumgartner mit dem 2:1-Derbysieg über Rapid noch einmal den Kopf aus der Schlinge gezogen haben, nach dem 1:1 gegen die Admira und dem nunmehrigen 0:1 gegen Ried war aber endgültig Endstation - nach nicht einmal ganz zehn Monaten.

Baumgartner war im Mai 2014 als Gager-Nachfolger an den Verteilerkreis gekommen - und das eigentlich nur als dritte Wahl nach dem nunmehrigen Salzburg-Trainer Adi Hütter sowie den vom 1. FC Köln nicht losgeeisten Manfred Schmid. Einen guten Ruf hatte er sich durch den Cupsieg 2013 mit Regionalligist Pasching und durch den Einzug ins Cupfinale 2014 mit Zweitligist St. Pölten erarbeitet. "Ich habe noch nie eine Mannschaft in den Keller geführt. Meine Teams sind immer besser geworden", hatte er in seiner Eigenschaft als St. Pölten-Coach betont.

Von Baumgartner versprach sich die Führung der Austria eine Rückkehr zu alten Tugenden, aggressives Pressing sollte am Verteilerkreis Einzug halten, selbst der Name Borussia Dortmund fiel bei der Vorstellung des Neuen. Davon war schließlich aber nur wenig zu sehen, die Umsetzung einer klaren Spielphilosophie nicht zu erkennen. Eine oft angespannte Kadersituation machte es Baumgartner dabei nicht unbedingt leichter. Zuletzt war es etwa der nicht adäquat nachbesetzte Abgang von Goalgetter Omer Damari, der die Veilchen einer ihrer wenigen Qualitäten in dieser Saison beraubte.