Sport/Fußball

Derbysieg: Ein violettes Lebenszeichen

Mit einem Derbysieg der besonderen Sorte hat Austria-Trainer Gerald Baumgartner womöglich im letzten Moment noch die Kurve gekratzt. Der 2:1-Erfolg gegen Rapid, der am Sonntag noch dazu in Unterzahl errungen wurde, war ein klares Lebenszeichen der Violetten. Die Erleichterung bei der Austria war gewaltig.

Klubvorstand Markus Kraetschmer sprach von einem „Steinbruch“, der ihm mit Schlusspfiff vom Herzen fiel. Kraetschmer hofft nun, dass die Trainerdiskussion bis auf Weiteres ad acta gelegt werden kann. „Die Mannschaft hat große Entschlossenheit bewiesen. Mit guten Leistungen können wir rasch wieder in ruhigere Gewässer kommen“, sagte der Wirtschafts-Vorstand der Austrianer.

Verbesserungspotential

Kraetschmer ließ sich auch ein recht klares Bekenntnis zu Baumgartner entlocken: „Wir haben immer gesagt, dass wir uns aufs Wesentliche konzentrieren und den Weg gemeinsam weiter gehen wollen. Und so ist es auch weiterhin.“ Bei Austrias neuem Sportdirektor Franz Wohlfahrt klang die Sache hingegen ein wenig anders.

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„Wir haben drei Punkte gemacht und das sehr verdient, aber mir sind viele Sachen aufgefallen, die zu verbessern sind. Da sind wir alle gefragt, die Mannschaft und der Verein. Sich über den Sieg zu freuen, ist a la longue zu wenig. Wir müssen ins Detail gehen, das Ziel kann nicht sein, Vierter oder Fünfter zu sein“, sagte Wohlfahrt angesichts der Lage in der Tabelle (Rang sechs).

Am (heutigen) Montag stehen bezüglich der Zukunft von Trainer Baumgartner wohl entscheidende Stunden an. Wohlfahrt präsentiert am Abend im Rahmen einer Club-Aufsichtsratssitzung die Beobachtungen und Analysen seiner ersten 50 Tage im Amt.

Ein Bussi für Lindner

Baumgartners Freude war nach dem Derby-Triumph so groß, dass er seinem Goalie Heinz Lindner während eines TV-Interviews sogar ein Bussi auf die Wange drückte. Seine Truppe hatte jedoch zunächst 48 Minuten lang eine größtenteils inferiore Leistung abgeliefert und war durch ein Tor von Rapid-Captain Steffen Hofmann auch 0:1 in Rückstand geraten.

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Baumgartner raus“-Rufe hallten durch die Generali Arena, in der vor der Pause eher Begräbnisstimmung geherrscht hatte. „Das ist natürlich keine geile Sache. Aber mein Job ist es, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren“, meinte der Salzburger. Mit dem Ausgleich durch Lukas Rotpuller (45.+4) wurde die Austria dann praktisch wie aus dem Nichts wach geküsst. Und mit ihr dann auch die 11.000 Zuschauer.

Selbst die Rote Karte für Christian Ramsebner (72.) konnten den Siegeswillen der Austria dann nicht mehr bremsen. „Aus dieser Roten haben wir sogar Feuer und Energie geschöpft“, meinte Baumgartner angesichts des Siegestreffers von Vance Sikov in der 84. Minute. Das berühmte „Glück des Tüchtigen“ (Baumgartner) hatte die Austria dann in der Nachspielzeit, in der der Rapidler Thanos Petsos an die Latte schoss (93.).

Holzhauser mit Wut im Bauch

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Matchwinner für die Austria war Raphael Holzhauser, der in der 28. Minute für den völlig verunsicherten Tarkan Serbest eingewechselt wurde und dann nach der Pause groß aufspielte. „Den 'Holzi' hat es gewurmt, dass er nicht von Anfang an spielen durfte. Mit der Wut im Bauch hat er dann eine großartige Leistung gezeigt und uns zum Sieg geführt“, sagte Baumgartner.

Rapid-Trainer Zoran Barisic war nach der Pleite „natürlich sehr enttäuscht“. „Zwei Gegentore aus Standardsituationen, das darf nicht passieren. Wir waren vor der Pause besser, die Austria danach. Unterm Strich hat die glücklichere Mannschaft gewonnen“, bilanzierte Barisic. Die Auswechslung von Steffen Hofmann in der 67. Minute war laut Barisic unausweichlich, der Deutsche hatte nach einem Schlag auf die Achillessehne große Schmerzen.

In der Tabelle ist Rapid zwar weiterhin Zweiter, von der SV Ried auf Platz sieben trennen die Grün-Weißen aber nur acht Zähler. Das Rennen um die begehrten Plätze zwei, drei und vier könnte also in den verbleibenden zwölf Runden zu einem brisanten Sechskampf werden.