Salzburg deklassiert Rapid zum Auftakt
In der vergangenen Saison hatte Salzburg bis zur Fixierung des Meistertitels gegen alle Gegner in der Bundesliga leichtes Spiel, nur gegen einen nicht: gegen Rapid. Das war zum Auftakt der neuen Saison anders: Salzburg gewann 6:1 gegen den Vizemeister, der die vielen Abgänge nicht kaschieren konnte und dazu nach einer Stunde konditionell am Ende war.
Es ist schon äußerst ungewöhnlich, dass Salzburg in eine neue Saison geht ohne einen einzigen Neuzugang in der Startelf. Im Vergleich zur Stammelf der Meistersaison fehlte nur Verteidiger Ramalho, der nach einer Bauchmuskelverletzung noch Trainingsrückstand hatte. Ihn ersetzte zunächst Schiemer.
Mehr getan hat sich bei Rapid. Mit Trimmel, Burgstaller, Boyd und Sabitzer verließen vier Spieler die Wiener, die am Samstag begonnen hätten. Trainer Barisic bot aber trotzdem mit Schwab nur einen der sechs Neuzugänge auf. Altes Personal sollte die Abgänge ersetzen.
Experiment
Maximilian Hofmann feierte eine Premiere. Erstmals begann der 20-Jährige als Rechtsverteidiger, sollte sich mit Mané um Salzburgs Besten kümmern – eine Aufgabe, die der zu Union Berlin abgewanderte Trimmel zuletzt vorzüglich gelöst hatte. Maximilian Hofmann gelang das nicht ganz so gut. In der 9. Minute hatte er auf Mané vergessen, der Senegalese schoss jedoch Rapid-Keeper Novota an.
Salzburgs erste Chance war der eigentliche Startschuss in die neue Saison. Von nun an wurde der Schlager Meister gegen Vizemeister den hohen Erwartungen gerecht. Beide Teams gingen hohes Tempo – und das trotz erdrückender Hitze, die schon nach 22 Minuten zur ersten Trinkpause führte. Salzburg war spielbestimmend. Aber Rapid versteckte sich nicht, hatte nach einem Schiemer-Fehler eine tolle Chance, die Schaub ausließ. Das Versäumnis des bis dahin auffälligsten Rapidlers sollte sich kurz danach rächen: Der völlig freistehende Ulmer deutete einen Stanglpass an, schoss aber selbst ins kurze Eck – 1:0 (30.).
Vorentscheidung
Zehn Minuten später war der Torschütze auch am 2:0 beteiligt: Wieder war Ulmer alleine, dieses Mal spielte er aber einen Stanglpass, den Alan verwertete. Beide Treffer waren über die Seite des überforderten Maximilian Hofmann gefallen.
Nach dem Wechsel genehmigte sich Salzburg eine um 15 Minuten verlängerte Pause. Das Spiel hätte noch einmal an Spannung gewonnen, wäre Steffen Hofmann bei der besten Rapid-Chance nicht eigensinnig gewesen.
Nach einer Stunde hatte der Meister wieder mehr Lust am Fußballspielen. Stimmung auf die Ränge brachte dann aber erst Salzburgs neuer Trainer: Adi Hütter wechselte mit dem Ex-Rapidler Sabitzer den ersten Neuen ein. Der wurde von den Salzburg-Fans euphorisch begrüßt, von den Rapid-Fans primitiv verhöhnt.
Am 3:0 war der Teamspieler aber nicht beteiligt: Kampl spielte Mané mit einem Heber frei, der Senegalese traf (69.). Dabei blieb es nicht: Soriano stellte mit seinem ersten Torschuss auf 4:0 (77.). Der Spanier traf per Freistoß zum 5:0 (79.), Kampl zum 6:0 (85.). Ein von Steffen Hofmann verwerteter Elfer zum 1:6-Endstand machte Rapids Blamage auch nicht erträglicher (92.).
Red-Bull-Arena, 19.801, SR Harkam.
Tore: 1:0 (30.) Ulmer
2:0 (40.) Alan
3:0 (69.) Mane
4:0 (77.) Soriano
5:0 (79.) Soriano
6:0 (84.) Kampl
6:1 (92.) S. Hofmann (Foulelfmeter)
Salzburg: Gulacsi - Schwegler (75. Ankersen), Schiemer (55. Ramalho), Hinteregger, Ulmer - Kampl, Leitgeb, Ilsanker (65. Sabitzer), Mane - Alan, Soriano
Rapid: Novota - M. Hofmann, Sonnleitner, Dibon, Schrammel - Petsos, Schwab (57. Wydra) - S. Hofmann, Schaub (75. Beric), Grozurek (67. Schobesberger) - Alar
Gelbe Karten: Schwegler, Kampl, Ankersen bzw. M. Hofmann, Schwab, Schrammel
Adi Hütter (Salzburg-Trainer): "Gegen Rapid 6:1 zu gewinnen, ist natürlich nicht alltäglich. Ich bin froh, dass mir die Mannschaft zum Debüt einen Sieg geschenkt hat. Es war ein gelungener Start in die neue Saison und ein Gradmesser, gegen Rapid 6:1 zu gewinnen. Die Mannschaft hat mich in der Vorbereitung nicht total überzeugt, deshalb war ich heute überrascht, dass sie so aufgetreten ist."
Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Wir haben uns in der Pause vorgenommen, in der zweiten Hälfte offensiv weiterzuspielen, um eventuell den Anschluss zu schaffen. Aber mit dem 3:0 hat sich Salzburg in einen Rausch gespielt. Wir müssen die Niederlage akzeptieren und in Zukunft einfach besser spielen. Die Niederlage hätte aber nicht so hoch ausfallen müssen. Auch wir haben Möglichkeiten gehabt, die hätten wir machen müssen."
Seit 1974
1:6 - 14. April 1990 gegen FC Tirol (auswärts)
1:6 - 28. April 2002 gegen Austria Salzburg (a)
1:6 - 19. Juli 2014 gegen Red Bull Salzburg (a)
0:5 - 8. Mai 1993 gegen VSE St. Pölten (a)
0:5 - 29. März 1998 gegen den LASK (a)
Vor Schaffung der Bundesliga 1974
2:10 - 24. Oktober 1943 gegen Vienna
1:7 - 14. Februar 1943 gegen den FAC
0:6 - 11. Oktober 1969 gegen Austria Wien
Trocken wie gewohnt absolvierte Oliver Kahn seinen Pflichtauftritt. Als Testimonial des neuen Bundesliga-Sponsors tipico schritt der frühere Weltklasse-Tormann für den Wettanbieter auf den Salzburger Rasen. Mit einem Ankick nach einer kurzen Rede von Liga-Präsident Hans Rinner war die Bundesliga-Saison – die mit einem 6:1-Kantersieg der Salzburger beginnen sollte – auch schon eröffnet.
Zu sehen bekam der Ex-Weltklasse-Goalie genau jene Rapid-Baustellen, die sich so knapp nach dem Verlust von Boyd, Sabitzer, Burgstaller und Trimmel angekündigt hatten. "Für Zoki wird es nicht einfach, die verlorenen Schlüsselspieler adäquat zu ersetzen", meinte Salzburg-Trainer Adi Hütter mit einer Spur Mitleid für seinen Rapid-Kollegen Barisic.
Konkret fehlt es nach der Verletzung von Schimpelsberger an einem Ersatz für Rechtsverteidiger Trimmel. Zum gescheiterten Experiment mit Innenverteidiger Max Hofmann meinte Zoran Barisic: "Das nehme ich auf meine Kappe. Den Burschen trifft keine Schuld."
Am linken Flügel waren bei Grozurek keinerlei Fortschritte zu erkennen. Die zähen Verhandlungen mit Florian Kainz von Sturm sollen zum Abschluss kommen, um die Lücke von Sabitzer und Burgstaller einigermaßen zu füllen. Im Sturm fehlt es Alar an der Power von Boyd, bei Beric "fehlen nach zwei Wochen noch die Automatismen", sagt Barisic.
Boyd-Tor für Leipzig
In einem Testspiel vor 35.000 Fans aufgezeigt hat ein Ex-Rapidler, der nun von Red Bull gut bezahlt wird: Leipzig-Stürmer Terrence Boyd spielte gegen Paris St-Germain stark, traf beim 4:2 mit einem klassischen Abstauber zum zwischenzeitlichen 1:1. Dass der Amerikaner bei den Interviews danach das Trikot von PSG-Star Zlatan Ibrahimovic vorzeigen konnte, empörte Leipzig-Kapitän Frahn.
Der etablierte Mittelstürmer hätte das Ibrahimovic-Trikot gerne nach Schlusspfiff abgeholt, Boyd sicherte es sich schon in der Pause beim ausgewechselten Schweden. Frahn nannte die Aktion öffentlich „respektlos“ – ein Fressen für die deutschen Medien, die mit einem Hahnenkampf der Goalgetter spekulieren.