Brasilien hofft auf Wiedergutmachung bei Copa America
Mit der Partie Chile gegen Ecuador beginnt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag die Copa America. Zwölf Teams aus Amerika werden bei der in Chile ausgetragenen 44. Auflage der südamerikanischen Kontinentalmeisterschaft um den Titel kämpfen.
Hohe Erwartungen in Chile
Ausgetragen wird das Turnier nur in Chile, weil man sich auf einen Tausch mit Brasilien einigte, das bereits mit der Weltmeisterschaft 2014 und Olympia 2016 zwei andere Großereignisse veranstalt(ete). Im Gastgeberland sind die Erwartungen an die eigene Mannschaft nun sehr hoch, die Chilenen wünschen sich den ersten Titel bei einer Südamerika-Meisterschaft.
Angeführt wird das chilenische Team von den Superstars Alexis Sanchez und Arturo Vidal, im Kader befinden sich aber auch einige sehr unterschätzte Fußballer wie Marcelo Diaz und Jorge Valdivia. Zudem besitzen die Chilenen mit Jorge Sampaoli einen höchst interessanten Mann als Trainer, der die Arbeit von Marcelo Bielsa fortsetzt und mit seiner Spielweise schon bei der Weltmeisterschaft in Brasilien begeisterte. 2014 scheiterte Chile noch im WM-Viertelfinale im Elfmeterschießen an Brasilien, nun möchte man mit den eigenen Fans im Rücken die Großmächte Argentinien und Brasilien besiegen.
Nach der großen Enttäuschung bei der WM im eigenen Land, könnte Brasilien einen Titel dringend benötigen. Nach der bitteren Niederlage im Halbfinale gegen Deutschland stürzte das ganze Land in ein Tal der Tränen, wechselte daraufhin den Trainer und hat sich mittlerweile wieder ganz gut von diesem Debakel erholt. Carlos Dunga konnte mit Brasilien bereits als Spieler zwei Mal die Copa America gewinnen und führt die Seleção Selecao 2007 als Trainer zu ihrem letzten Titel bei der Südamerika-Meisterschaft. „Wir haben eine wettkampffähige Seleção , die gleichzeitig versucht, den brasilianischen Ansätzen wie Kreativität, Offensivspiel und Dribbling gerecht zu werden“, sagte der 51-jährige Weltmeister von 1994. Um Brasilien erneut zum Titel zu führen hat Dunga die Mannschaft auch ordentlich umgebaut, nur noch sechs Spieler von der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr stehen im Kader.
Argentinien mit guten Erinnerungen
Ebenfalls mit einer Niederlage gegen Deutschland endete das Turnier für Argentinien. Die Finalverlier der WM 2014 behielten den Stamm der Mannschaft aber bei, trotz Trainerwechsel gibt es bei den Gauchos nur wenige Veränderungen. Wesentlichste Veränderung am Kader ist die Nominierung von Carlos Tevez, der unter Teamchef Alejandro Sabella ignoriert wurde, da er angeblich für Unruhe sorge und mit Lionel Messi schlecht kann, unter Ex-Barca-Trainer Gerardo Martino nun aber sein Comeback im Nationalteam feierte. An Turniere in Chile haben die Argentinier bereits gut Erinnerungen, die letzten vier dort ausgetragenen Copa Americas konnten die „Albiceleste“ gewinnen. Zudem war Argentinien auch nach der Niederlage im WM-Finale von 1990 im Jahr darauf bei der Copa America in Chile siegreich.
Schwächelnder Titelverteidiger
Wohl eher geringe Chancen auf den Titel hat hat Uruguay. Da das Team, das 2010 im WM Halbfinale stand und 2011 die Copa America gewann, in den letzten Jahren immer älter wurde und nur wenig nachkam, scheint eine Titelverteidigung unwahrscheinlich. Zudem ist vom großartigen Sturmtrio Uruguays derzeit nur noch ein Spieler, Edinson Cavani, dabei. Diego Forlan ist längst aus dem Nationalteam zurückgetreten, Luis Suarez fehlt noch wegen seiner Sperre für den Biss gegen Italiens Giorgio Chiellini bei der Weltmeisterschaft.
Weitaus mehr Glanz in der Offensive hat derzeit Kolumbien aufzubieten. Im Angriff der Kolumbianer stehen nämlich Radamel Falcao von Manchester United, Portos Bomber Jackson Martinez und Europa-League-Sieger Carlos Bacca von Sevilla. Adrian Ramos von Borussia Dortmund hat es bei dieser geballten Offensivkraft nichtmal in den Kader geschafft. Auch das Mittelfeld beeindruckt, hier geigen James Rodriguez, die Entdeckung der letzten WM, und Juan Cuadrado, der im Winter für 31 Millionen Euro zu Chelsea gewechselt ist, auf. Die Defensive sieht zwar nicht ganz so rosig aus, doch mit solchen Offensivkünstler ist Kolumbien einiges zuzutrauen.
Mittelamerikanische Gäste
Mexiko und Jamaika haben dagegen nur sehr geringe Chancen auf den Titel. Beide sind als Gäste aus der Mittelamerika-Gruppe eingeladen, beim Turnier in Südamerika werden sie aber keine große Rolle spielen. Den von Winnie Schäfer trainierten Jamaikaner fehlt es wohl allgemein an der nötigen Klasse, um mit den südamerikanischen Teams mithalten zu können. Mexiko dagegen hätte mehr Qualität, konzentriert sich aber auf den Anfang Juli beginnenden CONCACAF Gold Cup und schickt nur eine B-Elf nach Chile. Die mexikanischen Stars wie Javier Hernandez von Real Madrid oder Giovanni Dos Santos von Villarreal fehlen bei der Copa America.
Während Mexiko quasi schon ein Stammgast bei der Südamerika-Meisterschaft ist, nimmt Jamaika heuer zum ersten Mal teil. In Zukunft könnte Jamaika jedoch öfter bei einem Großereignis mit den südamerikanischen Ländern antreten. 2016 findet nämlich zum ersten Mal die Copa America Centenario statt. Bei dem in den Vereinigten Staaten ausgetragenen Turnier nehmen die zehn Vertreter des südamerikanischen Verbandes COMNEBOL und sechs Länder aus der CONCACAF-Gruppe teil. Anlass des Turnieres ist offiziell das hundertjährige Bestehen von COMNEBOL, doch bereits seit mehreren Jahren gibt es die Idee einen einzigen panamerikanischen Verband zu gründen und eine panamerikanische Kontinentalmeisterschaft auszutragen. Sollte das Turnier 2016 ein Erfolg werden, könnten diese Pläne noch konkreter werden.
Die Gruppen:
Gruppe A: Chile, Mexiko, Ecuador, Bolivien
Gruppe B: Argentinien, Uruguay, Paraguay, Jamaika
Gruppe C: Brasilien, Kolumbien, Peru, Venezuela
Eröffnungspiel: 12. Juni (1.30 Uhr MESZ) Chile - Ecuador
Finale: 4. Juli (22.00 Uhr MESZ)