Bayern fegen über Barcelona hinweg
Jetzt hat also die Deutsche Bundesliga vor sich, was die anderen drei europäischen Topligen (Primera Division, Serie A, Premier League) bereits hinter sich haben: ein Liga-internes Champions-League-Finale.
Nach Dortmund zogen auch die Bayern in das Endspiel der europäischen Eliteliga ein, das dieses Jahr am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion stattfindet. Die in toller Form befindlichen Münchner wiederholten fast ihren 4:0-Hinspieltriumph und gewannen auch das Rückspiel bei einer enttäuschenden Elf des FC Barcelona mit 3:0.
Das Semifinal-Rückspiel im Camp Nou war ein ganz anderes als jenes am Tag davor im Estadio Bernabeu. Da war Real Madrid mit unglaublichem Druck in die Partie gestartet. Schon in der ersten Viertelstunde hätten die Madrilenen den 1:4-Rückstand aus dem Hinspiel eigentlich wettmachen müssen, gingen aber zu schleißig mit drei Topchancen um.
Ohne Chance
Die Bayern hatten für ein Auswärtsteam in Barcelona extrem oft den Ball, kamen auch immer wieder gefährlich in die gegnerische Hälfte, aber vor der Pause zu keinem gefährlichen Abschluss. Deshalb fiel es auch zunächst nicht, das Auswärtstor, das alles noch früher klar gemacht hätte.
Nach einer halben Stunde wurde das Bayern-Passspiel unpräziser, auch dem braven David Alaba unterlief der eine oder andere Fehlpass. Barcelona kam besser ins Spiel und durch Xavi auch zu einer Torchance. Es sollte aber die einzige bleiben.
Die Bayern-Show in Bildern
Auch die zweite Hälfte begann ohne Messi, aber mit einem Bayern-Tor. Alaba gelang ein 65-Meter-Traumpass, Robben wurde jener Platz gelassen, den er braucht. Der Niederländer traf in seiner typischen Art und Weise – 0:1 (49.).
Nun hätte Barcelona schon sechs Treffer erzielen müssen, um die Bayern noch aus dem Bewerb zu befördern. Trainer Vilanova glaubte nicht mehr an das Wunder, tauschte mit Xavi sowie Iniesta seine beiden anderen Superstars aus, Messi blieb dazu bis Spielende draußen.
Bayern gegen Dortmund ist also das vierte Champions-League-Finale mit zwei Kontrahenten aus einem Land. 2000 ließ Real in einem spanischen Finale Valencia keine Chance (3:0), 2003 setzte sich in einem italienischen Finale Milan gegen Juventus im Elferschießen durch. 2008 behielt Manchester United in einem englischen Finale gegen Chelsea ebenfalls im Elferschießen die Oberhand.
Lange Pause
Am 25. Mai wird dazu eine lange Durststrecke für den deutschen Fußball zu Ende gehen. Bayern oder Dortmund werden den ersten großen internationalen Titel für Deutschland nach einer zwölfjährigen Pause holen.
Auch für die österreichische Fußballgeschichte ist der letzte Mai-Samstag ein wichtiges Datum. Mit David Alaba wird erstmals seit Eddie Krieger (1978 mit dem FC Brügge) ein Österreicher in einem Finale des wichtigsten Klubbewerbes spielen.
Barcelona, Camp Nou, 95.877, SR Damir Skomina (SLO)
Tore: 0:1 (49.) Robben
0:2 (72.) Pique (Eigentor)
0:3 (76.) Müller
Barcelona: Valdes - Alves, Bartra (87. Montoya), Pique, Adriano - Xavi (55. Sanchez), Song, Iniesta (65. Thiago) - Villa, Fabregas, Pedro
Bayern: Neuer - Lahm (77. Rafinha), Van Buyten, Boateng, Alaba - Martinez (74. Timoschtschuk), Schweinsteiger (67. Luiz Gustavo) - Robben, Müller, Ribery - Mandzukic
Gelbe Karten: Alves, Pique bzw. Robben
Hinspiel 0:4 - Bayern mit Gesamtscore von 7:0 im Finale am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion gegen Borussia Dortmund
Bayern München und Borussia Dortmund bescheren dem deutschen Fußball mit ihrem Finale in der Champions League eine spektakuläre Premiere. Landesinterne Endspiele in der europäischen Meisterliga sind indes längst kein Einzelfall. Zum insgesamt vierten Mal machen zwei Teams einer Nation den Wettbewerb am Ende unter sich aus. Teams aus Spanien, Italien und England lieferten zuvor gleiche Beispiele.
Der UEFA-Cup und dessen Nachfolger Europa League erlebten seit 1972 neun Finalduelle mit zwei Teams aus einem Land.
Landesinterne Final-Duelle in der Champions League
2000 Real Madrid - Valencia 3:0 (1:0)
2003 AC Milan - Juventus Turin 3:2 i.E. (0:0)
2008 Manchester United - Chelsea 6:5 i.E. (1:1,1:1,1:1)
2013 Borussia Dortmund - Bayern München
Landesinterne Finalduelle in UEFA-Cup/Europa League
1972 Tottenham Hotspur - Wolverhampton Wanderers 2:1/1:1
1980 Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 2:3/1:0
1990 Juventus Turin - AC Fiorentina 3:1/0:0
1991 Inter Mailand - AS Roma 2:0/0:1
1995 Parma - Juventus Turin 1:0/1:1
1998 Inter Mailand - Lazio Rom 3:0
2007 FC Sevilla - Espanyol Barcelona 3:1 i.E. (2:2)
2011 FC Porto - Sporting Braga 1:0
2012 Atletico Madrid - Atletic Bilbao 3:0
Anm.: UEFA-Cup 1972-2009, Europa League ab 2010
Jupp Heynckes (Bayern-München-Trainer): "Meine Mannschaft war ungemein konzentriert, hat ein super Spiel gemacht, überragenden Fußball gezeigt. Die Mannschaft hat es verstanden, die taktische Marschroute umzusetzen. Aber Barcelona mit oder ohne Messi ist natürlich auch ein Unterschied."
David Alaba (Bayern-München-Linksverteidiger): "Es ist Wahnsinn, was wir geleistet haben. Ich glaube, wir stehen verdient im Finale. Das versuchen wir jetzt erst einmal zu genießen."
Arjen Robben (Bayern-München-Torschütze): "4:0 zu Hause und 3:0 hier: Das ist Geschichte! Jetzt müssen wir das Ding auch gewinnen."
Philipp Lahm (Bayern-München-Kapitän): "Davon konnte man nicht ausgehen, weil Barcelona immer noch eine absolute Top-Mannschaft ist. Wir haben super Charaktere, super Typen in der Mannschaft. Das haben wir grandios gemacht. Wir sind das dritte Mal in den letzten vier Jahren im Finale, jetzt wollen wir den Pott auch holen. Das ein oder andere Bier wird heute fließen."
Gerard Pique (FC-Barcelona-Eigentorschütze): "Es ist sehr unangenehm, so etwas erleben zu müssen. Wir haben versucht, was wir konnten. Wir wollten das erste Tor in der ersten Hälfte machen, das ist uns aber nicht gelungen. Dann wäre es vielleicht anders gelaufen. Die Bayern haben tollen Fußball gespielt, Gratulation."