Alaba: "Zum Feiern war ich viel zu müde"
Eine gelbe Karte ist schuld daran, dass David Alaba am 19. Mai nicht der erste Österreicher ist, der in einem Finale der Champions League spielt. Die Enttäuschung ist groß, doch die Freude überwiegt nach dem Halbfinal-Triumph über Real Madrid. Dem KURIER gewährt der 19-jährige Wiener einen Einblick in seine Gefühlswelt.
KURIER: Gratulation zu dieser Leistung. Haben Sie lange gefeiert?
David Alaba: Nein. Zum Feiern war ich nach den 120 Minuten viel zu müde. Wir hatten ein schönes Bankett mit der ganzen Mannschaft und all den Mitarbeitern vom FC Bayern, die in Madrid dabei waren. Danach bin ich brav schlafen gegangen.
Wie geht es Ihnen am Tag danach?
Gut, aber ich bin noch immer kaputt und müde. Aber ich freu’ mich riesig, dass wir unser Ziel, auf das wir alle so lange hingearbeitet haben, erreicht haben.
Wie groß ist die Enttäuschung über die Sperre? Haben Sie eine Träne verdrückt?
(Lächelt) Nein, nein. Geweint hab’ ich nicht. Die Enttäuschung ist da, aber die Freude überwiegt. Ich habe versucht, es wegzustecken. Außerdem bin ich noch sehr jung und habe noch große Ziele. Das Leben geht weiter.
Wie beurteilen Sie die Elfmeter-Entscheidung?
Ich glaube nicht, dass es ein Elfer war. Ich bin ausgerutscht und hab’ den Schuss aus kurzer Distanz an die Hand bekommen. Der Schuss wäre irgendwo hin gegangen, aber sicher nicht auf das Tor.
Nachdem Sie wussten, dass Sie im Finale nicht dabei sind, waren Sie umso stärker. Wieso das?
Ich habe schnell realisiert, was die gelbe Karte für mich bedeutet. Und dann habe ich zu mir gesagt: "David, dieses Spiel ist jetzt dein Finale." Ich habe einfach alles getan, um der Mannschaft zu helfen.
Sie hätten der erste Österreicher sein können, der in einem Champions-League-Finale spielt.
Das weiß ich. Aber nicht der erste, der die Champions League gewinnt. Wolfgang Feiersinger hat das auch schon geschafft.
Damals waren Sie keine fünf Jahre alt, aber Sie sind scheinbar gut informiert.
Ich kenne die Geschichte und weiß, dass er bis zum Finale immer gespielt hat. Unglaublich. Es ist ihm sicher schlechter gegangen als mir.
Zurück zum Spiel gegen Real. Wer hat Sie als Elferschützen bestimmt?
Trainer Heynckes hat mich gefragt, ob ich will und gesagt, ich soll gleich den ersten reinhauen.
Und Sie haben es getan. Klingt alles sehr einfach.
Ist es nicht ganz. Aber ich habe noch einmal gebetet und bin Gott dankbar, dass er mir noch einmal die Kraft und Energie gegeben hat.
Vor nicht allzu langer Zeit haben alle vom Talent Alaba gesprochen. Heute halten Experten Sie für einen der besten Linksverteidiger der Welt.
Zu allererst denke ich, dass das nicht meine Position ist. Aber es ist schön, wenn gewisse Leute so etwas sagen. Trotzdem: Ich bin noch jung, muss noch viel lernen und hab’ noch einen weiten Weg vor mir.
Jupp Heynckes sagt aber, Sie würden die Position des linken Verteidigers interpretieren wie kein anderer.
Ich interpretiere sie wie ein Mittelfeldspieler, weil ich eben einer bin. Ich glaube, man kann sehen, dass ich in der Offensive mehr Qualitäten habe als nach hinten.
Aber Sie lassen auch in der Defensive nicht wirklich viel anbrennen.
Weil wir als Mannschaft funktionieren. Der Ribéry ist sich kaputt gelaufen, um mir zu helfen. Genauso Badstuber in der Innenverteidigung und Schweinsteiger im halblinken Mittelfeld.
Eine Woche vor dem Endspiel gegen Chelsea steigt noch das Pokalfinale in Berlin. Wie wichtig ist das?
Sehr wichtig. Wir fahren nach Berlin, um den Pokal zu gewinnen.
Und um Dortmund doch noch einmal zu schlagen?
Das ist vielleicht auch ein kleiner Ansporn, aber erst in zweiter Linie.
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