Uruguay bangt um Cavani und Siegesgarantie
Von Volontär Sport
Uruguay bangt vor dem Viertelfinale am Freitag gegen Frankreich (16.00) um Edinson Cavani. Der Einsatz des PSG-Stars ist wegen einer Wadenverletzung äußerst fraglich. Fällt er aus, ist Uruguays Traumsturm Cavani/Suárez gesprengt, in den vergangenen Jahren so etwas wie eine Siegesgarantie.
Seit die beiden gemeinsam im Team spielen scheint es so, als könnte Uruguay bei Weltmeisterschaften nur dann gewinnen, wenn sie gleichzeitig am Platz stehen. Im Auftaktspiel 2010 gegen Frankreich ließ Trainer Óscar Tabàrez Cavani auf der Bank, am Ende stand es 0:0. Im Halbfinale gegen die Niederlande war Suárez nach seiner mittlerweile legendären roten Karte gegen Ghana gesperrt, Uruguay verlor 2:3.
2014 fehlte Suárez in der Gruppenphase gegen Costa Rica und im Achtelfinale gegen Kolumbien - einmal verletzungsbedingt, einmal gesperrt. Beide Partien gingen verloren. „Das uruguayische Dilemma“, titelte die Zeitung "El Observador“. „Wenn der eine fehlt, ist der andere verloren.“
Gleiches Alter, gleiche Stadt
Im kleinen Uruguay ist man ungeheuer stolz, zur gleichen Zeit zwei Weltklassestürmer hervorgebracht zu haben. Suárez hat in seiner Karriere für Verein und Nationalmannschaft über 400 Pflichtspiel-Treffer erzielt, Cavani kratzt auch bereits an der 400er-Marke. Besonders stolz auf sie ist man in der Stadt Salto, an der Grenze zu Argentinien. Dort wurden beide Stürmer innerhalb von wenigen Tagen geboren.
Am 24. Jänner 1987 erblickte Luis Alberto Suárez Díaz das Licht der Welt, drei Wochen später - am Valentinstag - Edinson Roberto Cavani Gómez. In Salto, mit knapp 100.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Uruguays, machten beide ihre ersten Schritte am Fußballplatz. Gekannt haben sie sich damals noch nicht, bei einem Jugendturnier in Salto Anfang der 90er-Jahre sollen sich ihre Wege aber erstmals gekreuzt haben - so erzählt man es sich zumindest.
Torschützenkönig in fünf Ligen
Heute sind die beiden die besten Torschützen in der Geschichte Uruguays. Suárez hält bei 53, Cavani bei 45 Toren für "La Celeste" (Die Himmelblauen). Zusammen haben sie das Kunststück vollbracht, in fünf verschiedenen Top-Ligen Torschützenkönig zu werden: Cavani schaffte es mit Napoli (Serie A) und PSG (Ligue 1), Suarez mit Ajax (Eredivise), Liverpool (Premier League) und Barcelona (Primera Division), wo er die jahrelange Dominanz von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi durchbrach.
„Auf Luis Suárez und Edinson Cavani sind die besten Mannschaften der Welt neidisch“, urteilte „El Observador“. Die Aussage erinnert stark an Hans Krankls eher missglückte Prophezeiung über Roland Linz und Roman Wallner, dürfte aber etwas mehr Wahrheitsgehalt in sich tragen. Tatsächlich gibt es kein Land, das zwei dermaßen überragende Stürmer im Kader hat - und diese unter einen Hut bringen kann.
Suárez bringt eine irre Energie auf den Platz und ist vor allem in engen Räumen aufgrund seiner feinen Technik und seines bulligen Körpers einer der Besten der Welt. Cavani versteht es wie kaum ein anderer, Räume für sich zu finden und ist alles in allem ein kompletter Stürmer. Seine Zahlen zeigen außerdem, dass er nicht der Chancentod ist, als der er oft verschrien wird.
Blindes Verständnis
„Edi ist sehr wichtig für mein Spiel und für das der Mannschaft“, sagte Suárez. „Jeder weiß, welche Bedeutung er hat.“ Das stellte "El Matador", wie Cavani genannt wird, erst vor wenigen Tagen mit seinem Doppelpack gegen Portugal unter Beweis. Beim ersten Tor spielten die beiden einen Doppelpass über das halbe Feld. Nachdem Suárez Cavani mit einer scharfen Flanke vors Tor bediente, schloss dieser mustergültig ab. Ein Paradebeispiel für das blinde Verständnis der beiden.
Bei allem Lob für den Traumsturm kommt der Rest der Mannschaft fast zu kurz. Dabei sind die Urus auch sonst ein extrem unangenehmer Gegner. Das Abwehrbollwerk um Atlético-Legende Diego Godín hat im gesamten Turnier erst ein Gegentor erhalten. Im Achtelfinale war Cristiano Ronaldo und Portugals Offensive fast vollständig abgemeldet. Dennoch betet man im kleinen südamerikanischen Land für Cavanis Genesung. „Ich gehöre zu den drei Millionen Uruguayern, die auf Edi hoffen“, sagte Suárez.