Tour de France ohne Österreicher
Von Florian Plavec
Die Enttäuschung bei Bernhard Eisel war enorm. Am Donnerstag musste der 32-jährige Steirer von der Teamführung seiner Sky-Mannschaft erfahren, dass er nicht für das neunköpfige Aufgebot für die Tour de France nominiert wurde, die am 29. Juni auf Korsika beginnt. Das britische Team ist voll auf Topfavorit Chris Froome zugeschnitten. Für Bernhard Eisel, Road Captain und Edelhelfer der Sprinter, war da kein Platz.
2011 war Eisel noch maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass sein Teamkollege Mark Cavendish das Grüne Trikot für den besten Sprinter gewinnen konnte. Doch mittlerweile hat Cavendish das Team verlassen. Für den Österreicher wäre es die bereits zehnte Teilnahme bei der wichtigsten Radrundfahrt der Welt gewesen. „Die Enttäuschung ist riesengroß“, sagte Eisel, bevor er sich zur Frustbewältigung auf sein Fahrrad setzte. „Ich habe alles getan, um dabei zu sein, ich bin in ausgezeichneter Verfassung.“
Heimspiel
Seine gute Form kann Eisel nun bei der Österreich-Rundfahrt unter Beweis stellen. „Daheim zu fahren, macht besonderen Spaß“, versuchte Eisel positiv zu denken. Seinen Teamkollegen bei der Tour wünschte er Glück für die Titelverteidigung: „Die werden das Ding auch ohne mich schaukeln.“ Sowohl Eisel als auch Thomas Rohregger werden ab dem 30. Juni beim Heimrennen antreten. Denn auch der Tiroler Rohregger wurde von seinem Team RadioShack Leopard nicht nominiert und muss auf seine zweite Tour-Teilnahme nach 2010 warten. Dass Rohregger bei der Ö-Tour möglicherweise um einen Spitzenplatz mitfahren kann, wird nur ein kleiner Trost sein. 2008 hat der 60 Kilo leichte Bergspezialist die Rundfahrt als bisher letzter Österreicher gewonnen.
Erstmals seit 2001 findet die Tour de France ohne Österreicher statt. Und erstmals seit 1993 gab es weder bei Giro d’Italia noch bei Tour de France österreichische Starter – 2010 waren noch drei bei der Tour (Eisel, Rohregger und Markus Eibegger). Für ÖRV-Generalsekretär Rudolf Massak ist dies aber kein Zeichen von fehlender Klasse: „Unsere Fahrer sind den verschiedenen Teampolitiken – man muss sagen verständlicherweise – zum Opfer gefallen. Wie unsere Leute, vor allem die jungen, derzeit fahren und sich präsentieren, da mache ich mir für die Zukunft überhaupt keine Sorgen.“