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Ein letzter Blick auf 3488 Kilometer

Es ist vollbracht: Nach 3488 Kilometern, 20 Etappen, zwei Ruhetagen und einem Prolog ist die 99. Tour de France in Paris angekommen. Den letzten Zielsprint auf den Champs-Élysées sicherte sich der Brite Mark Cavendish.

Ein Rückblick auf drei Wochen mit Höhen und Tiefen.

Plus: Britische Dominanz

Das Team Sky (Budget: 18 Millionen Euro) war angetreten, um erstmals den Tour-Sieg nach Großbritannien zu holen. Die Art und Weise sorgte für Diskussionen. Denn nicht nur einmal musste die Teamführung Christopher Froome, den starken Adjutanten von Gesamtsieger Bradley Wiggins, in den Bergen einbremsen. Die ambitionierte Nummer zwei fügte sich zähneknirschend – und setzt auf Wiggins’ Hilfe im nächsten Jahr. Eine beeindruckende Show war’s dennoch.

Plus: Junge Wilde

Nicht nur beim Team von Vorjahressieger Cadel Evans zeigt sich eine neue Generation von Athleten. Der Amerikaner Tejay van Garderen, 23, holte für BMC das Trikot des besten Nachwuchsfahrers und wurde Gesamtfünfter; der Slowake Peter Sagan, 21, fuhr den Sprintstars regelmäßig um die Ohren und sicherte sich das Grüne Trikot. Und der 22-jährige Franzose Thibaut Pinot sorgte nicht nur für den ersten Heimsieg bei der heurigen Tour, sondern wurde Gesamtzehnter.

Plus: Bergetappen

Die Organisatoren haben gelernt: Die schwersten Bergetappen waren unter 150 Kilometer lang, der höchste Pass der Tourmalet mit gerade einmal 2115 Metern. Der Show hat das keinen Abbruch getan. Zum Vergleich: Beim Giro wurde heuer aufs Stilfser Joch (2757 Meter) gefahren, davor lagen 219 Kilometer.

Minus: Zielankünfte

Es schien schon beim Giro en vogue, 90-Grad-Kurven in die letzten High-Speed-Kilometer vor den Massensprints einzubauen, der Aufschrei der Athleten hat aber bei den Verantwortlichen der Tour de France kein Gehör gefunden: Auch dort gab es speziell in der ersten Woche schwere Stürze. Unnötig.

Minus: Matte Senioren

Cadel Evans scheint den Zenit überschritten zu haben. Der 35-Jährige zeigte zudem, dass er in der Vorbereitung zu wenig auf der Zeitfahrmaschine gesessen ist. Fränk Schleck, 32, der schon beim Giro aufgegeben hat, fiel bei der Tour vor allem durch ein Diuretikum samt bizarren Erklärungsversuchen auf (Stichwort: Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Vergiftung). Und Klöden (37), Basso (34) oder Menschow (34) waren nur dabei.

Minus: Luxemburgische Pleite

Den Rennstall der Rennställe wollten sie schaffen – geworden ist es ein Schmierenkomödien-Stadl. Die Fusion von Leopard-Trek und Ra­dio­Shack sorgte vor allem für Kopfschütteln, Gerüchte um das Engagement eines deutschen Haarkosmetikherstellers im kommenden Jahr (Werbeträger: Jan Ullrich, Motto: Doping für die Haare) passen ins Bild. Natürlich war auch Pech dabei (Hüftbruch von Andy Schleck vor der Tour), doch meist dominierte Theater wie das um Ö-Tour-Sieger Jakob Fuglsang.

Tour in Zahlen: Letzter Sieg für Sky

20. Etappe (RambouilletParis, 120 km):
1. Cavendish (Gb) Sky 3:08:07, 2. Sagan (Slk) Liquigas, 3. Goss (Aus) Orica, 4. Haedo (Arg) Saxo gl. Zt., 148. Eisel (Ö) Sky +2:02.

Endstand:
1. Wiggins (Gb) Sky 87:34:42, 2. Froome (Gb) Sky +3:21, 3. Nibali (It) Liquigas +6:19, 4. Van den Broeck (Bel) Lotto +10:15, 5. Van Garderen (USA) BMC +11:04, 6. Zubeldia (Sp) RadioShack +15:43, 7. Evans (Aus) BMC +15:51, 8. Rolland (F) Europcar +16:31, 9. Brajkovic (Slo) Astana +16:38, 10. Pinot (F) FDJ +17:17, 146. Eisel +3:38:48.

Sprint:
1. Sagan 421, 2. Greipel (D) Lotto 280, 3. Goss 268, 4. Cavendish 220, 5. Boasson Hagen (Nor) Sky 160.

Berg:
1. Voeckler (F) Europcar 135, 2. Kessiakoff (Sd) Astana 123, 3. Sørensen (Dän) Saxo 77, 4. Rolland 63, 5. Valverde (Sp) Movistar 51.

Nachwuchs:
1. Van Garderen, 2. Pinot +6:13, 3. Kruijswijk (Nl) Rabobank +1:05:48.

Teams:
1. RadioShack-Nissan, 2. Sky +5:54, 3. BMC +36:36, 4. Astana +43:35.

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