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Doping-Prozess: Wenn Epo zu Katzenfutter wird

Ausgerechnet der 8. August. Exakt drei Jahre nach Inkrafttreten des Antidoping-Gesetzes beginnt der Dopingprozess gegen Walter Mayer. Großer Medienbahnhof am Wiener Landesgericht. Verständlich. Schließlich geht es nicht um irgendeinen Radler, der irgendeinem anderen Radler ein paar Tabletten verscherbelte, sondern um eine der schillerndsten Figuren in der Kategorie Doping-Affären von nachhaltiger Wirkung - siehe Olympiaskandal in Turin oder Blutlabor in Wien.

Doch dies ist in diesem Prozess nur Randthema. Diesmal geht es um die jüngere Vergangenheit. Ex-Langlauf-Trainer Mayer wird vom Staatsanwalt vorgeworfen, mit vier anderen Personen ein Dopingnetzwerk betrieben zu haben - und damit gegen das Anti-Doping-Gesetz und gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen zu haben. Es drohen drei Jahre Haft. Tag eins der von Richterin Katharina Lewy geleiteten Verhandlung verläuft durchaus amüsant.

Deftige Details

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"Walter Mayer soll endlich die Eier haben und die Wahrheit sagen", sagt der Beschuldigte R., ein geständiger Dealer von erdigem Charme. Es handelt sich um einen mit Mayer befreundeten Dachdecker, der nebenbei Potenzpillen herstellte und auch als Schönheitschirurg vorgestellt wurde (um unverdächtig zu erscheinen). Seit 2003 will er Mayer kennen, und diesem aus Freundschaft beim Organisieren von Dopingstoffen geholfen haben.

R. erläutert detailliert die Abläufe, wie sie aus seiner Sicht geschehen sind: R. bezog die Stoffe vom Apotheker A. aus Villach, leitete sie an Mayer weiter, der wiederum diverse Sportler damit beglückte. Angeblich sechs namhafte Wintersportler.

Dealer R. will keine Namen nennen, sagt aber: "Ich habe das gemacht, weil Mayer ein Idol für mich war. Viel verdient habe ich damit nicht." Geliefert habe er alles, was das ausdauernde Betrügerherz so begehrt. Wachstumshormon, Verschleierungsmittel, Epo. Letztgenannte Substanz habe man laut R. mit dem Codenamen " Katzenfutter" versehen - weil man polizeiliche Telefonüberwachung befürchtet habe.

Anlaufstelle Apotheke

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Die letzte Übergabe an Mayer habe am 25. Oktober 2008 in Minimundus zu Klagenfurt stattgefunden. Als das Anti-Doping-Gesetz schon wirksam war.

Apotheker A., die Quelle verbotener Stoffe, ist teilgeständig, kann sich aber auch nur noch teilweise erinnern. "Das weiß ich nicht. Das ist lange her", sagt A. unermüdlich. Zudem gibt er an, aufgrund der Festnahme durch die SOKO Doping traumatisiert gewesen zu sein.

Nach Inkrafttreten des Anti-Doping-Gesetzes will er nichts Verbotenes getan haben. Das ursprünglich für Blutarmut-Patienten fabrizierte Epo habe er zwar noch regelmäßig in ordentlichen Mengen an einen mittlerweile verurteilten Radfahrer weitergegeben, aber nur, weil dieser über Privatrezepte verfügt habe. Von Mayer distanziert sich der Pharmazeut: "Als ich mitbekommen habe, dass er damit etwas zu tun haben könnte, habe ich sofort aufgehört, Herrn R. zu beliefern."

Und Walter Mayer? Er bekennt sich "nicht schuldig" und wird am Mittwoch aussagen. Den zahlreichen Journalisten erklärt er in einer Verhandlungspause jedenfalls, dass er mit Doping nichts zu tun habe. "Ich habe mich lediglich um sportmedizinische Betreuung gesorgt. Und die braucht man im Spitzensport."

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