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Das Phänomen Daviscup

Nur mit dem Daviscup kann man einen Boom auslösen", sagte einst Ronnie Leitgeb, in den Neunzigern Österreichs Daviscup-Trainer und Muster-Manager in Personalunion und derzeit mit seinem Schützling Jürgen Melzer bei Österreichs Daviscup-Team in Antwerpen beschäftigt.

In Österreich war es so: Bei der legendären 2:3-Niederlage gegen die USA jubelten Thomas Muster im Wiener Stadion 20.000 Fans zu. Es war der eigentliche Startschuss einer Ära, die einige Jahre anhielt. Jedoch: Selbst als Muster 1996 Nummer eins wurde, kamen nie wieder annähernd so viele Zuschauer. Und heute? Im März strömten am ersten Tag beim 2:3 gegen Frankreich 5000 Zuschauer in einen Hangar bei Schwechat. Gegen die USA kamen 2008 ebenso viele ins Wiener Dusika-Stadion, als Melzer & Co. 1:4 verloren.

In Serbien war der Daviscup-Triumph im vergangenen Jahr der große Höhepunkt. 100.000 Serben wollten das Duell gegen Frankreich sehen. Jene 17.000, die kommen durften, sahen die Serben mit Djokovic 3:2 siegen. Der erste Daviscup-Triumph wurde eine Nacht lang in Serbien gefeiert, noch mehr als bei der Qualifikation für die Fußball-WM in Südafrika. "Es war die größte Herausforderung meines Lebens. Und für das Land eine Sternstunde. Es ist etwas Besonderes für ein Team zu spielen, weil du nicht nur für dich selbst spielst", sagt Djokovic, der bestätigt: "Dieser Sieg war der Schlüssel für meine Erfolge in diesem Jahr." Der Rest ist bekannt: Djokovic beherrscht heuer seine Gegner nach Belieben.

Djokovic ist auch gegen Argentinien im Semifinale dabei. Der Superstar, der erst am Montag mit einem Kraftakt die US Open gewonnen hatte, gönnte sich aber am ersten Tag eine Pause - und Serbien liegt 1:2 zurück.

Nicht alle Stars präsentieren ihre Zuneigung zum Land. Roger Federer pfiff den Schweizern gelegentlich was und sprang bestenfalls dann ein, wenn es gegen den Abstieg ging. In der
Schweiz hat er sich bereits den Unmut des Verbandes und auch der Fans zugezogen.

Kriterium

Derzeit spielt er wieder, weil er nur so zu Olympia 2012 darf - das besagen die internationalen Kriterien für eine Teilnahme. Und sorgte mit seinem Sieg über Lleyton Hewitt für den Ausgleich in Australien. Im Doppel unterlag er mit Stanislas Wawrinka.

Spaniens Superstar Rafael Nadal spielt etwas öfter für sein Land und tut es auch derzeit im Semifinale gegen Frankreich (Stand: 2:1), kritisiert aber die Terminansetzung. "Es ist schlimm, das Halbfinale so kurz nach den US Open auszutragen", sagt der Spanier, der Richard Gasquet im Einzel keine Chance ließ. "Wir lieben unseren Sport. Aber so kann es nicht weitergehen. "

Rekordsieger im Daviscup sind mit 32 Titeln die USA - einfach, weil sie in der Vergangenheit oftmals die besten Spieler hatten und diese auch zur Verfügung standen. Im Vorjahr schwänzte Superstar Andy Roddick, heuer war er wieder dabei. Auch er weiß: Wer zu nächstes Jahr nach London zu den Spielen will, muss im Daviscup spielen.

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