Rapid: Sieger und Verlierer nach dem Derby-Remis
Von Alexander Huber
Auch im neunten Spiel als Rapid-Trainer präsentierte Damir Canadi eine neue Aufstellung. Klarer als bisher fällt nach dem Derby aber auf, wer als Sieger und Verlierer aus dem 1:1 hervorgeht:
Sieger Tobias Knoflach "Wenn man nicht aufgibt, kann man seine Ziele erreichen", sagt die neue Nr. 1 über den rasanten Aufstieg. Weil der 23-Jährige im Sommer nur noch als vierter Goalie gereiht wurde, versuchte es der nur 1,83 m große Erzrapidler mit einem Probetraining in Emmen. Das Scheitern bei Hollands Zweitligisten wurde zum Glücksfall: "Alles im Leben hat seinen Sinn."
Mit Canadi und Helge Payer kamen zwei Fürsprecher: "Helge ist mehr Mentor als Trainer für mich." Nun winkt sogar eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages.
Verlierer Richard Strebinger Vermutlich hat der seit heute 24-Jährige, im Team immerhin auf Abruf nominiert, gespürt, dass sein Status wackelt. Als TV-Experte hatte Payer die unsichere Ausstrahlung kritisiert. Im Herbst gab es auch nach starken Paraden kein deutliches Lob von Canadi.
Da die Frage für den Sommer jetzt lautet: "Knoflach, oder doch Lukse kaufen?", bleibt dem Ex-Bremer wohl nur die Suche nach einer neuen Herausforderung.
Sieger Andreas Kuen Vor fast drei Jahren gab Rapid die Verpflichtung des Wacker-Talents bekannt. Steffen Hofmann wurde zum ersten Fan, mit Canadi hat der 21-Jährige wieder einen wichtigen Fürsprecher. Das Derby war tatsächlich das erste Rapid-Spiel von Beginn an.
Neben der guten Technik (wie bei der Flanke zum 1:0) gefällt dem Cheftrainer auch der Kampfgeist des Linksfuß. "Wenn ich auf der Couch locker lasse, spüre ich das Knie. Da hab’ ich auch manchmal Schmerzen. Aber auf dem Platz geb’ ich für Rapid alles", erzählt Kuen nach insgesamt vier Operationen.
Verlierer Steffen Hofmann Was sich in der Vorbereitung abgezeichnet hat, wurde im Derby bestätigt: Der Langzeitkapitän ist für Canadi (zumindest vorerst) kein Stammspieler. "Steffen ist etwas wie der verlängerte Arm vom Trainer", meint Sportchef Bickel. Canadi hielt hingegen beim Fan-Stammtisch am Donnerstag fest: "Der moderne Fußball lässt keine Zeit mehr für Häuptlinge, die andere Spieler einteilen."
Das letzte individuelle Ziel des 36-Jährigen wird mit Spielen auf der Bank wie im Derby ganz schwer zu erreichen sein: 13 Einsätze fehlen noch auf die Rekordmarke von Peter Schöttel mit 526 Pflichtspielen für Rapid. Nur noch 15 Chancen gibt es in der Liga, im Cup kommen maximal drei dazu.
Sieger Stephan Auer Auf die unglückliche Bilanz als Ersatz-Außenverteidiger folgte nach der Systemumstellung die Suche nach einer neuen Position für den Ex-Admiraner. An der Flanke kam sowohl links als auch rechts zu wenig Power für die Offensive.
Aufgrund der vielen Verletzungen bekam der 26-Jährige in den Tests noch eine Chance als Innenverteidiger. Prompt funktionierte Auer, wie auch im Derby. Der Allrounder verteidigte konsequent, trocken und mit Übersicht den halbrechten Raum – bis zur Auswechslung in Minute 91.
Drei Minuten später flog der Ball genau in jenen Bereich zum ungedeckten Grünwald, der Rotpullers Ausgleich auflegen konnte.