Sport/Bundesliga

Salzburger Bundesliga-Solo in sieben Akten

Vier Mal Meister in Folge: 36 Jahre sollten vergehen, bis ein Klub jenes Kunststück wiederholen wird, das der Wiener Austria von 1977 bis 1981 als bisher einzigem österreichischem Fußballverein gelungen ist.

Mit einem Sieg in Mattersburg kann sich Serienmeister Salzburg aus eigener Kraft in der fünftletzten Runde den achten Titel seit dem Einstieg von Red Bull im Jahr 2005 holen – und das in einer so überzeugenden Manier, wie es noch in der Winterpause kaum ein Experte erwartet hatte.

Sieben Gründe, warum diese Saison zu einem Salzburger Solo geworden ist ...

Der Trainer

Óscar García wird als erster Coach der Ära Red Bull schaffen, was selbst Giovanni Trapattoni mit Salzburg nicht gelungen ist: die Titelverteidigung. Der Spanier musste erst lernen, mit der doch gravierend veränderten Red-Bull-Philosophie umzugehen. Sein Sager "Jetzt haben wir vielleicht zwei Lieferings, Liefering A und Liefering B" nach dem Blitztransfer des Brasilianers Bernardo nach Leipzig am Tag des Auswärtsspieles bei Rapid (0:0) Ende August 2016 war Höhe- und Schlusspunkt seiner Kritik am Ausbildungsklub. Seit damals arbeitet Óscar extrem fokussiert und hat seine Mannschaft mit präziser Detailarbeit kontinuierlich weiterentwickeln können.

Die Konkurrenz

Dass der selbst ernannte Titelmitfavorit Rapid kein Gegner ist, war bereits nach der ersten Saisonhälfte klar. Dass Winterkönig Altach zurückfallen wird, war ebenfalls zu erwarten. Dass aber auch Sturm und Austria Red Bull so gar nicht fordern konnten, kam nach dem Herbst in dieser Deutlichkeit doch unerwartet. Salzburgs Konkurrenten leisteten sich viel zu viele Umfaller, um ernsthaft in den Titelkampf eingreifen zu können.

Die Flexibilität

Vorbei sind die Zeiten, als Salzburg nur dem Ball hinterherjagte. Unter Óscar hat die Mannschaft die Balance zwischen Offensive und Defensive gefunden. So konnte auch der Verlust an individueller Qualität kaschiert werden. Dass der Meister mehrere Systeme spielen, diese variabel einsetzen kann, spricht für Spieler und Trainer.

Das Frühjahr

Im Herbst lagen die Salzburger nach keiner der 20 Runden auf Platz eins. Mit einem 2:0 in der ersten Frühjahrsrunde gegen SKN St. Pölten wurde dieser übernommen und nicht mehr abgegeben. Während die anderen Klubs im Titelkampf ein Spiel nach dem anderen verloren, eilte Salzburg von Sieg zu Sieg. In elf Ligaspielen 2017 gab keine einzige Niederlage, wurden 29 Punkte geholt.

Die Defensive

Óscar benötigte Zeit, bis er das ideale Innenverteidigerduo fand: Mit Paulo Miranda und Andre Wisdom ist Salzburg in Österreich bisher ungeschlagen. Die Außenverteidiger Andreas Ulmer (links) sowie Christian Schwegler oder Stefan Lainer (rechts) gehören genauso zum Besten der Bundesliga wie Keeper Alexander Walke. Die Defensivstärke zeigt sich in nur 20 Gegentoren und einer tollen Serie: In den vergangenen 17 Spielen kassierte Red Bull nie mehr als einen Treffer.

Der FC Liefering

Das oft kritisierte Modell mit dem Satellitenklub in der zweithöchsten Spielklasse hat sich sportlich bewährt. Das zeigt sich nicht nur im Triumph der U-19-Mannschaft in der UEFA Youth League, sondern auch an der rasanten Entwicklung von Spielern wie Konrad Laimer oder Xaver Schlager, die bei Liefering in jungen Jahren gegen Erwachsene Erfahrungen sammelten, die ihnen bei Salzburg weiterhelfen.

Der Kader

Mit Martin Hinteregger, Bernardo, Dayot Upamecano und Kapitän Jonatan Soriano verließen insgesamt gleich vier Leistungsträger Salzburg während dieser Saison. Dass diese Abgänge aber problemlos ersetzt werden konnten, beweist die für Österreich einzigartige Qualität und Quantität des Kaders. Die über 35 Millionen Euro, die mit den vier Verkäufen insgesamt lukriert werden konnten, sorgen dafür, dass diese Saison auch finanziell eine durchaus erfolgreiche ist.

2006: Platz 2 (Trainer Jara)
2007: Platz 1 ( Trapattoni)
2008: Platz 2 (Trapattoni)
2009: Platz 1 (Adriaanse)
2010: Platz 1 (Stevens)
2011: Platz 2 (Moniz)
2012: Platz 1 (Moniz)
2013: Platz 2 (Schmidt)
2014: Platz 1 (Schmidt)
2015: Platz 1 (Hütter)
2016: Platz 1 (Óscar)
2017: Platz 1? (Óscar)