Sport/Bundesliga

Das "Fußballfest" wurde zum Eigentor für Rapid

Das 322. Wiener Derby wird als kapitales Eigentor in die Rapid-Historie eingehen. So viel steht fest. Ob die lange, offizielle Aussendung der Hütteldorfer zwei Tage nach dem 2:2 gegen die Austria das letzte Kapitel einer leidigen Geschichte ist, kann nach den Entwicklungen am Dienstag hingegen nur schwer beurteilt werden.

Der Reihe nach: Wäre am Sonntagnachmittag eine der vielen Chancen auf das 3:0 verwertet worden, wäre jetzt wohl nur noch von einem Fußballfest in Grün die Rede. Neutrale Beobachter, die nicht regelmäßig im Allianz Stadion sind, waren von einem für österreichische Verhältnisse extrem intensiven Spiel bei packender Atmosphäre begeistert.

Grüne Fehlerkette

Doch mit dem späten Comeback der Austria setzte eine Fehlerkette bei den Rapidlern ein, die auch ein strukturelles Problem im Verein freilegt:

Zuerst die von Fans auf Austrianer geworfenen Gegenstände wie Feuerzeuge. Dann die Privatfehde von Ersatzspieler Steffen Hofmann mit Raphael Holzhauser – unterstützt von einem Fan-Ordner, der nicht nur auf den TV-Bildern in den Mittelpunkt rücken sollte. Obwohl der Ehrenkapitän eigentlich beruhigen sollte.

Ein peinliches Bild

Danach Aussagen von Spielern und Funktionären, die zumindest den Anschein einer Legitimation der Würfe erwecken. Und zu schlechter Letzt wird bekannt, dass der pöbelnde Ordner beim Platzsturm 2011 auf das Feld gelaufen war. Da es immer um Bilder geht, die im kollektiven Gedächtnis hängen bleiben, hat der "Hassgrieche" hiermit seinen Nachfolger gefunden.

Über sein "Vorleben" plauderte der Ordner 2012 mit einer burgenländischen Zeitung. Ein Jahr Stadionverbot hatte er bekommen. Nach seinem Seitenwechsel von der Fanszene zum Ordner (samt "Ordnerschulung", wie Rapid erklärt) ist der Burgenländer einmal im Happel-Stadion aufgefallen: Zum Gaudium des Publikums fiel er bei der Jagd eines Flitzers auf dem Rasen hin.

Beim Derby am Sonntag hätte der Ordner aber nichts in der Nähe von "Feindbild" Holzhauser zu suchen gehabt. Auch wenn die Hütteldorfer ihr soziales Engagement wirklich ernst nehmen und es eine wichtige Errungenschaft der Demokratie ist, dass Fehltaten durch Strafen getilgt werden – sein Foto auf dem Facebook-Profil mit einem "Hass-Schal" gegen die Austria hätte dem Verein zeigen müssen, dass dieser Fan kein Ordner sein kann.

Von Rapid abgezogen

"Wir haben ihm bereits klar kommuniziert, dass er seine Aufgabe im konkreten Fall nicht korrekt erfüllt hat, und er wird auch als Ordner am Spielfeldrand nicht mehr zum Einsatz kommen", stellt Klubservice-Leiter Andy Marek nun in der Rapid-Aussendung klar.

Insgesamt soll der vergangene Sonntag laut Rapid lediglich ein "Fußballfest mit Schönheitsfehlern vor vollem Haus" gewesen sein.

Angriffig geht es gegen die Aussendung der Austria vom Vortag weiter: Die Forderung von Sportdirektor Wohlfahrt nach Konsequenzen durch die Bundesliga sei eine "versuchte Skandalisierung". Rapid-Geschäftsführer Peschek meint: "Am Spielfeld hätte es für eine solche Aktion wohl eher die Gelbe Karte für jenen, der eine Sanktion fordert, gegeben."

Violetter Vandalismus

Hingewiesen wird auch noch darauf, dass es im Gästesektor durch "Vandalismus der Austria-Fans hohen Sachschaden" gegeben hat: "Nach drei Derbys beläuft sich der Schaden für Rapid insgesamt damit bereits auf über 70.000 Euro."