Sport/Bundesliga

Rapid gibt Sieg in Wolfsberg aus der Hand

Einen „dreckigen Sieg“ gab Rapid-Kapitän Stefan Schwab als Zielsetzung für die Partie beim WAC aus. Dreckig, weil absolut glanzlos, wäre der Erfolg auch fast ausgefallen. Wenn nicht ausgerechnet Rapid-Leihgabe Philipp Prosenik noch zum 1:1 getroffen hätte.

Der WAC hatte die erste gefährliche Situation der mäßigen Partie. Es sollte die einzige für die Wolfsberger vor der Pause bleiben. Nach einer Standfest-Flanke flog Hellquist am Ball vorbei (7.).

Ansonsten gelang es den Hausherren lediglich, den Spielfluss der Rapidler früh zu stören. Die Wiener waren aber auch weniger beweglich, dafür viel fehleranfälliger als noch beim 4:0 gegen Trencin. War es der „Angstgegner-Faktor“ in der ungeliebten Lavanttal-Arena? Oder doch die Müdigkeit nach der Europacup-Reise?

Trainer Mike Büskens verzichtet weiterhin auf Rotation. Nur Murg ersetzte den angeschlagenen Schobesberger. Stefan Nutz sah nur vor dem TV, wie beim WAC Bruder Gerald (vergeblich) versuchte, Spielkultur in die Partie zu bringen.

Wenig Chancen

Auch bei den Hütteldorfern gab es viele hohe Bälle ohne Ziel. Die einzige Chance aus dem Spiel heraus leitete Schaub mit einem Ballgewinn ein. Joelinton wurde freigespielt, den Lupfer des Brasilianers konnte WAC-Goalie Kofler noch abwehren (24.).

Im Unterschied zur letzten Saison gibt es aber einen echten Trumpf bei den Rapid-Standards – Christoph Schösswendter. Der torgefährlichste Kopfballspieler der Liga wurde nach einem Eckball von Murg geschickt freigeblockt. Schaub hatte sich in den Weg von Hüttenbrenner gestellt, Schösswendter nutzte den Freiraum und köpfelte ein (31.).

Erst in der 54. Minute kam der WAC zur ersten Chance. Diese hatte es dafür in sich: Bei einem Lochpass von Tschernegg funktionierte die Abseitsfalle nicht, Hellquist lief allein auf Novota zu. Eine starke Parade mit der Hand verhinderte das 1:1. Plötzlich wackelten die lethargischen Rapidler, Neuzugang Prosenik sollte als zweiter Stürmer für noch mehr Druck sorgen. Der nicht in Grün gekleidete Teil der 5872 Zuschauer wachte auf. Auch die Partie wurde lebhafter. Kofler rettete bei einem abgefälschten Schaub-Schuss, ein Nutz-Volley war leichter zu halten.

Souverän war der Auftritt der Gäste aber nicht mehr. Der Regen wurde immer stärker, und der WAC kam zu einer der geliebten Standardsituationen. Bei einem Eckball blieb Novota auf der Linie picken, Grahovac verlängerte unglücklich zu Philipp Prosenik. Die Rapid-Leihgabe schloss gegen Rapid kompromisslos per Volley ab – 1:1 (82.).

Erst jetzt legte der Favorit an Tempo zu. Auer (87.) und Joelinton (90.) hatten noch gute Chancen auf den Sieg, scheiterten aber.

Rapid bietet also wieder das Bild der vergangenen Saison: Auf starke Europacup-Auftritte folgen Umfaller gegen Außenseiter in der Liga.

Wolfsberger AC - SK Rapid Wien 1:1 (0:1)

Wolfsberg, Lavanttal-Arena, 5.872 Zuschauer, SR Schörgenhofer.


Tore: 0:1 (31.) Schößwendter
1:1 (82.) Prosenik

WAC: A. Kofler - Standfest, Sollbauer, Rnic, Klem - Zündel (59. Prosenik), Tschernegg, Hüttenbrenner (64. Offenbacher), Jacobo - G. Nutz, Hellquist (81. Topcagic)

Rapid: Novota - Pavelic, Schößwendter, Dibon, Schrammel - Grahovac, Mocinic - Schaub, Schwab (80. Auer), Murg (60. Traustason) - Joelinton

Gelbe Karten: Rnic, Offenbacher bzw. Grahovac, Schößwendter, Joelinton

Heimo Pfeifenberger (WAC-Trainer): "Ich glaube, dass wir uns den Punkt auf alle Fälle verdient haben. In der ersten Hälfte haben wir es sehr, sehr kompakt gehalten. Wir haben sehr wenig zugelassen. In der zweiten Hälfte haben wir mehr für die Offensive investiert, auch mit dem Personal noch einmal. Prosenik war sicher enttäuscht, dass er nicht von Anfang an gespielt hat. Er ist dann als Joker reingekommen. So etwas kann man nicht planen. Ich freue mich wirklich für ihn, er hat einen frischen Wind reingebracht."

Philipp Prosenik (WAC-Torschütze): "Es ist eine typische Fußballgeschichte, dass ausgerechnet der verliehene Spieler das Tor schießt. Natürlich war ich extra motiviert. Gegen Freunde spielt man immer gerne. Ich hatte etwas zu beweisen, und das habe ich, glaube ich, getan. In der ersten Hälfte haben wir zu viel Respekt vor Rapid gehabt nach ihrer Leistung im Europacup, in der zweiten Hälfte haben wir uns mehr zugetraut.

Mike Büskens (Rapid-Trainer): "Das Ergebnis ist gerecht. Der WAC hat in der zweiten Hälfte alles nach vorne geschmissen. Sie haben mit Prosenik einen zweiten großen, kopfballstarken Spieler gebracht. Sie wurden für ihren Aufwand belohnt nach einer Ecke, das ist so im Fußball. Spielerisch war wenig zu sehen. Wir hatten trotz alledem ein paar Chancen, um das 2:0 zu machen oder auch das 2:1. Das ist eine kampfbetonte Partie gewesen, da kannst du nicht immer erwarten, dass wir drei oder vier Tore schießen. Wir wissen, dass wir uns in der Realität bewegen und nicht in einer Traumwelt."

Christoph Schößwendter (Rapid-Torschütze): "Wir haben uns in der zweiten Hälfte zunehmend unter Druck setzen lassen und sind nicht mehr richtig herausgekommen. Wir haben uns vorgenommen, dass wir uns nicht zu weit reindrängen lassen. Der WAC hat viel mit langen Bällen agiert. In der ersten Hälfte haben wir schwer hineingefunden. Der WAC war viel bissiger und viel griffiger. In so einem Spiel muss man die zwei, drei Halbchancen, die man in der zweiten Hälfte bekommt, besser fertig spielen."