Sport/Bundesliga

And the Óscar goes to ... St-Etienne

Es ist nicht lange her, da hatte Óscar García öffentlich ein persönliches Ziel formuliert. Der Katalane wäre gerne der erste Salzburg-Trainer in der zwölfjährigen Ära Red Bull geworden, der länger als zwei Jahre im Amt gewesen ist. Dieses Ziel hat er nicht erreicht, Giovanni Trapattoni und Roger Schmidt bleiben mit je zwei kompletten Saisonen Rekordtrainer.

Óscar ist neuer Coach bei AS St-Etienne und bekommt beim französischen Erstligisten einen Zwei-Jahres-Vertrag. Damit verzichtet der Katalane auf die Chance, im Herbst Champions League oder Europa League zu spielen. Seine neue Mannschaft (mit dem Ex-Rapidler Robert Beric) konnte sich als Achter der vergangenen Saison nicht für den Europacup qualifizieren.

Kein Bekenntnis zu Salzburg

Óscars Abgang kommt nicht überraschend. Ein echtes Bekenntnis zu Salzburg gab es nie, obwohl er ein Jahr vor dem Ablauf seinen ersten Vertrag um ein Jahr verlängerte – und das (anders als etwa Roger Schmidt) ohne Ausstiegsklausel. Salzburg bekommt deshalb aber wenigstens ein finanzielles Trostpflaster – im Bereich von einer Million Euro.

Sportlich muss man Óscars Bilanz teilen. In Österreich konnte er nicht mehr gewinnen. Zwei Doubles waren das Maximum. Als erster Trainer der Ära Red Bull konnte er die Titel im Cup und in der Bundesliga, in der vergangene Saison dazu noch ein klubinterner Punkterekord aufgestellt wurde, verteidigen.

Europäisch klappte es nicht ganz so gut. Auch Óscar hat die Champions League nicht erreicht. In der Europa League überstand er als erster Trainer seit Huub Stevens 2010 mit Salzburg nicht die Gruppenphase. An beiden Enttäuschungen war er nicht unbeteiligt.

Schwieriger Start als Vorgeschmack

Im Play-off-Rückspiel der CL-Qualifikation gegen Dinamo Zagreb setzte er einige nicht 100-prozentig fitte Spieler ein, in der Verlängerung fehlte diesen die Kraft. In der EL-Gruppenphase verzichtete er im ersten Gruppenspiel daheim gegen Krasnodar auf einige Stammkräfte. Das Spiel endete 0:1. Schon ein Remis hätte zum Aufstieg in die Runde der letzten 32 Team gereicht.

Óscar war Ende Dezember 2015 von Salzburg präsentiert worden – als Nachfolger von Peter Zeidler, der wiederum für ihn eingesprungen war. Denn eigentlich sollte das Katalane schon ein halbes Jahr davor Salzburg-Trainer werden. Die damals extrem komplizierten Verhandlungen sollten nur ein Vorbote sein auf das, was folgte.

Leicht hatten es die Klubverantwortlichen mit Óscar nie. Immer wieder sorgte er durch öffentliche Aussagen für Irritationen. Der Ex-Barcelona-Spieler musste sich erst an die Salzburger Philosophie, junge Spieler auszubilden und diese dann zu verkaufen, gewöhnen.

"Am Anfang kam vieles unerwartet", meinte er in einem KURIER-Interview. Aber seinen Aufgabe hat er erfolgreich erfüllt. Egal ob Laimer, Hwang, Upamecano oder Schlager – unter ihm entwickelten sich viele junge Spieler extrem weiter.

Professionell, aber reserviert

Dazu schaffte er es auch, die Salzburger Spielanlage weiter zu entwickeln. Die Zeiten des extremen Offensivpressings sind lange vorbei. Die Balance zwischen Offensive und Defensive ist besser geworden. Dass mit nur 24 Gegentoren in der Saison 2016/'17 ein klubinterner Rekord aufgestellt wurde, ist ein Indiz für die neue Stärke.

Sein Umgang mit den Medien war professionell, aber auch sehr distanziert. Nur ein Journalist der Salzburger Krone hatte abseits der offiziellen Termine Kontakt zu ihm. Dass er diesen bei der Informationswiedergabe nicht bevorteilte, spricht wiederum für Óscar.

Deutsch hat er nur Verstehen gelernt, öffentlich geredet hat er praktisch nur auf Englisch oder Spanisch. Als erster Salzburg-Trainer überhaupt hielt er keine Pressekonferenz auf Deutsch. Mit der Landessprache wird er sich in St-Etienne leichter tun. Óscars Ehefrau ist Französin, er selbst beherrscht diese Sprache ordentlich.