1. Viertel: Sturm dominiert, die Wiener schwächeln
Von Alexander Huber
Im ersten Viertel ist nur Sturm aufs Ganze gegangen. Wie ist die Lage der Liga nach neun Runden einzuschätzen? Ein KURIER-Überblick:
Sturm steckte vergangene Saison im Mittelmaß fest. Geschickt verstärkt mit Sportdirektor Kreissl und durchwegs ablösefreien Leistungsträgern starteten die Grazer neu durch. Alar traf bereits neun Mal, dem Ex-Rapidler kommt die auf Konter angelegte Spielweise (nur 46% Ballbesitz im Schnitt) entgegen. Die hilfreiche Auslosung (zuhause gegen die Teams der oberen Tabellenhälfte) wurde perfekt genutzt. Im zweiten Viertel steht mit breiter Brust die Reifeprüfung an.
Salzburg hatte schon einiges zu verkraften: den Rückschlag gegen Zagreb, die Aufregung wegen den Leipzig-Transfers und die Aussagen von Trainer Oscar. Mit dem 0:0 in Altach wurde zumindest Platz zwei und der Zwei-Punkte-Schnitt gehalten.
Rapid hat eingekauft wie noch nie und wurde doch nicht besser. In der alten Fußball-Welt, als es für den Sieg nur zwei Punkte gab und nur zwei Spielerwechsel erlaubt waren, hätten Auftritte wie beim 1:1 in St. Pölten mit dem vierten Remis und nur einem Tausch mehr Sinn ergeben. Nach den bekannten Punkteverlusten bei Außenseitern wird das alte Lied angestimmt. "Mehr Chancen" fordert Kapitän Schwab. "Mehr Durchschlagskraft" Trainer Büskens. Mit den Spielen in Bilbao und Ried wartet vor der Länderspielpause eine wegweisende Woche.
Altach hat sich nach vielen Systemwechseln seit Sommer auf das bei der EURO oft gesehene 5-3-2 festgelegt – perfekt für Konterstürmer Oberlin. Zuletzt stotterte die Offensive, aber ein Plus von sieben Punkten gegenüber 2015 ist aller Ehren wert.
Austria in Europa – das ist die glänzende Seite der Violetten. In der Liga wird rotiert und regelmäßig gepatzt. Mit dem 1:2 gegen die Admira wurde der viel zu hohe Gegentorschnitt von zwei Treffern prolongiert. "Nur individuelle Fehler", sieht Trainer Fink als Grund, die Defensive wirkt aber generell anfällig. Im Vergleich zur Vorsaison fehlen zwar nur zwei Zähler, der Abstand zur Spitze ist jedoch anders als 2015 explodiert. Gegen die Konkurrenten Sturm, Salzburg und Rapid gab es nicht nur null Punkte, sondern auch durchwegs hohe Niederlagen. So ist das Mindestziel Europacup-Qualifikation in Gefahr.
Ried erfing sich nach dem katastrophalen 0:5 beim Auftakt gegen Rapid. Elf Punkte sind drei mehr als 2015, in Mattersburg wurde in letzter Minute der Polster auf das Schlusslicht verteidigt.
WAC spielt eine Saison wie erwartet: nicht besonders gut, aber zu konstant, um abzusteigen. Ein Punkt pro Spiel im Schnitt sollte reichen, vor allem, weil die Heimstärke unter dem Trainergespann Pfeifenberger/Ilzer mit nur einer Niederlage in 14 Spielen erhalten geblieben ist.
Admira wollte die ungewohnte Doppelbelastung durch das Europacup-Abenteuer einfach wegreden und erleidete damit in der Liga Schiffbruch. "Wir sind auch nicht gescheiter als die anderen", erkannte Trainer Lederer, dem mit dem 2:1 bei der Austria Big Points gelangen. Trotzdem: neun Punkte sind beinahe eine Halbierung der 17 Zähler von 2015.
St. Pölten präsentiert sich als schlechtester Aufsteiger seit 2008. Damals hatte Kapfenberg nur fünf Punkte, blieb aber oben. Seit auf ein simples 4-4-2 mit langen Bällen umgestellt wurde, verbessert sich die Ausbeute. "Ich bin zwar von meiner Austria-Zeit geprägt, musste mich aber der Situation und dem vorhandenen Spielermaterial anpassen", sagte Trainer Daxbacher nach dem 1:1 gegen Rapid fast entschuldigend: "Wir sind spielerisch zurückgerudert. Es geht nur um den Klassenerhalt."
Mattersburg legte den größten Absturz hin. Allerdings einen mit Ansage. Bereits in der Vorsaison konnten die 16 Punkte aus dem Auftaktviertel vom Aufsteiger nicht mehr bestätigt werden. Nur fünf sind freilich zu wenig, auch wenn das späte 1:1 gegen Ried unglücklich war.