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Gewaltiger Return im Tennis-Mekka

Roger Federer hat in seiner Karriere sieben Mal das Turnier in Wimbledon gewonnen. In der Profi-Ära (seit 1968) gelang dies sonst nur dem Amerikaner Pete Sampras. Der Triumphzug hat sich für den Schweizer ausgezahlt. Mehr als umgerechnet 21 Millionen Euro verdiente der 33-Jährige bereits in Großbritannien allein an Preisgeld, mit eingerechnet auch das ATP-Finale, das ebenfalls am Jahresende in London stattfindet.

Aber von 21 Millionen sind "nur" 10,5 Millionen auf seinem Konto gelandet. Denn 50 Prozent des Preisgeldes müssen Sportler direkt an den britischen Fiskus abführen. Vergleichsweise gnädig mit den Sportlern ist Österreichs Finanz: 20 Prozent des Bruttobetrags muss ein Veranstalter laut Künstler-Sportler-Erlass "Abzugsteuer" zahlen, wenn er an im Ausland ansässige Personen Preisgeld oder Gage zahlt.

Teure Werbung

Aber die Besteuerung des Preisgeldes ist der britischen Regierung noch nicht genug. Seit 2010 müssen ausländische Athleten zudem noch die Hälfte der Werbegagen abführen, und zwar nicht mehr nur für den tatsächlichen Aufenthalt in Großbritannien, sondern im Verhältnis zu der Gesamtzahl der Wettkampftage im Jahr. Bei rund 280 Wettkampftagen machen allein die 14 Tage Wimbledon (dazu könnten auch noch die Antreten bei Vorbereitungsturnieren und dem ATP-Finale kommen) fünf Prozent aus.

Die nackten Zahlen am Beispiel von Roger Federer: Der Schweizer, der zuletzt 2012 auf dem heiligen Rasen triumphierte, kann jährlich durchschnittlich mit Werbeeinnahmen von rund 48 Millionen Euro kalkulieren. Fünf Prozent davon betragen 2,4 Millionen Euro, 50 Prozent holt sich davon die britische Finanz, das sind im Fall Federer jährlich im Durchschnitt rund 1,2 Millionen. Umgerechnet fast 30 Millionen Euro lieferte der Schweizer mittlerweile in seiner Karriere der royalen Steuerbehörde ab, rechnete das Schweizer Blatt Blick aus.

Sollte Federer heuer in Wimbledon gewinnen, würde es für ihn ein Preisgeld von umgerechnet 2,64 Millionen Euro geben. Die Hälfte muss der 17-fache Triumphator von Grand-Slam-Turnieren sofort ans Finanzamt abliefern, abzüglich der Steuer für Werbeeinnahmen. Bleiben Federer damit zwischen 100.000 und 150.000 Euro.

Freilich, Federer wird es verschmerzen können. Sein Privatvermögen wird laut Forbes auf rund eine halbe Milliarde geschätzt.

Verlustrechnung

Trotzdem steht Ärger auf der Tagesordnung. Für Rafael Nadal sind die Zustände in Großbritannien unhaltbar: "Was im Vereinigten Königreich mit den Steuern passiert, ist wirklich hart." Wenn er etwa beim Vorbereitungsturnier in Queens aufschlägt, riskiert er sogar, Geld zu verlieren. Im dümmsten Fall machen die Spieler sogar Verlust, wenn sie nach Abzug ihrer Ausgaben weniger Preisgeld einstreichen, als ihnen das britische Finanzamt von ihren Werbeeinnahmen abnimmt.

Mittlerweile gibt es die Finanz billiger, die Stars müssen nur noch für die Tage Steuern zahlen, an denen sie spielen oder trainieren. "Die Situation ist aber immer noch nicht ideal für uns", sagt der Spanier Nadal.

Es betrifft nicht nur Tennisspieler. Supersprinter Usain Bolt bleibt zumeist den britischen Veranstaltungen fern. Der Weltranglisten-Erste im Golf, Rory McIlroy, hat 2014 in Großbritannien 2,1 Millionen Euro Preisgeld erspielt. Bleiben 1,05 Millionen. Der Nordire entgeht weiteren Begehrlichkeiten der britischen Finanz durch seinen Hauptwohnsitz: Monaco. Dort lebt auch Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton. Großbritanniens reichster Sportler hat den Vorteil, dass es am Sonntag in Silverstone – wie bei jedem Grand Prix – kein Preisgeld gibt.