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"Auf mich warten Chaos und Schmerzen"

Je schlechter das Wetter ist, desto mehr Zuschauer kommen. Wenn der Wind weht, dicke Tropfen vom Himmel fallen und die Kälte gnadenlos unter die Jacke kriecht, dann leben die Fans bei den Frühjahrsklassikern auf. Dann säumen sie zu Hunderttausenden die Strecke.

"Voriges Jahr sind wir bei MailandSan Remo bei Schneefall gefahren", sagt der Wahl-Kärntner Bernhard Eisel, 33, der in seine 14. Saison als Radprofi startet. "Das ist dann vielleicht nett für ein Heldenepos, aber ich brauch’ das wirklich nicht." Am Donnerstag flog der Profi vom englischen Team Sky nach Belgien, wo an diesem Wochenende in Flandern die ersten Rennen in Europa gefahren werden – als Vorgeschmack auf die großen Frühjahrsklassiker wie MailandSan Remo, die Flandern-Rundfahrt oder ParisRoubaix.

Trotz der Strapazen, die in den kommenden Wochen auf Eisel zukommen, gehören diese Rennen zu den schönsten im Jahr des Österreichers. "Auf mich warten Chaos und Schmerzen", sagt Eisel. In den kurzen, steilen Anstiegen bei der Flandern-Rundfahrt, auf den Kopfsteinpflaster-Passagen bei ParisRoubaix. "Aber diese Klassiker sind mit nichts anderem zu vergleichen. Wenn man da vorne mitfahren kann, sind alle Schmerzen, alle Stürze und das ganze Training vergessen", sagt Eisel, der bisher elf Mal ParisRoubaix gefahren ist, und jedes Mal das Ziel erreicht hat. Wie so oft wird er sich auch heuer in den Dienst der Mannschaft stellen. Chancen könnten sich für ihn aber durchaus ergeben. "Passieren kann es immer", sagt er. So wie 2010, als er Gent–Wevelgem gewann.

Saisonhöhepunkt

Noch ist Eisels Saisonplanung auf die Tour de France ausgerichtet, er steht auf der Longlist seines Teams. Doch 2013 wurde er nicht wie erhofft für seine zehnte Frankreich-Rundfahrt nominiert, da sich das Team voll auf den Gesamtsieg (Froome) konzentriert hatte und dafür auf Bergspezialisten setzte. Da passt ein bulliger Fahrer wie Eisel nicht ins Konzept. "Ich bin der einzige Blade in der Mannschaft", sagt er, der bei 1,83 Metern 80 kg wiegt.

Nach den Doping-Skandalen (vor allem) im vergangenen Jahrzehnt, sieht er seinen Sport auf dem richtigen Weg. "Aber wir reden seit Jahren über den sauberen Weg – und es glaubt uns niemand", sagt er. Dabei sei Radfahren eine geniale, facettenreiche Sportart. "Darüber sollten wir viel mehr sprechen."

Geboren 1981 in der Steiermark ist Eisel seit 2001 Radprofi. Er gewann unter anderem vier Etappen bei der Tour de Suisse und 2010 den Halbklassiker Gent–Wevelgem. Eisel ist der klassische Helfer in einem Team und fuhr in dieser Funktion bereits neun Mal die Tour de France. Sein Vertrag beim Sky-Team läuft bis 2016.