Ronald Zehrfeld
Groß, muskulös, bärtig. Die Hollywood-Insiderzeitschrift Variety bezeichnete ihn als "Deutschen Russell Crowe". Und dabei gelingt ihm der zarte, empfindsame Typ ganz besonders gut: Für seine Darstellung eines in die DDR-Provinz versetzten Kinderarztes in Christian Petzolds Drama "Barbara" heimste Ronald Zehrfeld seine erste Nominierung für den Deutschen Filmpreis ein. In der nächsten Petzold-Verfilmung zeigte er, ebenfalls an der Seite von Nina Hoss, seine Wandelbarkeit: Im Nachkriegsdrama "Phoenix" spielte er einen skrupellosen Erbschleicher.
Und seit kurzem ist Zehrfeld TV-Ermittler. Medien schwärmten von ihm in seiner Rolle als Kommissar "Dengler", nannten ihn "Idealbesetzung" und "einen Mann, an den wir glauben können". Wovon man sich am 14. März im ZDF erneut überzeugen kann. Zehrfeld selbst gibt sich in Interviews bescheiden. Er sei ein großer Fan von Schimanski, räumt er, der reichlich Krimi-Erfahrung hat, ein: Bereits in Dominik Grafs "Unsichtbarem Mädchen" spielte er einen Kommissar und aus dem "Polizeiruf" kennen wir ihn von der anderen Seite des Gesetzes: als Mörder. Die Zusammenarbeit mit Regisseur Graf, unter anderem in der Krimi-Serie "Im Angesicht des Verbrechens", brachte Zehrfeld dann tatsächlich den Deutschen Fernsehpreis sowie den Grimme-Preis.
Jüngster Höhepunkt seiner Karriere: Im Thriller „Der Staat gegen Fritz Bauer“ reflektierte Regisseur Lars Kraume deutsche Zeitgeschichte: Ronald Zehrfeld beeindruckte darin in der Rolle des (fiktiven) jungen Staatsanwalts Karl Angermann, die er bis zur heimlichen Hauptrolle facettenreich ausspielte. Für diese Darstellung ist er nun, ebenso wie für den Ermittler „Dengler“, für eine ROMY als bester Schauspieler nominiert.
Brüche
Vielleicht sind es die Brüche in seiner Biografie, die dem 1977 in Ostberlin geborenen Schauspieler den Wechsel zwischen Genres und Charakteren so besonders leicht machen, ihn sowohl als zartfühlenden Kinderarzt wie als knallharten Polizisten glaubwürdig machen. Als Kind war er Judokämpfer, gewann sogar die DDR-Jugendmeisterschaft. Der Traum von Olympia platzte jedoch. Zehrfeld studierte später Germanistik und Politikwissenschaft.
Die Teilnahme an einem Theaterworkshop weckte sein Interesse für die Schauspielerei. Er begann ein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin. Schon während seiner Studienzeit wurde durch Peter Zadek für das Deutsche Theater in Berlin (u. a. Mutter Courage, 2003) entdeckt. Nach Stephan Schiffers’ Kurzfilm "Goldjunge" (2005) besetzte Graf ihn in seiner preisgekrönten Kinoproduktion "Der Rote Kakadu" neben Max Riemelt und Jessica Schwarz.
Für das Fernsehen stand Zehrfeld an der Seite von Iris Berben für die ZDF-Produktion "Der russische Geliebte" (2008) in einer weiteren Hauptrolle vor der Kamera. 2009 folgte die Hauptrolle des Seeräubers Klaus Störtebeker in Sven Taddickens Abenteuer-Komödie "12 Meter ohne Kopf". 2011 bekleidete Zehrfeld eine Nebenrolle in Christian Schwochows im Theatermilieu spielenden Kinodrama "Die Unsichtbare". Es folgten Kinofilme wie „Zwischen Welten“ von Feo Aladag und „Geliebte Schwestern“ von Dominik Graf sowie Christian Petzolds „Phoenix“. Und nun schließlich „Der Staat gegen Fritz Bauer“ und „Dengler“, ein Klasse-Schauspieler.